Geplantes Feuerwerk am Kochelsee:Schock für Vögel

Kochel am See will mit einem großen Feuerwerk das Jahr abschließen - ausgerechnet in einem hochsensiblen Bereich, sagen Bund Naturschutz und Grüne. Sie fordern einen Verzicht auf die Ballerei.

Von Birgit Lotze

Geplantes Feuerwerk am Kochelsee: So ruhig sollt's bleiben am Kochelsee - das wünscht sich der Bund Naturschutz auch für die Silvesternacht.

So ruhig sollt's bleiben am Kochelsee - das wünscht sich der Bund Naturschutz auch für die Silvesternacht.

Das geplante Silvesterfeuerwerk am Ufer des Sees in Kochel erregt den Unmut von Umweltschützern. Der Bund Naturschutz (BN) spricht von einem "Schockerlebnis" für Vögel durch die mitternächtliche Silvesterknallerei, was mitunter auch tödlich für die Tiere ende. Im Landratsamt sei die Gefahr zwar offenbar erkannt worden, so interpretiert der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Naturschutz, Achim Rücker, die Vorlagen. Trotzdem finde das Feuerwerk an der geplanten Stelle statt, wenn auch mit Auflagen. Die Grünen wollen das Silvesterfeuerwerk an der störungsempfindlichen Kocheler Bucht auch im Umweltausschuss und im Naturschutzbeirat des Landkreises zur Sprache bringen.

Die Kritik entzündet sich vor allem daran, dass das Silvesterfeuerwerk in Kochel vom Trimini-Parkplatz mehr ans Seeufer rückt. Die Veranstaltern haben in den vergangenen Jahren gewechselt - früher war es die Junge Union, derzeit ist es der Sportverein Kochel. Der Abschussplatz liege nicht mehr wie früher 210 Meter vom Ufer weg, sondern noch hundert Meter, sagt Pyrotechniker Markus Greiner. Im vergangenen Jahr seien die Zuschauer nass geworden, deshalb sollten sie heuer, sofern es wieder regne, bei der Boule-Halle des Sportvereins Unterschlupf finden können.

Das Feuerwerk werde der Sicht wegen auf der großen Wiese am See abgefeuert. Auf die Vögel sieht Greiner wegen der größeren Nähe zum Ufer nicht mehr Lärm zukommen. "Wenn ich 190 Meter hoch schieße, setzt sich der Schall eh fort", meint er. Außerdem sei es zu Silvester "ringsherum laut" und die Vögel knallerpobt: "Die kennen Gewitter."

Der Bund Naturschutz und die Grünen im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen verweisen auf neue Studien in den Niederlanden. Auf Radarschirmen seien die stärksten Fluchtbewegungen bei Feuerwerken an Gewässern und Feuchtgebieten zu erkennen gewesen. Wie am Starnberger und am Walchensee überwinterten am Ufer des Kochelsees Hunderte Wasservögel, wie Reiherenten oder die Tauchente, die klare Seen benötigen, um Futter zu finden. Der See sei deshalb auch als spezielles Vogelschutzgebiet ausgewiesen.

Außerdem sei es nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten, wild lebende Tiere der europäischen Vogelarten unter anderem während der Überwinterungszeit erheblich zu stören. "Mitten in der Stadt -wie im Kurgarten in Tölz - macht den Vögeln das Feuerwerk lange nicht so viel aus", sagt Rücker. "Aber in einem so sensiblen Bereich wie dem Ufer am Ausfluss des Kochelsees ist das hochproblematisch." Rücker regt an, sich mit einem Feuerwerksverbot in diesen Schutzzonen auseinanderzusetzen. "In denkmalgeschützten Innenstädten, wie in Bad Tölz, sind Feuerwerke verboten. Warum sollte das nicht auch für unsere Überwinterungsgewässer für seltene Wasservögel im Landkreis gelten?"

So leicht wird sich Kochel am See die Veranstaltung wohl nicht nehmen lassen. Bürgermeister Thomas Holz (CSU) begrüßte das von den Sportlern geplante Feuerwerk am See ausdrücklich. "Es ist schließlich etwas Besonderes, wenn die Dorfgemeinschaft zum Jahreswechsel Gelegenheit bekommt, bei einem Feuerwerk miteinander anzustoßen." Und am Seeufer sei eben der Kocheler Festplatz. Der Zeitraum sei von einem Ornithologen in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde freigegeben worden, sagt Holz. "Sonst hätten wir von der Gemeinde das Feuerwerk schon abgeblockt."

Im Landratsamt war am Donnerstag die Fachbehörde nicht für eine Auskunft zu erreichen. Pyrotechniker Greiner findet die Auflagen, die ihm heuer gemacht wurden, "nicht dramatisch". Anders sei dies im Sommer beim Seefest in Kochel gewesen. Da habe er einen Ornithologen beschäftigen müssen, der das Verhalten der Vögel beobachten sollte. "Die flattern kurz hoch und setzen sich wieder hin. Das war's", so interpretiert Greiner das Ergebnis.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: