Festwoche Lenggries:Austro-Pop geht immer

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Begeisterten das Publikum in Lenggries: Die Erste Allgemeine Verunsicherung (Foto: Manfred Neubauer)

Die Erste Allgemeine Verunsicherung schafft es fast 40 Jahre nach ihrer Gründung immer noch, dass die Zuhörer auf die Bierbänke steigen und die bekannten Texte mitsingen

Von Hannah Fischer, Lenggries

Als die Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) am Montag ihren alten Hit "Ba-ba-Banküberfall" spielt, ist die Stimmung im Lenggrieser Festzelt wirklich überall. Frontmann Klaus Eberhartinger steht in Knastkluft auf der Bühne, und alle singen mit vom Bösen, das immer und überall ist. Spätestens ab dann lassen sich die Konzertbesucher von den bekannten Liedern und der guten Laune Eberhartingers mitreißen: Sie klatschen, singen und tanzen. Anlass für das Konzert der Austro-Pop-Legende ist die Festwoche der Gemeinde Lenggries, die noch bis 17. August dauert.

Schon um 20 Uhr, eine halbe Stunde vor Konzertbeginn, ist das geschmückte Festzelt bis in die letzte Reihe voll besetzt. Ohne lange Ansprache geht es dann pünktlich um 20.30 Uhr los, mit einem ganz neuen Song: Der "Werwolf-Attacke" aus dem aktuellen, gleichnamigen Album mit dem Untertitel "Monsterball ist überall".

Die stickige Luft im Festzelt, die den heißen Temperaturen derzeit geschuldet ist, tut der ausgelassenen Stimmung keinen Abbruch. Wenn die Gäste am Anfang noch recht verhalten sind - spätestens nach dem Banküberfall sind sie aufgetaut. Die Lieder aus den 80er Jahren, der erfolgreichsten Zeit der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, kommen beim Publikum besonders gut an. Zu "Fata Morgana" oder "Küss die Hand, schöne Frau" stehen die Ersten schon auf den Bierbänken und singen textsicher aus voller Kehle mit.

Klaus Eberhartinger stellt mit seiner witzigen Moderation zu Themen, die die Welt beschäftigen, den Bezug zur Gegenwart her. Obwohl viele der Lieder weit vor der Zeit von der Flüchtlingsproblematik in afrikanischen Ländern und dem Balkan und vor der Finanzkrise entstanden sind, haben sie nicht an Aktualität verloren. Eberhartinger schafft es, die alten Lieder in den aktuellen Kontext zu setzen. Nicht nur seine Überleitungen, sondern auch die wechselnden Kostüme des Frontmanns, die Tänzer, die bei vereinzelten Nummern mitwirken und die Lichtshow geben dem Auftritt das I-Tüpfelchen. Und Eberhartinger scheut sich nicht, ganz aktuelle Schlagerware umzudichten: Aus Helene Fischers "Atemlos" wird "Bargeldlos durch die Nacht".

Bernhard Schultes aus Egling ist begeistert und sagt: "Für untote Musiker spielen sie sehr gut". Der 45-Jährige spielt damit auf das Alter der in die Jahre gekommenen Band-Mitglieder an. Eberhartinger ist immerhin 65. "Bevor sie in Rente gehen, wollte ich sie noch live sehen", sagt er. Seine Frau Maria sagt, sie sei anfangs wenig begeistert von der Idee gewesen, auf das Konzert zu gehen, da sie mit der "alten Musik" nichts anfangen könne. "Irgendwas gibt's schon zum Mitsingen", dachte sich die 37-Jährige dann aber und kam doch mit nach Lenggries. Am Ende des Konzerts steht auch sie auf der Bierbank und wippt zum Takt der Musik.

Andreas Utikal aus Lenggries ist ebenfalls begeistert vom Konzert. Der erst 24-Jährige hat die Band bereits einmal in Linz gesehen. Über seine Eltern sei er auf die EAV gekommen. Er sagt: " Auch für junge Leute ist das noch was. In meinem Freundeskreis hören viele die EAV." Er ist der Meinung, dass die Popularität der Band in seinem Freundeskreis und generell bei jungen Leuten vor allem der Mundart geschuldet sei, denn die verbinde. Sein Freund Johannes Barthel, ebenfalls aus Lenggries, findet die Musik zeitlos. Er sagt: " Die EAV bringt die Lieder in den richtigen Kontext". Mit fulminanten Soloeinlagen der einzelnen Musiker und einer fünf Lieder langen Zugabe findet das Konzert nach zwei Stunden seinen Schluss. "Es war sehr kurzweilig und es hat sich wirklich gelohnt herzukommen" ist Maria Schultes' Fazit des Abends.

© SZ vom 12.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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