Geretsried:Container-Unterkunft in Lagerhalle

Geretsried: Am gefalteten Dach sind die Hallen an der Gerestrieder Blumenstraße zu erkennen, in die heuer Flüchtlinge einziehen sollen.

Am gefalteten Dach sind die Hallen an der Gerestrieder Blumenstraße zu erkennen, in die heuer Flüchtlinge einziehen sollen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Rund 175 Flüchtlinge sollen in dem leer stehenden Gebäude an der Blumenstraße unterkommen

Von Felicitas Amler, Geretsried

An der Blumenstraße in Geretsried soll die bisher ungewöhnlichste Asylbewerberunterkunft des Landkreises entstehen: Das Landratsamt möchte in der leer stehenden Halle des früher dort ansässigen Stahlbetonelemente-Herstellers Filigranbau 70 Containermodule für insgesamt 175 Flüchtlinge aufstellen. Das Gebäude im Eigentum der Firma Filigran bietet eine überdachte Fläche von 2160 Quadratmetern. Dazu kommt ein beheizter Verwaltungstrakt, der für alle Sanitär- und Gemeinschaftsräume genutzt werden soll. Ob es dazu kommt, entscheidet an diesem Dienstag der Bauausschuss des Geretsrieder Stadtrats; das Projekt steht als zehnter von insgesamt 15 Bauanträgen auf der Tagesordnung: "Nutzungsänderung von Lagerhalle mit Paketlogistik zu Asylbewerberunterkunft". Das Vorhaben ist auf fünf Jahre befristet.

In der von Vertriebenen aufgebauten Stadt Geretsried hat das Thema Flüchtlinge fast immer einen eigenen Resonanzboden. So ist es auch im Fall der ehemaligen Filigran-Halle: Firmengründer Stefan Keller war selbst Vertriebener aus Siebenbürgen; sein Unternehmen siedelte er im Jahr 1949 in leer stehenden Gebäuden des NS-Rüstungsbetriebs Dynamit-Aktien-Gesellschaft (DAG) in Gartenberg an. Die dort bei Filigran entwickelte Gitterträgerdecke wurde für das Unternehmen zu einem Umsatzbringer; sie ist ein Standardelement im Wohnungsbau. Filigran ist seit Mitte der 1990er-Jahre in der Nähe von Dessau ansässig.

"Äußerst spannend" nennt René Beysel, Hauptverwaltungsleiter im Landratsamt, den Plan einer Asylunterkunft in einer Produktionshalle. Das Landratamt werde dazu Einzelcontainer für je zwei bis drei Personen anschaffen und diese in kleinen Gruppen, teils auch zweigeschossig, aufstellen. Dazu sollen im zweistöckigen Verwaltungstrakt, der beheizbar ist, Funktionsräume eingerichtet werden: 20 Duschen, 20 WCs, drei Küchen, zwei Aufenthaltsräume. Außerdem sei ein Büro vorgesehen, für Mitarbeiter des Landratsamts, aber auch für ehrenamtliche Helfer. Die Einrichtung soll rund um die Uhr von einem Sicherheitsdienst bewacht werden. Sie kann nach Beysels Schätzung frühestens Ende März bezugsfertig sein.

Die Eigentümer seien "äußerst kooperativ", sagt Beysel, offenkundig fühle die Familie "eine soziale Verpflichtung", in der Flüchtlingskrise zu helfen. Maja Engelbrecht, Tochter des Firmengründers Stefan Keller, bestätigt dies. Es sei wichtig, dass die Halle sinnvoll genutzt werden kann; das Landratsamt sei "hocherfreut" gewesen über dieses Angebot.

Es ist damit zu rechnen, dass der Geretsrieder Bauausschuss dem Vorhaben des Landratsamts das gemeindliche Einvernehmen erteilt. Nach Auskunft von Raimund Stumpfhauser, leitender Mitarbeiter im Bauamt des Rathauses, lasse die Rechtslage kaum eine Ablehnung zu. Er sagt, auch wenn es hier im Landkreis noch keine solchen Asylbewerberunterkünfte gebe, sei es doch gängige Praxis, Containermodule in große Hallen zu stellen.

Die Stadträte sprechen in dieser Sitzung außerdem über eine bereits genehmigte Unterkunft für 184 Asylbewerber, die der Privatinvestor Vitalis Grundbesitz GmbH an der Jeschkenstraße bauen will. Die sehr umfangreiche Tagesordnung umfasst einen weiteren Bauantrag des Landratsamts, und zwar für einen Interimscontainer im Zuge der Generalsanierung des Schulzentrums an der Adalbert-Stifter-Straße.

Bau- und Umweltausschuss des Stadtrats, Rathaus Geretsried, Sitzungssaal, 17 Uhr.

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