Gebietsbetreuerinnen:Auf schwankendem Boden

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Elisabeth Pleyl und Birgit Weis sind als Gebietsbetreuerinnen für Moore im Landkreis zuständig - sie erfassen seltene Arten und stoßen Renaturierungsprojekte an. Wie ihre Arbeit nach 2015 weiter finanziert werden soll, ist unklar

Von Ingrid Hügenell

Wohl keiner kennt die Moore im Landkreis so gut wie Elisabeth Pleyl und Birgit Weis. Ob Königsdorfer Weidfilz, Eglinger Filz oder Kirchseemoor, die Landespflegerin Pleyl und die Forstwirtin Weis wissen nicht nur, welche Tiere und Pflanzen dort heimisch sind, sondern auch, wem welche Flächen in den Mooren gehören, wann und wie sie renaturiert worden sind und wer dafür wie viel Geld gegeben hat.

Die beiden sind Gebietsbetreuerinnen, sie teilen sich eine Stelle. Sie sind nicht nur für ausgewählte Moore im Landkreis, sondern auch für die Isar zuständig. Unklar ist nur, ob und wenn ja in welcher Form sie weitermachen können.

38 Gebietsbetreuer in 35 Gebieten gibt es in Bayern, 2003 begann die ersten mit ihrer Arbeit. Sie kümmern sich um ökologisch sensible Gebiete, nicht nur um Moore, sondern auch um Seen und Flusstäler. Der Ammer- und der Starnberger See haben etwa ebenso einen Gebietsbetreuer wie das Ampertal. Zwei sind landesweit als Biber-Manager tätig.

Die Aufgaben der Betreuer sind vielfältig: Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit sind wichtige Bestandteile. Sie erfassen und kartieren in ihren Gebieten seltene Tier- und Pflanzenarten. Birgit Weis etwa schaut immer wieder nach, wie viele Flussuferläufer und Deutsche Tamarisken es im Isartal noch gibt, ob ein seltener Vogel erfolgreich brütet und ob die einzigartige Pflanze, die auf Kiesfluren wächst, sich wieder ausbreiten kann. Allerdings verbringen sie nur etwa fünf Prozent ihrer Arbeitszeit tatsächlich draußen.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Gebietsbetreuerinnen ist es Projekte anzustoßen und vorzubereiten, etwa die Renaturierung der Moorgebiete. Die Umsetzung der Projekte dagegen fällt nicht in ihren Aufgabenbereich.

Finanziert wird das Programm vom Europäischen Sozialfonds (ESF), vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Lotterie Glücksspirale, den Landkreisen und von den Trägern vor Ort. Das sind im Landkreis der Landesbund für Vogelschutz, für den Birgit Weis tätig ist, und das Zentrum für Umwelt und Kultur für Elisabeth Pleyl.

2015 läuft die Finanzierung über den Europäischen Sozialfonds aus. Bisher ist unklar, ob und mit welchen finanziellen Mitteln die Gebietsbetreuer dann weiterarbeiten können. Der Naturschutzfonds wolle die Gebietsbetreuung aufrecht erhalten, sagen Weis und Pleyl. Wie das gelingen soll, wissen sie aber noch nicht. Weis möchte gerne weiter die Isar im Auge behalten, für die sie auf der ganzen Länge des Flussabschnitts im Landkreis zuständig ist. Ein wissenschaftliches Monitoring der seltenen und bedeutsamen Arten wäre ohne Gebietsbetreuung kaum möglich, sagt sie.

Beide fürchten auch um ihre Arbeit für die Moore. Denn eine Renaturierung vorzubreiten dauert oft Jahre. Da müssen Eigentümer beraten und oft auch überzeugt werden, ihre Grundstücke zur Verfügung zu stellen, damit Drainagen verschlossen und die Flächen wieder vernässt werden können. Die Gebietsbetreuerinnen können hartnäckig vor Ort über Jahre hinweg die Ziele des Moorschutzes verfolgen.

Sie haben sich Netzwerke aufgebaut, kennen die Menschen, mit denen man sprechen muss. "Wir Gebietsbetreuerinnen wahren die Kontinuität, das wirkt vertrauensbildend", sagt Elisabeth Pleyl. Seit klar ist, dass intakte Moore eine große Bedeutung für den Klimaschutz haben und außerdem vor Hochwasser schützen können, habe ihre Aufgabe aber einen ganz anderen Stellenwert.

Nicht immer freuen sich die Menschen über die Hartnäckigkeit der Gebietsbetreuerinnen. Birgit Weis erzählt, was sie zu hören bekam, als sie nach ihrer Elternzeit wieder bei einem Grundstückbesitzer vor der Tür stand: "Wir haben schon gehofft, Sie kommen nimmer", habe der gesagt.

© SZ vom 31.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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