Schnablerrennen in Oberbayern:Weite Sprünge, gebrochene Knochen

Schnablerrennen in Oberbayern: Entspannung sieht anders aus - da hilft auch das Weihnachtsmann-Kostüm nichts: Zwei Männer fliegen beim Schnablerrennen durch die Luft.

Entspannung sieht anders aus - da hilft auch das Weihnachtsmann-Kostüm nichts: Zwei Männer fliegen beim Schnablerrennen durch die Luft.

(Foto: AP)
  • Gaudi in Gaißach: Beim Schnablerrennen konkurrierten 35 Schnablerteams und 46 Schlittenfahrer in Verkleidungen.
  • Es geht um die schnellste Abfahrt und den weiteste Sprung über eine Naturschanze.
  • Zahlreiche Schlitten gehen bei dem Rennen traditionell zu Bruch, immer wieder verletzen sich auch Teilnehmer.

Von Irmgard Grasmüller, Gaißach

Mit einem Sprung von 16,90 Meter ist Harry Danzer im Ziel angekommen. Gewonnen haben er und sein Beifahrer Markus Pollinger damit zwar nicht, aber immerhin war das Team eines der wenigen, das die rasante Fahrt samt Sprung über die Naturschanze ohne Sturz meisterte. 14 Schlitten gingen heuer kaputt. "Viel Kleinholz hamma", sagt Präsident Georg Fischhaber vom Gaißacher Schnablerverein lachend. Das diesjährige Schnablerrennen wieder eine große Gaudi. 35 Schnablerteams und 46 Schlittenfahrer in Verkleidungen hatten sich angemeldet, um in zwei Disziplinen zu konkurrieren: Die schnellste Abfahrt und der weiteste Sprung. Das jährliche "Rennads" findet - sofern die Schneebedingungen es zulassen - stets an einem Sonntag in der Faschingszeit statt.

Gestartet wird an der Landerer Hütte. Nach einer etwa 1,2 Kilometer langen eisigen, steilen und kurvenreichen Strecke erwartet die wagemutigen Teilnehmer der Sprung über eine Naturschanze. 25 Meter war der legendäre weiteste Sprung. Immer wieder gehen auch die schweren Hornschlitten dabei zu Bruch. Auch heuer gab es bei Stürzen Verletzte: Von einem Daumenbruch und drei Beinbrüchen berichtete das Hohe Komitä des Schnablervereins zum Rennschluss. Am schnellsten waren heuer Kaspar Schmidtner und Korbinian Matheis mit 1,1581 Minuten, gefolgt von Vitus Partenhauser und Rainer Größwang mit 1,2049 sowie Alois Bauer und Andreas Fischhaber (1,2051). Die Sprungwertung gewannen Thomas Wasensteiner und Johann Ostheimer mit 18,50 Metern, Zweite wurden Josef Brandhofer und Peter Probst (17,80), Dritte Martin Oswald und Christian Kögler (17,70).

Lauter Wiederholungstäter

Die Verletzungen und das Kleinholz stören die Rennfahrer nicht. "Das ist ganz normal", erklärt Peter Margreiter vom Komitä. "Das haut die Gaißacher net um. Die treten trotzdem nächstes Jahr wieder an. Die sind alle Wiederholungstäter." Dabei waren die Pistenverhältnisse gut. "Vom Wetter her haben wir es gut erraten", sagt Margreiter. Eine Woche lang hatte der Rennverein die Piste präpariert, mehrere Kubikmeter Wasser darauf verteilt und die Schanze gewalzt. Schnablerpilot Danzer bestätigt die Qualität: "Die Piste war noch nie so gut!" Er weiß, wovon er spricht. Vor 39 Jahren trat er das erste Mal beim Schnablerrennen an. Damals war er 17, "und ich hab noch a Unterschrift von meinen Eltern gebraucht, damit ich hab' mitfahren dürfen!"

Auch heute gibt es noch strenge Vorschriften. Minderjährige brauchen aus versicherungstechnischen Gründen noch immer eine Unterschrift der Eltern. Alkoholkonsum ist verboten - vor der Abfahrt. "Daran halten sich auch alle. Sie heben sich den Konsum auf den Abend auf", sagt Margreiter.

Zum Ausklang wurde im Gasthaus zur Mühle gefeiert, teils maskiert, teils "grausam". Viele der Männer traten, - wie es üblich ist, mit Vollbart an. Erst nach Fasching wird der wieder abrasiert.

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