Garmischer Autobahn:Zurück in die Stauzeit

Nach dem G7-Gipfel beginnen auf der Autobahn A95 zwischen Starnberg und Fürstenried wieder die Bauarbeiten. Fünf Brücken werden saniert.

Von Otto Fritscher und Benjamin Engel, Starnberg

Eigentlich wären die Bauarbeiter auf der A95 schon längst zugange. Nur den Teilnehmern des G7-Gipfels am übernächsten Wochenende auf Schloss Elmau ist es zu verdanken, dass der Verkehr auf der Garmischer Autobahn A 95 zwischen dem Autobahndreieck Starnberg und München bisher noch ungehindert fließt. Für den Fall, dass schlechtes Wetter Hubschrauberflüge für die sieben Regierungschef nicht zulässt, und für die Vielzahl der Delegationsmitglieder, aber auch für Tausende von Polizisten und Journalisten, soll die Autobahn keine kilometerlange Dauerbaustelle sein, über die sie mit Tempo 60 zuckeln müssen.

Das wäre der Fall, wenn mit der Sanierung der fünf Brücken auf der östlichen Richtungsfahrbahn, die den Verkehr nach München aufnimmt, schon wie ursprünglich geplant im April begonnen worden wäre. So werden die Bauarbeiter erst unmittelbar nach dem G7-Gipfel, der am 7. Juni endet, mit schwerem Gerät anrücken, um auf sieben Kilometern Länge die fünf rund 50 Jahre alte Brücken zu erneuern. Für die Autofahrer heißt dies vor allem: Sie müssen wie im Vorjahr viel Geduld aufbringen, denn es ist mit Behinderungen und Staus bis in den Herbst hinein zu rechnen. Das Ende der 13 Millionen Euro teuren Arbeiten ist für November/Dezember geplant - wenn alles gut geht, und die Frostperiode nicht zu früh einsetzt.

In den nächsten Jahren stehen weitere Sanierungsarbeiten auf der A 95 an. Allein zwischen den Ausfahrten Wolfratshausen und Penzberg müssten 26 Brücken saniert werden, sagt ein Pressesprecher der Autobahndirektion Südbayern.

Anfang Mai haben die Sanierungsarbeiten an den Seitenwänden der Brücken unterhalb der Autobahnfahrbahn begonnen, schadhafter Beton und defekte Bewehrungen werden saniert. Von 8. Juni an wird die Verkehrsführung so aussehen, wie sie schon von April bis September vergangenen Jahres auf der A 95 praktiziert worden war - als bundesweites Pilotprojekt: Der gesamte Verkehr in beide Fahrtrichtungen muss sich die westliche Richtungsfahrbahn - die normalerweise in Richtung Garmisch führt - teilen. Aus drei werden fünf, aber engere Fahrstreifen gemacht. Zwei fest installierte für jede Fahrtrichtung, und ein zusätzlicher Fahrstreifen in der Mitte dawischen, der von 6.30 bis 10.30 Uhr den Verkehrsstrom in Richtung München zusätzlich aufnimmt. Von 15.30 bis 20 Uhr rollen die Autos auf drei Spuren in die andere Richtung, aus der Stadt heraus. "Diese Wechselverkehrsführung richtet sich danach, zu welchen Tageszeiten und an welchen Wochentagen die Verkehrsspitzen auftreten. Entsprechend wird der Zusatzfahrstreifen freigegeben", erklärt der Sprecher der Autobahndirektion Südbayern, die für die Baumaßnahmen zuständig ist. In der Nacht bleibt die Zusatzspur gesperrt. Die Sperreinrichtungen werden jedes Mal von Arbeitern aufgebaut.

Ein großer Aufwand, aber: "Diese Wechselverkehrsführung hat sich bewährt", sagt der Pressesprecher. Zum einen habe sie tatsächlich geholfen, den Verkehrsfluss je nach Tageszeit und Wochentag zu verstetigen. Und sie habe einen positiven Effekt auf die Verkehrssicherheit gehabt: "Die Zahl der Unfälle ist im Vergleich zum Vorjahr ohne Baustelle sogar um fast die Hälfte zurückgegangen."

Zudem hätten "intensive Geschwindigkeitskontrollen der Polizei" bestätigt, dass sich die Verkehrsteilnehmer weitgehend an die Tempobegrenzung - 60 Stundenkilometer zu Zeiten der Wechselverkehrsführung, sonst 80 Stundenkilometer - gehalten hätte. Nach Abschluss der Brückenbauarbeiten im Herbst erhält dann noch die Fahrbahn in Richtung München einen neuen Belag. "Das erledigen wir gleich in einem Aufwasch mit", erklärt der Sprecher.

Die Bauarbeiten auf der Autobahn zeitigen auch Auswirkungen auf den Fahrradverkehr, und sogar auf Fußgänger. Denn zeitweise müssen einige Unterführungen, die unter der Autobahn hindurch auf die jeweils andere Seite des Forstenrieder Parks gesperrt werden. Auch der viel befahrene Äußere Münchner Radlring ist betroffen. "Es werden ausgeschilderte Umleitungen eingerichtet werden", kündigt der Pressesprecher an. Inwieweit auch der Verkehr auf der alten Olympiastraße behindert wird, die parallel zur Autobahn verläuft, ist ungewiss.

Die Garmischer Autobahn, die zwischen 1965 und 1982 gebaut wurde, gehört zwar zu den am wenigsten belasteten Trassen im Autobahnnetz rund um München. Dennoch verkehren hier auf dem sechsspurigen Abschnitt zwischen München und Starnberg bis zu 60 000 Autos am Tag. Südlich von Wolfratshausen sind es nur noch 30 000 Fahrzeuge, und am Autobahnende noch 13 000. An schönen Wochenenden sind es vor Garmisch allerdings viel mehr Autofahrer, die Richtung Berge wollen.

Auf der A 952, dem Zubringer von Starnberg zum Autobahndreieck, sind für heuer keine Bauarbeiten geplant. Auf diesem Abschnitt sind die Brücken schon im vergangene Jahr saniert und erneuert worden.

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