Fünf Gemeinden ohne Supermarkt:Ladensterben im Kreis am größten

Jedes sechste Lebensmittelgeschäft zwischen Lenggries und Icking hat seit 2005 geschlossen - der stärkste Rückgang im Oberland.

Von David Costanzo

Immer mehr Geschäfte schließen, vor allem ältere Bürger in den kleinen Ortschaften tun sich zunehmend schwer, sich mit Lebensmitteln einzudecken - in einigen Gemeinden gibt es nicht einmal Bäcker oder Metzger. Gab es im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen vor zehn Jahren noch 69 Lebensmittelgeschäfte, sind es nun nur noch 58 - obwohl in dieser Zeit die Zahl der Einwohner von 120 000 auf 124 000 zugenommen hat.

Dieses Ladensterben von 16 Prozent liegt über dem bayerischen Schnitt von zehn Prozent und fällt höher aus als in den Nachbarlandkreisen, wie aus der Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der SPD im Landtag hervorgeht. Demnach gibt es in Miesbach zehn Prozent weniger Nahversorger, im Landkreis Rosenheim elf Prozent, in Garmisch-Partenkirchen 13 Prozent. In Weilheim-Schongau hat die Zahl der Lebensmittelgeschäfte gar um drei Prozent zugenommen - von zweistelligen Zuwachsraten in Starnberg oder im Landkreis München ganz zu schweigen.

Gleichzeitig verdrängen immer mehr Großmärkte in den Städten die kleinen Läden auf dem Land, denn die durchschnittliche Quadratmeterzahl im Landkreis ist in zehn Jahren von 608 auf 732 Quadratmeter gewachsen. Hier ist zwischen Lenggries und Icking noch viel Potenzial: Bayernweit sind die Supermärkte sogar 929 Quadratmeter groß. Die Zahl der Beschäftigten im Landkreis wächst dagegen kaum - von 198 im Jahr 2007 auf zuletzt 210.

Der Statistik zufolge gibt es die meisten Einzelhändler in der größten Stadt Geretsried, nämlich 13. Bad Tölz kann elf Nahversorger vorweisen, das gleich große Wolfratshausen dagegen nur acht. Kochel am See hat insgesamt fünf Läden, Lenggries vier, Gaißach und Egling je drei, Dietramszell zwei und neun Kommunen je einen. Penzberg wird mit sieben Märkten aufgeführt, Schäftlarn mit einem.

Wenn es in der Statistik um die unversorgten Gemeinden geht, werden die Angaben jedoch ungenau: Eurasburg fällt etwa zu Unrecht darunter, weil es den Biomarkt Packlhof und dazu in Beuerberg einen kleinen Edeka gibt. Bad Heilbrunn bekommt zumindest bis 2017 im Zuge seines Umbaus einen Vollsortimenter, und die Bichler haben sich vor einem Monat für den Bau eines Discounters ausgesprochen. Weder Supermarkt und noch nicht einmal Lebensmittelhandwerker soll es laut Studie in Reichersbeuern geben, obwohl es Bäcker und Metzger gibt, und in Icking, wo offenbar die Läden am Rathaus nicht zur Statistik zählen. Dort sind an der Maibaumwiese bereits die Bäume für einen Supermarkt mit Bauernhof-Fassade gerodet.

Die Landtags-SPD fordert staatliche Hilfe für die Gemeinden. "Der Markt regelt nicht alles", sagt der Abgeordnete Klaus Adelt. Unterstützung sollen vor allem die Dorfläden in Eigenregie der Bürger bekommen, von denen etwa einer in Gelting floriert. Ebenfalls verzeichnet ist der Bürgerladen in Wolfratshausen - der an Stadtrat und zu geringer Beteiligung beim Bürgerentscheid scheiterte.

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