Geretsried:Bäume müssen für Autos weichen

Geretsried: Unfallschwerpunkt Friedhofskreuzung: In den vergangenen vier Jahren hat es an dieser Ecke 27 Mal gekracht. Es gab mehrere Verletzte.

Unfallschwerpunkt Friedhofskreuzung: In den vergangenen vier Jahren hat es an dieser Ecke 27 Mal gekracht. Es gab mehrere Verletzte.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Unfallschwerpunkt an der Friedhofskreuzung soll entschärft werden. Doch Polizei und Bauamt sind uneins, ob die Fällung wirklich nötig ist.

Von Felicitas Amler

An der sogenannten Friedhofskreuzung in Geretsried werden an diesem Mittwoch mehrere Bäume gefällt. Das Staatliche Bauamt Weilheim begründet diesen Eingriff mit der Verkehrssicherheit. Die Sicht auf die Ampel an der Kreuzung der Staatsstraße 2369 mit der Adalbert-Stifter-/Richard-Wagner-Straße sei "durch den dichten Baumbewuchs" behindert. Dies sei dort die Hauptunfallursache. Walter Siegmund, Leiter der Geretsrieder Polizeidienststelle, sieht das ganz anders als die Weilheimer: "Die Bäume sind nach unserer Ansicht nicht ursächlich für die Unfälle", sagte er der SZ.

Die Staatsstraße 2369 führt vom Kreisverkehr an der Bundesstraße 11 im Süden Geretsrieds zur Adalbert-Stifter-/Richard-Wagner-Straße und darüber hinweg Richtung Tattenkofen. Es ist für viele Autofahrer eine wichtige Verbindung auf dem Weg in die Kreisstadt Bad Tölz. Die Adalbert-Stifter-Straße wiederum ist die Hauptverkehrsader der Stadt Geretsried, über die täglich rund 18 000 Fahrzeuge rollen. An der "Friedhofskreuzung" haben sich nach Angaben des Staatlichen Bauamts in den vergangenen Jahren 27 Unfälle mit mehreren Schwer- und Leichtverletzten ereignet.

Die Analyse habe ergeben, so heißt es in der Mitteilung des Bauamts, "dass die Sichtverhältnisse auf die vorhandene Lichtzeichenanlage durch den dichten Baumbewuchs, von der B 11 kommend, behindert sind". Eine der Hauptunfallursachen werde dadurch begünstigt: "das Einbiegen und Kreuzen im Zusammenhang mit Rotlichtverstößen".

Daher habe die Unfallkommission des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen festgelegt, dass mehrere Bäume gefällt werden müssten. Der Kommission gehörten, so heißt es weiter, Vertreter der Polizei, der Straßenverkehrsbehörde und des Staatlichen Bauamts Weilheim an. Zur weiteren Verbesserung der Situation soll im kommenden Jahr ein Peitschenmast angebracht werden, der die Ampel verdeutliche.

Für die Baumfällung wird an diesem Mittwoch, 9. November, die Staatsstraße von der Abzweigung der Johann-Sebastian-Bach-Straße bis zur Kreuzung Adalbert-Stifter-/Richard-Wagner-Straße total gesperrt. Der Verkehr wird über die Johann-Sebastian-Bach-Straße in die Sudetenstraße und weiter auf die Richard-Wagner-Straße umgeleitet.

Das Bauamt erklärt, die Maßnahme werde in Abstimmung mit der Stadt Geretsried und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises vorgenommen. Die Kosten von rund 5000 Euro trage der Freistaat Bayern. Neue Bäume sollen "zeitnah" zu den Fällungen gepflanzt werden. Es sei auch eine Alternative geprüft worden: Das Auslichten der Kronen der Bäume sei aber nicht möglich, da zu wenig Substanz für ein gesundes Wachstum übrig bliebe.

Der Geretsrieder Polizeileiter Siegmund sagt, er sei nicht in die Analyse einbezogen gewesen. Grundsätzlich seien Verkehrsknotenpunkte wie Kreuzungen und Einmündungen immer unfallträchtig; die vom Staatlichen Baumt genannte Zahl von 27 Unfällen in vier Jahren erstaunt ihn daher nicht. Natürlich, so sagt Siegmund, werde die Sichtbarkeit der Ampel "ein bissel verbessert", wenn nun Bäume gefällt werden.

Doch auch nach Rücksprache mit dem zuständigen Mitarbeiter in der Polizeidienststelle kommt Siegmund zu dem Schluss, dass dadurch nicht eine Hauptunfallursache an der Friedhofskreuzung beseitigt werde.

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