Gegen den Fachkräftemangel:81 Berufe in Wort und Bild

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Landkreis präsentiert zweite Auflage des "Ausbildungskompasses".

Im Oberland fehlen in diesem Jahr 8000 Fachkräfte, fast alle im beruflich qualifizierten Bereich und nur vereinzelt im akademischen, teilt die Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern mit. Dieser Engpass, so sind sich Experten einig, könne unter anderem aufgefangen werden, wenn sich mehr junge Leute wieder für eine berufliche Ausbildung entscheiden und nicht für ein Studium. Kein leichtes Unterfangen. Betriebe müssten sich auf die Hinterbeine stellen, wenn sie gute Auszubildende bekommen wollen, sagt Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Mittlerweile gebe es auch im Landkreis mehr Angebot als Nachfrage. Weshalb aus seiner Sicht "Ausbildung" das Thema schlechthin sei.

Um jungen Menschen eine Hilfestellung bei ihrer Berufswahl zu geben, hat der Landkreis in Kooperation mit dem Wirtschaftsforum Oberland, der IHK, der Kreishandwerkerschaft Miesbach/Bad Tölz-Wolfratshausen und der Agentur für Arbeit zum zweiten Mal den "Ausbildungskompass" aufgelegt. In der 168-seitigen Broschüre sind verschiedene Berufe beschrieben, Ausbildungsbetriebe aufgelistet und duale Studiengänge verzeichnet.

Er sei stolz, was es an Ausbildungsfacetten im Landkreis und der Region gebe, sagte Landrat Niedermaier. Der Ausbildungskompass biete nicht nur nützliche Informationen, er sei zugleich eine Plattform für betriebe sich zu präsentieren. "Das ist extrem wichtig." Das bestätigte auch Wirtschaftsförderer Andreas Roß. Dass sich die kleinen und mittelständischen, inhabergeführten Firmen, die im Landkreis in der Überzahl seien, auf diese Weise beim Nachwuchs vorstellen könnten, sei "wichtig und zielführend".

Reinhold Krämmel, der in seiner Doppelfunktion als Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses und als Aufsichtsratsvorsitzender des Wirtschaftsforums Oberland bei der Präsentation des Ausbildungskompasses im Tölzer Landratsamt zugegen war, warb für die Attraktivität der Ausbildungsberufe. Es müsse sich in der Gesellschaft etablieren, dass man beruflichen und persönlichen erfolg nicht allein mit einem akademischen Abschluss erzielen könne. "Mit einem guten Berufsabschluss stehen alle Möglichkeiten offen", betonte er. Dies bestätigte Katharina Kristen, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Rosenheim. Der Ausbildungskompass sei ein "tolles Produkt" und eine gute Ergänzung zu den Informationsmaterialien und -portalen der Arbeitsagentur. Natürlich könne die Broschüre nicht zu 100 Prozent den Ausbildungsmarkt in der Region abdecken, "sonst wäre sie so dick wie ein Telefonbuch". Dennoch biete der Kompass viele Informationen. Besonders begrüßte Kristen, dass die Angebote für duale Studiengänge aufgenommen worden seien. Diese würden von Betrieben ausgebaut.

Potenzial sieht Kristen darin, Studienabbrecher zu motivieren, auf eine betriebliche Ausbildung umzusteigen. Krämmel propagierte, dass Abiturienten zuerst eine Ausbildung machen sollten. "Vielleicht bleibt der ein oder andere dann dabei."

Die Schulen im Landkreis erhalten den Ausbildungskompass kostenlos, in dem 81 Berufe vorgestellt werden. "Und nutzen ihn gerne", so Roß. Er liegt ferner im Landratsamt, der Agentur für Arbeit oder in Rathäusern öffentlich aus. Neu aufgenommen wurde in der Broschüre unter anderem, welche Betriebe Ferienjobs anbieten. Auch online (mein-ausbildungskompass.de) können sich Schüler, Eltern und Interessierte informieren. Dabei sind auch Ausbildungsbetriebe über die Landkreisgrenzen hinweg aufgeführt. Denn wer etwa Zupfinstrumentenmacher werden will, kann dies in Mittenwald lernen.

© SZ vom 15.06.2018 / veca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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