Geretsried:Das amerikanische Menetekel

Gerhard Meinl vergleicht Wählerverhalten hier und dort

Von Felicitas Amler, Geretsried

Das Menetekel "Wir wählen gegen das Establishment" stehe auch in Deutschland an der Wand: Diese These hat Gerhard Meinl am Sonntag beim monatlichen CSU-Stammtisch im Gasthaus Geiger vertreten. Der Dritte Bürgermeister der Stadt, als Blasinstrumentenunternehmer weltweit unterwegs, referierte über die US-amerikanische Präsidentenwahl und griff dabei die Sentenz auf, wonach Politik sich immer lokal auswirke ("all politics is local").

Nach Meinls Überzeugung wird der Protektionismus, für den Donald Trump stehe, der deutschen Exportwirtschaft schaden. "Das wird bei uns mehr Auswirkungen haben als der Brexit", sagte er. In der Politik gehe es im Übrigen nicht mehr um links oder recht: "Es ist unten gegen oben." Viele Wähler hier wie in den USA sagten, die Politiker machten doch nur, was sie wollten, nichts sei transparent, und die Parole laute: "Die da oben - das passt uns nicht mehr." Tendenzen dieser Art macht der CSU-Stadtrat Meinl auch in Geretsried aus. Hier bemühe man sich, die Bürger an den Entscheidungen zu beteiligen, sagte er und nannte als aktuelles Beispiel die Neugestaltung des Karl-Lederer-Platzes als Stadtzentrum. Im Bebauungsplanverfahren hätten sich bei der ersten Auslegung gerade einmal 30 Leute geäußert. "Und trotzdem ist da ein Unmut, der sich nicht fassen lässt."

Meinl kritisierte indirekt die seiner Ansicht nach unzureichende Bereitschaft von Bürgern, ein Thema intensiv und rundum zu betrachten. Da gebe es Forderungen nach einem neuen Eisstadion, aber wenn dann im Stadtrat der Haushalt diskutiert werde und man hören könnte, wie sich Projekte einfügen ließen oder eben nicht, gingen die Leute heim.

Der Referent zeigte seine eigene Ratlosigkeit. Er fragte: "Was können wir tun? Noch mehr Partizipation, wenn sich niemand beteiligt?" Von Volksabstimmungen halte er nicht viel; dabei kämen oft merkwürdige Entscheidungen heraus - er nannte als Beispiel das Nein der Traunsteiner zur Bundesgartenschau. Meinl schloss mit dem Appell: "Lasst uns dieses Menetekel weiter lesen."

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