Geretsried:Bürgermeister fährt auf Strom ab

Lesezeit: 2 min

Michael Müller (l.) gibt nicht mehr Gas, sondern Strom: Der Geretsrieder Bürgermeister testet ein E-Auto der Energiewende Oberland. (Foto: Hartmut Pöstges)

Michael Müller testet Elektroauto der Bürgerstiftung Energiewende Oberland

Von Andreas Scheuerer, Geretsried

Mit einer Autotauschaktion will die Bürgerstiftung Energiewende Oberland die Elektromobilität vorantreiben: Seit Anfang Oktober können Bürger für eine Woche ihr Auto gegen ein Mitsubishi Electric Vehicle, kurz MIEV, eintauschen und dabei erfahren, wie sich "die Zukunft des Autofahrens anfühlt", sagt der Leiter der Geschäftsstelle in Penzberg, Stefan Drexlmeier. Nun testet auch der Bürgermeister von Geretsried, Michael Müller (CSU), das Fahrzeug und übergibt seinen Dienstwagen an die Stiftung. Dabei fühle er sich "wie ein Grundschüler vor dem ersten Schultag".

Ziel der Tauschaktion ist, dass Interessenten die abgasfreien Elektrofahrzeuge im Alltag testen können. Denn die Verkaufszahlen seien immer noch mäßig, wie Josef Kellner, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung einräumt. So waren im Jahr 2015 lediglich 75 Elektroautos im gesamten Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gemeldet. Die Vorbehalte der Autofahrer betreffen dabei zumeist die hohen Anschaffungskosten sowie die geringe Reichweite der Elektrofahrzeuge. Auch die wenigen Ladestationen hindern Verbraucher bislang offenbar an der Investition - auch wenn immer mehr Stromtankstellen entstehen.

Kellner relativiert diese Vorurteile: Es seien im Landkreis bereits viele Ladestationen vorhanden und weitere in Planung. Auch vor dem Rathaus in Geretsried soll in Kürze eine Station installiert werden. Die Reichweite der elektrischen Fahrzeuge - im Schnitt beträgt diese derzeit 140 Kilometer - sei auch kein Argument gegen den Kauf, denn nur wenige Autofahrer müssten diese Strecke am Tag bewältigen. Und selbst die Kaufpreise würden sich in naher Zukunft an jene von Autos mit Verbrennungsmotoren angleichen, sagte Christian Schwerdtner, Geschäftsführer eines Autohauses in Penzberg, das ein Elektroauto für die Aktion bereitstellte. Des Weiteren betrügen die laufenden Kosten eines E-Vehikels etwa ein Drittel im Vergleich zum Benzinfahrzeug, da sowohl die Reparatur als auch die Besteuerung weniger ins Gewicht fallen. Hinzukommen die geringen Kosten für das Tanken von Strom im Vergleich zum Sprit.

Die Resonanz, die die Bürgerstiftung bislang von den Probanden erhielt, sei durchweg positiv und bestätige das Umdenken bei den Bürgern, wie Drexlmeier resümierte. Eine Testerin habe über ihre Erfahrungen mit MIEV getwittert. Ihr Fazit: Fantastisch.

Natürlich müsse die primäre Zielsetzung weiterhin die Verkehrsvermeidung bleiben. Darüber hinaus möchte die Energiewende Oberland allerdings dafür sorgen, dass eine Änderung im Kaufverhalten der Konsumenten stattfindet: "Wir wollen mehr KW und weniger PS auf die Straße bringen", erklärt Kellner das Vorhaben der Bürgerstiftung.

Die elektrisch betriebenen Fahrzeuge könnten in Zukunft womöglich ganz neue Technologien ermöglichen, sagt Schwerdtner. So sollen künftig ganze Haushalte von der Stromeinspeisung der neuen Autos profitieren - eine Technologie, die auch Unternehmen nutzen könnten, kämen alle Arbeitnehmer mit Elektroautos zur Arbeit. "Intelligentes Strommanagement", soll das dann heißen.

Bürgermeister Michael Müller ist nun bereits der 19. Proband, über den sich die Bürgerstiftung besonders freut, wie Kellner sagt. "Es ehrt uns, dass die einwohnerstärkste Stadt des Landkreises mit uns kooperiert und damit auch ein Zeichen setzt." Dass der Bürgermeister in Wolfratshausen, Klaus Heilinglechner, schon lange einen Elektrodienstwagen fährt, sollte hierbei nicht unerwähnt bleiben.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: