Festzug  durch die Stadt:Retten, Löschen, Bergen, Schützen, Feiern

Die Wolfratshauser Feuerwehr ist mit ihren 150 Jahren die älteste im Landkreis und begeht dieses Jubiläum mit lokaler Prominenz und vielen Gästen aus nah und fern

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Kaum beginnt der Festzug zum Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen, kommt starker Wind auf. Es fängt an zu regnen. Hastig holen die Delegationen der Gastfeuerwehren Plastikhüllen hervor, um die historischen Standarten vor der Nässe zu schützen. Doch das Gewitter zieht schnell vorüber. Dafür ist die Ehrenkutsche leer. Innenminister Joachim Herrmann (CSU), Landrat Josef Niedermaier (FW), CSU-Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber und der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) gehen zu Fuß dahinter her, weil sich die Pferde störrisch zeigen. Dieses Intermezzo bleibt der einzige Programmpunkt, der beim Fest zum 150-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen am Samstag anders als geplant verläuft.

Zunächst segnen der katholische Diakon Matthias Holzbauer und der evangelische Pfarrer Florian Gruber das neue Einsatzfahrzeug der Wolfratshauser Wehr. Anschließend zelebriert Holzbauer mit Dekan Gerhard Beham eine feierliche Messe in der Kirche St. Andreas. Zentrum der Jubiläumsfeier ist die Loisachhalle, in der sich am Abend über 400 geladene Gäste einfinden, unter ihnen der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber nebst Frau sowie zahlreiche Stadträte. Zwischen den Reden spielt das Cico Jazz Orchester unter Leitung von Horia-Dinu Nicolaescú. Später wird ein Menü serviert.

Festzug  durch die Stadt: Abordnungen vieler anderer Feuerwehren gaben ihren feiernden Wolfratshauser Kameraden am Samstag die Ehre.

Abordnungen vieler anderer Feuerwehren gaben ihren feiernden Wolfratshauser Kameraden am Samstag die Ehre.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Rundfunk-Moderator Uwe Erdelt führt durch den Abend, bei dem deutlich wird, wie sehr sich das Aufgabenspektrum der Feuerwehr in den vergangenen 150 Jahren gewandelt hat. Das Feuerlöschen sei nur noch eine untergeordnete Aufgabe, sagt Andreas Spohn, Wolfratshauser Feuerwehr-Kommandant. Viel mehr sei Hilfe bei Unfällen, in Katastrophen und Notlagen gefragt. Dafür brauche man spezielle Kenntnisse. Nur Schlauch und Spritze zu bedienen, reiche nicht mehr, sagt Spohn. Der Vorsitzende der Wolfratshauser Feuerwehr, Florian Seitner, bedankt sich bei den Frauen und Kindern der Einsatzkräfte, die häufig auf ihre Männer verzichten müssten. Das sei kein leichter Weg, gerade weil der Leistungsdruck steige und sie sich immer weiter professionalisieren müssten.

Innenminister Herrmann appelliert an die Arbeitgeber, das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrleute zu unterstützen. Seit 150 Jahren sei die Wolfratshauser Feuerwehr Garant für die Sicherheit der Bürger, sagt er. Etwa 340 000 Feuerwehrleute und rund 130 000 Rettungskräfte gebe es in Bayern. Nur etwa 20 000 arbeiteten hauptamtlich, der Rest rein ehrenamtlich. Ferner äußert sich Herrmann zur geplanten S7-Verlängerung, bei der er kürzlich eine zweigleisige Absenkung der S-Bahn in Wolfratshausen für machbar erklärt hatte. Der Ball liege nun bei den Kommunen, sich finanziell daran zu beteiligen, sagt er. Doch erinnert er daran, dass der überwiegende Teil der Kosten und Mehrkosten von anderen getragen werde. Eine Tieferlegung stelle auch sicher, dass die Feuerwehrleute das Gerätehaus weiterhin gut erreichen und zu Einsätzen gelangen könnten, sagt Bürgermeister Heilinglechner, der in der Weidacher Wehr selbst aktiver Feuerwehrmann ist.

Festzug  durch die Stadt: Da saß die Prominenz noch auf dem Festwagen, doch später mussten wegen der störrischen Zugpferde auch die Ehrengäste mitmarschieren.

Da saß die Prominenz noch auf dem Festwagen, doch später mussten wegen der störrischen Zugpferde auch die Ehrengäste mitmarschieren.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Wolfratshauser Feuerwehr sei die "extremste" im Landkreis, sagt Landrat Niedermaier. Denn keine habe eine so große Bandbreite. Keine fliege mit den Wasserbehältern zur Brandbekämpfung aus der Luft so hoch wie die Wolfratshauser und gehe so tief unter Wasser mit der Tauchergruppe, sagt er. Abschließend kündigt er eine Spende des Landkreises in Höhe von 1500 Euro für die Feuerwehr zur freien Verfügung an.

Ebenso gratulieren Kreisbrandrat Karl Murböck, der daran erinnert, dass die Wolfratshauser Wehr mit ihren 150 Jahren die älteste Freiwillige Feuerwehr im Landkreis ist, und Marc Huard, Kommandant der Partnerfeuerwehr aus Barbezieux. Oberstleutnant Hartmut Dressel vom Bundeswehr-Hubschraubergeschwader aus Laupheim, mit dem die Wolfratshauser bei der Brandbekämpfung aus der Luft zusammenarbeiten, überreicht ein Hubschraubermodell, und Thomas Seewald, Vorsitzender im Historischen Feuerwehrverein Wolfratshausen, ein Gemälde, das die alte Feuerwehrwache im Rathaus zeigt.

Andreas Lohde als Vorsitzender der Patenfeuerwehr aus Fürstenfeldbruck kann sogar mit einem Feuerwehrmarsch überraschen, den er eigens für die Wolfratshauser Wehr hat komponieren lassen. Er überreicht Spohn und Seitner die Noten.

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