Gymnasium Geretsried:Abi-Streich läuft aus dem Ruder

Gymnasium Geretsried: Direktor Hermann Deger mit einem Schaukasten, der mutwillig beschädigt wurde. Die Plexiglasscheibe wurde heraus gerissen.

Direktor Hermann Deger mit einem Schaukasten, der mutwillig beschädigt wurde. Die Plexiglasscheibe wurde heraus gerissen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Bei der Vorbereitung im Geretsrieder Gymnasium beschmieren Schüler nicht nur Wände, sondern verletzen auch jüngere Schüler. Direktor Deger ist schockiert

Von Niklas Gramann, Geretsried

Bei der Vorbereitung des Abi-Streich im Geretsrieder Gymnasium ist einiges aus dem Ruder gelaufen. Schüler drangen nachts unerlaubt in die Schule ein und richteten so viel Unheil an, dass andere Schüler, Eltern und auch Direktor Hermann Deger schockiert reagierten. Die Übeltäter waren vermutlich betrunken. Eigentlich hatten die Abiturienten in der Nacht auf Dienstag ihren Abi-Streich vorbereiten wollen. Deger berichtet: "Es wurden im Schulhaus Wände mit Kreide und Filzmarkern beschmiert, Schulutensilien zerstört und außerdem war viel Wasser im Spiel." Eine Mutter berichtet von "pornografischen Schmierereien".

Deger sagt, er habe einer Eskalation entgegen wirken und deshalb die Schüler um 3.30 Uhr in die Schule lassen wollen, um den Abi-Streich vorzubereiten. Früher sei es erlaubt gewesen, in der Schule zu übernachten. Aber das habe oft zu Problemen geführt, deshalb sei es vor einigen Jahren abgeschafft worden. Als Deger in der Nacht auf Dienstag an der Schule ankam, waren aber bereits einige Schüler im Schulhaus. Cedric Hübner, einer der Oberstufensprecher, erinnert sich: "Wir haben in der Nähe der Schule gegrillt und einige sind dann auf die Idee gekommen, früher als geplant ins Schulhaus zu gehen."

Erst am nächsten Morgen, als es hell war, fiel auf, welche Zerstörungen einige Abiturienten in der Nacht angerichtet hatten. Manche machten noch weiter und bewarfen Schüler aus den unteren Klassen mit Wasserbomben. Die Kinder seien dabei leicht verletzt worden, berichtet Deger. "Wir hätten das in diesem Ausmaß nie erwartet." Die Jahrgangsstufe habe in diesem Jahr auch einen sehr gelungenen und gesitteten Kultur-Abend abgehalten. Er habe gedacht, die Klasse sei über den Berg, was unangemessenes Verhalten angehe. "Ich muss betonen, dass es genug Schüler in dieser Jahrgangsstufe gibt, die gute Manieren haben", fügt er hinzu. Deshalb habe er auch nie daran gedacht, die Verleihung der Abiturzeugnisse an diesem Freitag abzusagen. "Es gibt genug Schüler, die meine Wertschätzung verdient haben." Zur Behebung der verursachten Schäden arbeitet Deger mit den Sprechern des Abiturjahrganges zusammen.

"Für das nächste Jahr müssen wir uns natürlich etwas überlegen. Denn so einen Abi-Streich wollen wir nicht noch einmal", sagt der Direktor auch. Die jetzige Q11 müsse sich aber keine Sorgen machen, dass sie keinen Streich bekomme. Schließlich sei diese Art der Verabschiedung von Schule und Lehrern schon lange Tradition. Man müsse nur versuchen, die Waage zwischen Spaß und Ernst zu halten.

Cedric Hübner sagt: "Es ist so, dass es oft an einzelnen Schülern liegt", sagt der Geretsrieder. Die Q12, die aus 119 Schülern bestehe, müsse für einen Schaden von 700 Euro aufkommen. Zuerst seien es nur 200 Euro gewesen, sagt der Abiturient. Aber da irgendjemand eine Buchkamera kaputt gemacht habe, seien es jetzt 700 Euro. "Das ist viel Geld für uns", sagt er. Ihn störe vor allem, dass die ganze Jahrgangsstufe für die Fehler einzelner gerade stehen müsse, sagt der 18-Jährige. " Ich weiß zwar persönlich nicht, wer die Schäden verursacht hat, aber ich hoffe, dass sie sich noch melden werden"

"Die Q12 hält dicht und verrät die Schüler nicht, die für die Schäden verantwortlich sind. Deshalb hat die Schule auch keine Möglichkeit, gegen einzelne vorzugehen.", sagt Schulleiter Deger. Er werde das Thema in seine Abiturrede mit einfließen lassen, um den Betreffenden klar zu machen, dass sie wirklich nur den Schutz der Klasse genössen. Deger setzt auf die jetzige Q11: "Sie bekommen die Chance zu zeigen, dass ein Abi-Streich auch ohne Zerstörung möglich ist und nicht auf Kosten der Mitschüler und Lehrer gehen muss."

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