Fremdenverkehr im Landkreis:Super Sommer, schwache Tourismus-Bilanz

Die Zahl der Gäste im Kreis steigt nur minimal, Nachbar-Regionen freuen sich über viel größere Zuwächse. Ein Grund ist die Schließung des Jodquellenhofs - und das dicht gemachte Bad Alpamare ist noch gar nicht berücksichtigt.

Von Klaus Schieder

Bad Tölz-Wolfratshausen - Der Winter brachte heuer ausgiebig Schnee, der Sommer war traumhaft sonnig wie seit Jahren nicht: Angesichts des idealen Wetters fällt die vorläufige Tourismus-Bilanz im Landkreis bis Ende August jedoch bescheiden aus. Bei den Ankünften von Gästen gab es lediglich ein minimales Plus von 0,4 Prozent gegenüber 2014, bei den Übernachtungen einen leichten Anstieg von 1,7 Prozent. Diese Berechnung des Bayerischen Landesamtes für Statistik bringt Andreas Wüstefeld nicht gerade zum Jubeln. Der Leiter des "Tölzer Land Tourismus" tröstet sich damit, dass vor einigen Jahren noch ein Minus vor beiden Prozentzahlen stand. Daher sei er halbwegs zufrieden, sagt er.

Zum Vergleich: Die Zugspitz-Region hatte 10,3 Prozent mehr Ankünfte und 5,8 Prozent mehr Übernachtungen, die Alpenregion Tegernsee-Schliersee einen Zuwachs von 6,2, respektive 3,7 Prozent. Ein Grund, warum das Tölzer Land nicht ähnlich gut abschneidet, liegt für Wüstefeld im Aus für das Hotel Jodquellenhof in Bad Tölz. Das Haus mit 170 Betten wurde im November vorigen Jahres dichtgemacht. Umso wichtiger sei es, dass in der Kurstadt nun zwei neue Hotels geplant sind, meint der Tourismusmanager. Solche Projekte wünscht er sich auch andernorts im Landkreis. "Ein gutes neues Haus in einem ordentlichen Segment zieht Investitionen an", sagt er.

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Das Aus für das Hotel Jodquellenhof im vergangenen Jahr verhagelt die Tourismus-Bilanz im Tölzer Land.

(Foto: Manfred Neubauer)

Ansonsten hat Wüstefeld mit den Zahlen des Landesamtes "immer ein kleines Problem". Darin werden Übernachtungsbetriebe mit mehr als zehn Betten berücksichtigt, kleine Ferienwohnungen oder Urlaub auf dem Bauernhof hingegen nicht. Gerade dort verzeichne man im Landkreis aber mehr als ein Viertel aller Ankünfte und Übernachtungen, so Wüstefeld. Die Gesamtzahl der Gäste steige damit von 1,1 auf etwa 1,5 Millionen. Zudem sei er froh, "dass wir die Wertschöpfung hier halten können". Große Häuser, die in schwach besuchten Jahreszeiten ihre Preise drücken, um ausgelastet zu sein, gebe es kaum.

Wäre der Jodquellenhof noch offen, fiele auch die Bilanz in Bad Tölz besser aus. Nimmt Kurdirektorin Brita Hohenreiter das seit fast einem Jahr geschlossene Hotel aus ihrer Statistik heraus, ergibt sich heuer ein Plus von sechs Prozent bei den Ankünften und ein kleines Minus von 0,4 Prozent bei den Übernachtungen. In absoluten Zahlen - also mit dem Jodquellenhof - sieht die Lage trübe aus: sieben Prozent weniger Ankünfte, sechs Prozent weniger Übernachtungen. Mit seiner Anbindung an das Spaßbad "Alpamare", das seit Ende August ebenfalls geschlossen ist, habe der Jodquellenhof "ein ganz bestimmtes Klientel" an Gästen gehabt, die keine anderen Häuser in Tölz bedienen können, auch wenn sie über einen Wellnessbereich oder ein kleines Schwimmbad verfügen, so Hohenreiter. Wie viele Gäste die Stadt dazu noch durch den Wegfall des Alpamare verliert, wird sich erst 2016 zeigen. Umso wichtiger ist für Hohenreiter, dass die zwei Hotels an der Arzbacher Straße, neben dem geplanten Spa "Natura Tölz", realisiert werden. "Darauf setze ich alle Hoffnungen, wir brauchen diese Betten - ganz dringend."

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Bergwandern gehört zu den touristischen Angeboten im Landkreis. Allzu lange quartieren sich die Gäste aber nicht in den Hotels und Pensionen ein.

(Foto: Manfred Neubauer)

Noch etwas anderes macht ihr zu schaffen: Der Trend geht immer stärker zum spontan gebuchten Kurzurlaub. Der Tourist hält sich in Tölz nur noch 4,3 Tage im Schnitt auf. Das ist zwar fast einen Tag länger als im Durchschnitt für den Landkreis (3,2 Tage), doch zu Zeiten der alten Sozialkur verzeichnete die Stadt eine ganz andere Aufenthaltsdauer der Gäste. "Wir müssen uns auf unsere Ursprünge besinnen", sagt Hohenreiter. Damit meint sie die Ausrichtung des Angebots auf jene Touristen, die ihrer Gesundheit wegen nach Tölz kommen und ein bis zwei Wochen bleiben. Das geschieht bereits mit dem neuen Gesundheitskonzept, einen schnellen Erfolg verspricht sich die Kurdirektorin aber nicht. "Das dauert eine Weile, bis alles greift."

In Lenggries zeigt man sich mit diesem Jahr aus touristischer Sicht unbeschwert. "Ja, das passt", sagt Anneliese Kaltenhauser, stellvertretende Leiterin der Tourist-Information (TI). Bis Ende Juli hatte Lenggries 6,6 Prozent mehr Ankünfte und 1,6 Prozent mehr Übernachtungen. Ähnlich sieht es in Kochel aus. "Der Sommer war wunderbar", sagt TI-Leiterin Monika Werdecker. Konkrete Zahlen hat sie noch nicht, die Zahl der Gäste sei aber gestiegen.

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