Geretsried:Alle fünf Jahre ein Besuch

Geretsried: Besuch aus Norwegen: Inger Gulbrandson, ehemalige Leiterin der Band, Simen Smedsud, Lise Myrseth und die heutige Leiterin Liv Marthe Føllesdal (v.l.).

Besuch aus Norwegen: Inger Gulbrandson, ehemalige Leiterin der Band, Simen Smedsud, Lise Myrseth und die heutige Leiterin Liv Marthe Føllesdal (v.l.).

(Foto: Pöstges)

Geretsrieds norwegische Freunde sind zum Sommerfest wieder in die Stadt gekommen

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Echte Freunde erkennt man an dem Gefühl, das man nach einer langen Zeit der Trennung hat: Ist es gerade so, als hätte man sich erst gestern zum letzten Mal gesehen, dann kann die Freunde nichts mehr trennen. Ein gutes Beispiel ist die Freundschaft zwischen Geretsried und der norwegischen Stadt Eidsvoll. Vertraglich wurde sie zwar nie geregelt, weshalb von einer offiziellen Städtefreundschaft nicht die Rede sein kann. Das aber ist auch nicht nötig, die Verbindung hält von allein - seit 45 Jahren.

Zum Geretsrieder Sommerfest waren die norwegischen Gäste wieder da: 47 Jugendliche kampierten in der Turnhalle der Adalbert-Stifter-Schulen, acht Eltern schliefen im Gasthaus Beham in Einöd. Begleitet wurde die Band Vilberg Skolekorps von ihrer Leiterin Liv Marthe Føllesdal und der früheren Leiterin Inger Gulbrandson. Die wollten vor allem, dass die gemeinsame Reise die Gemeinschaft festigte; deshalb wurden die jungen Bandmitglieder nicht auf Gastfamilien verteilt. In der Turnhalle wurde auch geprobt, für Auftritte auf dem Festumzug zur Eröffnung des Volksfests oder auf der Königsdorfer Alm. Eine Überraschung für den elfjährigen Simen Smedsud: Er habe vorher gedacht, es werde viel mehr um die Musik gehen. Letzten Endes habe die Gruppe jedoch vor allem sehr viel Spaß gehabt. Sein persönliches Highlight: der Besuch im Alpamare in Bad Tölz. Er gehört zu den letzten Eidsvollern, die das Bad noch erleben konnten, bevor es Ende August seine Tore schließt.

Die 24-jährige Lise Myrseth war schon dreimal in Geretsried; sie habe hier inzwischen auch Freunde gefunden, mit denen sie sich bei jedem Wiedersehen rege austausche. Ihre Zeit in der Kapelle sei inzwischen vorbei, nach Geretsried zurückkehren wolle sie dennoch. Für die Abschiedsfeier am Schulzentrum am Montag hatte sie sich ein Dirndl geliehen. Ihr Fazit: "Fühlt sich gut an, sehr bequem."

Alles begann in den Sechzigerjahren, als Dieter Brich eine Norwegerin heiratete und zu ihr nach Eidsvoll zog. Über einen Freund stieß er zu der norwegischen Kapelle, die ihn um einen Tipp für einen Ausflug nach Deutschland bat. Brich kontaktierte den damaligen Geretsrieder Bürgermeister Heinz Schneider, der ihm mitteilte, dass es für den Besuch der Norweger zufällig einen guten Anlass gab: Geretsried stand kurz vor der Stadterhebung, die Norweger durften mitfeiern.

Die Kapelle reiste 1970 zum ersten Mal nach Geretsried, erzählt Helmut Hahn, Vorsitzender der Egerländer Gmoi. Weil ihnen das so gut gefiel, luden sie die Geretsrieder im Jahr darauf zum Gegenbesuch ein; die Jugendstadtkapelle nahm das Angebot 1971 an. Seither besteht die Tradition: Alle fünf Jahre empfängt Geretsried die Eidsvoller, und stets im Jahr darauf bricht eine Kapelle aus Geretsried nach Eidsvoll auf. 20 Jahre lang übernahm dies das Jugendblasorchester, dann fuhr die Bunkerblasmusik nach Eidsvoll, zweimal war es das Jugendorchester der Musikschule, zweimal die Stadtkapelle. Das alles ohne Freundschaftsvertrag - weil es eben schon so lange ohne funktioniert, sagt Hahn.

In den ersten 20 Jahren hatte noch das Kulturamt der Stadt die Organisation der Fahrten und Gegenbesuche übernommen, dann nahm sich die Egerländer Gmoi der Sache an. Hahn: "Es hieß: Ein Egerländer hat's begonnen, dann sollen es auch die Egerländer übernehmen." Dieter Brich war eben auch ein Egerländer. Finanzielle Sicherheit hat die Gmoi durch den Städtefreundschaftsverein, der von der Stadt einen Zuschuss erhält. Am Dienstag sind die Besucher nach Hause geflogen. Im kommenden Jahr reist die Geretsrieder Stadtkapelle in den Norden; bis die Eidsvoller jedoch wiederkommen, wird ein halbes Jahrzehnt vergehen.

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