Geburtshilfe in Bad Tölz vor dem Aus:In unfreudiger Erwartung

Asklepios Stadtklinik Bad Tölz

Die Entbindungsstation in Bad Tölz wird wohl aufgelöst. Tölzer Kindl gibt es dann nicht mehr.

(Foto: Manfred Neubauer)

Nach dem Landrat sehen auch andere führende Kreispolitiker keine Mehrheit für Rettung der Geburtshilfe in Bad Tölz. Selbst der Lenggrieser Bürgermeister will gegen den Millionen-Zuschuss stimmen.

Von David Costanzo

Zu entschieden waren die Aussagen der Experten, zu klar die Einschätzung der Ärzte, zu vage auch die wirtschaftlichen Aussichten: Für den Millionen-Zuschuss zur Rettung der Geburtshilfe in Bad Tölz zeichnet sich keine Mehrheit im Kreistag ab. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) steht mit dieser am Wochenende abgegebenen Einschätzung nicht allein da. Auch der Dritte Landrat Klaus Koch (Grüne) und CSU-Fraktionschef Martin Bachhuber bestätigen diese Beobachtung nach der Expertenrunde vom vergangenen Freitag im Landratsamt.

Beide gehen von einem klaren Votum bei der entscheidenden Sitzung am kommenden Freitag aus, auch wenn in dieser Woche erst die Beratungen in den Fraktionen anstehen - am Dienstagabend etwa die der CSU, am Donnerstag die der Grünen. "Die Fakten waren eindeutig", sagt Bachhuber. Und Koch erklärt: "Die Fachleute haben uns unwidersprochen vor dem Versuch gewarnt, die Geburtshilfe in Bad Tölz zu retten." Es sieht alles danach aus, dass es vorerst keine gebürtigen Tölzerinnen und Tölzer mehr geben wird.

Besonders prekär wäre das auch für Schwangere in Lenggries, weil sich für sie die Fahrt zur Entbindung nach Wolfratshausen auf durchschnittlich 36 Minuten verlängern würde - gefordert sind aber höchsten 30 Minuten. Agatharied läge dann mit 29 Minuten laut Gutachter näher. Doch selbst der Lenggrieser Bürgermeister Werner Weindl (CSU) wird dem Zuschuss von 1,8 Millionen Euro im Jahr an Asklepios nicht zustimmen.

Die Sicherheit der geborenen Kinder müsse über allem stehen - laut Experten kommt es weniger darauf an, dass der Kreißsaal besonders nah ist, sondern dass es in einer Klinik viele Geburten und geübte Ärzte gibt, sowie ein Baby-Notarzt in Reichweite ist. Ein Klinik-Verbund müsse langfristig ohne Steuerzuschüsse auskommen können. Schon heute entbinde jede dritte Lenggrieserin nicht in Bad Tölz, sagt Weindl. Die werdenden Mütter teilen sich auf Agatharied, Garmisch und Wolfratshausen auf. Asklepios werde den Kreißsaal in der Kurstadt ohnehin Ende März schließen. Selbst wenn der Zuschuss am Freitag beschlossen würde, dauerte es Monate, bis ein Klinik-Verbund geschmiedet und Ärzte eingestellt wären. Langfristig hofft Weindl jedoch, dass es eine Lösung mit Entbindungsstationen sowohl in Bad Tölz als auch in Wolfratshausen geben kann.

Genau davon hatten die Experten ebenfalls abgeraten - lieber einen Standort nicht nur erhalten, sondern stärken. Wenn nun Tölz geschlossen würde, gerate die Kreisklinik in Wolfratshausen in den Fokus, sagt Dritter Landrat Koch. "Das läuft klar darauf hinaus." Der Geretsrieder Belegarzt Manfred Stumpfe hatte bei der Expertenanhörung am Freitag Gerüchten widersprochen, dass auch dort die Schließung anstehe. Dazu gebe es keinen Anlass. Dank der Nähe zu München und der S-Bahn könne es dort sogar leichter fallen, Ärzte zu finden. Der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) hatte schon am Freitag die Vorzüge des Standort an der Loisach angepriesen - etwa die Kooperation mit der Starnberger Klinik beim Baby-Notarzt.

Eine Vertagung der Abstimmung vom Freitag fordert der Kochler Bürgermeister und Vize-Landrat Thomas Holz (CSU), es gebe keinen Zeitdruck. Dem widersprechen jedoch die anderen Kreisräte: Alle Fakten seien bekannt. Nun sei es an der Zeit, neue Konzepte für den Landkreis aufzustellen.

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