Gedenken:Im Sinne von Max Mannheimer

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Sybille Krafft am wieder freigelegten ursprünglichen Eingang des Badehauses - künftig ein Schaufenster. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Badehaus-Verein feiert das Richtfest für seine Erinnerungsstätte - und vermisst den großen Freund und Fürsprecher.

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Drei Etagen, 700 Quadratmeter Fläche und ein ausgefeiltes Konzept für die inhaltliche und räumliche Gestaltung von der Erinnerung an die Mikwe, ein rituelles Bad, im Keller bis zu symbolischen Bäumen der Erinnerung im Obergeschoss: Die Dokumentations- und Begegnungsstätte Badehaus Waldram-Föhrenwald ist unter Dach und Fach. Am Freitagnachmittag feierte der Verein Bürger fürs Badehaus Richtfest. Ein Meilenstein für die Initiative, der die Rettung des historischen Gebäudes am Kolpingplatz in Wolfratshausen-Waldram zu verdanken ist. In dem spitzgiebeligen Haus lassen sich vier Phasen deutscher Zeitgeschichte anschaulich machen: die Nazi-Rüstungsarbeitersiedlung Föhrenwald, der Todesmarsch aus dem KZ Dachau Richtung Alpen zu Kriegsende, das jüdische Camp für Displaced Persons (DP) nach der Befreiung und die Heimatvertriebenen-Siedlung Waldram.

Für Sybille Krafft, die den Badehaus-Verein zusammen mit Wolfgang Saal leitet, war eines der aufregendsten Ereignisse, als heuer die ersten Profi-Bauarbeiter Hand anlegten. Da habe sie sich an den Brunnen am Kolpingplatz gesetzt, erzählt sie, lange Zeit nur glücklich zugeschaut und gedacht: "Jetzt geht's wirklich voran." Dem waren vier harte, arbeitsreiche Jahre vorangegangen. Der Verein musste um Unterstützer werben, trieb Spenden und Zuschüsse für den 1,75 Millionen Euro teuren Umbau auf und arbeitete Tausende Stunden im und am Haus. Der Stadt Wolfratshausen diente der Verein am Freitag die Ehrenmitgliedschaft an - "als besonderen Dank, aber vielleicht auch als besondere Verpflichtung, an unserer Seite zu bleiben".

Krafft erinnerte beim Richtfest wehmütig an den gerade verstorbenen Max Mannheimer - Badehaus-Unterstützer der ersten Stunde - und zitierte einen Satz dieses prominenten jüdischen Zeitzeugen, der selbst nach dem Krieg Displaced Persons in Föhrenwald betreute: "Hier war etwas", so sagte Mannheimer 2012 über das Badehaus, um deutlich zu machen, dass es einer Erinnerungsstätte bedürfe. "Wo immer er jetzt sein mag, er schaut auf uns herab und freut sich", sagte Krafft.

© SZ vom 01.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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