Gaißach/Geretsried:Ganz wild funktioniert auch nicht

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Nicht nur im Wald, auch im Fluss ist Totholz ein wichtiger Lebensraum. Manchmal bringt das Hochwasser Baumstämme mit, manchmal wird es eingebaut. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Wasserwirtschaftsamt nutzt die kalte Jahreszeit, um die Ufer der Isar zu sichern und den Fluss ökologisch zu verbessern

Von Ingrid Hügenell, Gaißach/Geretsried

Der Winter ist für das Wasserwirtschaftsamt Weilheim eine Zeit, in der viele Arbeiten an Gewässern erledigt werden können. Zwei Maßnahmen an der Isar hat die Behörde jüngst beendet. In Geretsried galt es, das Ufer zu schützen, in Gaißach standen ökologische Verbesserungen im Vordergrund. "Bis Ende Februar mussten wir fertig sein, und das haben wir geschafft", sagt Peter Gröbl zufrieden. Er ist bei der Weilheimer Behörde für den Gewässerbau zuständig.

Die Isar ist im Landkreis immer noch ein Wildfluss, die aber nicht unbedingt frei fließen darf, weil sie dann menschliche Bauwerke, Wege oder Straßen gefährdet. Unterhalb des Geretsrieder Tennisheims beim Isardamm habe "die Isar am Steilufer geknabbert", erklärt Gröbl. Der Hang drohte abzurutschen. Das Ufer musste gesichert werden, sonst wäre Gröbl zufolge das Haus des Tennisclubs gefährdet gewesen. Ein Wanderweg, der dort durchs Naturschutzgebiet führte, sei bereits abgebrochen gewesen, sagt Gröbl. Die Flussmeisterstelle Lenggries hat das Ufer deshalb von Januar an mit großen Wasserbausteinen aus Natursteinen gesichert.

Dafür, so erklärt Gröbl, habe man keine Baustraße errichten müssen, was ein recht großer Eingriff in das Gebiet gewesen wäre. Vielmehr habe man die Bausteine über die Böschung in den Fluss rutschen lassen, ein schonendes Verfahren. Unten im Flussbett standen zwei Bagger, die die Felsbrocken einbauten. Etwa fünf Wochen dauerten die Arbeiten, die Gröbl zufolge etwa 100 000 Euro kosteten.

In Gaißach ging es darum, die Strömung der Isar so zu verändern, dass das Ufer in einer Außenkurve nicht weiter abgetragen wurde. Dazu wurden in die Sohle flache Natursteine, sogenannte Buhnen, eingebaut. Sie liegen schräg zum Ufer und lenken das Wasser zur Flussmitte hin ab. Vor allem aber wurde Totholz in den Fluss eingebracht.

Totes Holz bringt Leben in Gewässer. Die Stämme, Äste und Zweige im Wasser seien wichtige Verstecke für Fische, vor allem für Jungtiere, erklärt Gröbl. Sie finden dort Schutz vor Fressfeinden. Totholz bietet auch Kleinstlebewesen Unterschlupf und Nahrung. Die Isar wird durch das Totholz also als Lebensraum aufgewertet. Seit Dezember 2016 wurde in Gaißach gearbeitet - mit Unterbrechungen. "Wir haben dort einen sehr niedrigen Wasserstand gebraucht", erklärt Gröbl. Das sei nicht immer gegeben gewesen. "Insgesamt war das dort komplizierter als in Geretsried", sagt Gröbl - dafür hat die Maßnahme aber weniger gekostet, etwa 40 000 bis 50 000 Euro.

Generell spricht das Wasserwirtschaftsamt seine Maßnahmen und wann sie ausgeführt werden, mit Naturschützern und Fischern ab, um das empfindliche Ökosystems des Flusses nicht unnötig zu belasten. Der Winter ist für Bauarbeiten, die im oder am Flussbett vorgenommen werden, die bevorzugte Arbeitszeit, weil dann zum einen die Flüsse meist wenig Wasser führen. Zum anderen beginnen im Frühling die Vögel ihr Brutgeschäft, und die Fische laichen.

Da wollen die Wasserbauer nicht stören, und deshalb müssen solche Maßnahmen bis zum März abgeschlossen sein. Ist das Wetter im Winter allerdings zu schlecht, kann das auch Schwierigkeiten mit sich bringen. "Man muss halt schauen, dass man das Material herbringt", sagt Gröbl. "Wenn es zu kalt wird, machen die Steinbrüche zu."

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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