Fünfseen-Filmfestival:Ein alter Baum und frisch Verliebte

El Olivo _ Der Olivenbaum

"El Olivo - Der Olivenbaum" ist der offizielle Eröffnungsfilm des Kinofestivals 2016.

(Foto: FSFF/Broz, Reuther, Schlüter)

Am Mittwoch startet das Programm mit drei gefeierten Komödien

Short-plus-Produktionen sind so ein schwieriges Mittelding: zu lang, um noch als richtige Kurzfilme durchzugehen, zu kurz, um abendfüllend zu sein. Für viele Kinogänger ist das offenbar weder Fisch noch Fleisch, die Liebhaber dieser 20 bis 60 Minuten langen Filme bleiben mithin unter sich. Genau aus diesem Grund ist Matthias Helwig, der Chef des Fünfseen-Filmfestivals, schon 2014 auf die Idee gekommen, die Short-Plus-Reihe vor der eigentlichen Eröffnung zu starten, um ihr ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das Konzept scheint aufzugehen. Helwig ist nach eigenen Worten "sehr zufrieden mit dem ersten Wochenende". Ihm zufolge sind die "Besucherzahlen wie im Vorjahr", und das, obwohl beim regulären Kinoprogramm wegen des schrecklichen Amoklauf am Freitag in München ein deutlicher Einbruch zu spüren war: Nur halb so viele Leute wie sonst zog es am Freitag, Samstag und Sonntag in "Independence Day 2" oder "Toni Erdmann".

Das ebenfalls um fünf Tage vorgezogene Open-Air-Programm am neuen Spielort in Tutzing lief indes traurig an: Zum wolkenverhangenen Auftakt am späten Freitagabend mit Ridley Scotts "Der Marsianer" im Südbad waren gerade einmal ein Dutzend Zuschauer gekommen, wahrscheinlich auch, weil vorher ein heftiges Gewitter niedergegangen war. Bei der Vorstellung selbst fiel kein Tropfen mehr vom Himmel, die Besucher saßen unter den Planen des Lokals ohnehin im Trockenen. An den beiden folgenden Tagen konnte man dann schon eher von Andrang reden, vor allem bei "Hail Caesar!", der Hollywood-Satire der Coen-Brüder.

An diesem Mittwoch, 27. Juli, ist es dann endlich so weit: Das Filmfestival beginnt um 19.30 Uhr mit einem festlichen Empfang in der Schlossberghalle. Fast zeitgleich ist im Kino Starnberg der Eröffnungsfilm "El Olivo - Der Olivenbaum" zu sehen (19.45 Uhr). Icíar Bollaín erzählt darin von einer spanischen Familie, die einen nach Deutschland verkauften uralten Olivenbaum wieder nach Hause holen will. In Seefeld und Herrsching laufen parallel ebenfalls Komödien: Ivan Calbérac vielgelobtes "Frühstück bei Monsieur Henri" und Mahmoud Sabbagh "Barakah Meets Barakah". Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr. Und in der Lounge des Kinos Seefeld wird von 21.15 Uhr an die von Kritikern bejubelte Geschichte einer Teenager-Liebe gezeigt: "Keeper" von Guillaume Senez.

Von da an geht es Schlag auf Schlag: Alles in allem stehen 160 Filme an zehn Spielstätten auf dem Programm. Ein besonderes Augenmerk liegt auf internationalen Produktionen, aber Helwig gibt auch den Filmen heimischer Regisseure ein Podium. So ist die am Ammersee aufgewachsene Manuela Bastian wieder vertreten, die in ihrem Dokumentarfilm "Where to Miss?" das weit entfernte Indien beleuchtet. Nicht so weit weg liegt München, die Heimat von Bernt Engelmann. Weniger seine Herkunft, sondern sein Thema verbindet ihn mit dem Landkreis. Sein Film "Die Villa und ihr Buchheim" ist eine Wanderung durch das Wohnhaus von Lothar-Günther und Diethild Buchheim in Feldafing. Ebenfalls in Dokumentargefilden bewegt sich Wolfram Seipp. Der Pöckinger, der in Berlin und München studierte, ist seit Ende der Achtzigerjahre als Filmemacher und Journalist tätig. In Pöcking ist auch der Sitz seiner Produktionsfirma. Auf dem Festival läuft sein Film "Karuna Grand Show", in dem er eine behinderte Jugendliche und Popstars aus Tibet begleitet. Die Berger Künstler Juschi Bannaski und Roman Wörndl sind Kuratoren der spannenden, aus 19 Filmen bestehenden Videokunst-Programme zum Thema "Das Fremde im Eigenen". Wörndl war bereits auf den Festivals 2013 und 2014 vertreten. Die bekannteste regionale Regisseurin dürfte Julia von Heinz sein. Ihre Verfilmung des Hape-Kerkeling-Bestsellers "Ich bin dann mal weg" lief bereits erfolgreich im Kino und wurde mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet. Die 40-Jährige stammt eigentlich aus Berlin, hat sich aber inzwischen in Herrsching niedergelassen.

Es ergibt sich nicht sofort, warum Alexandru Belcs "Cinema Mon Amour" in diesen Reigen passt. Schließlich ist der Film eine Hommage an das Kino Rumäniens. Aber tatsächlich gibt es einen Zusammenhang: Festivalleiter Matthias Helwig und das Breitwandkino tauchen in "Cinema Mon Amour" kurz auf.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: