Fehlende Klinik:Mehr Ärzte

Geburtshaus ist kein Ersatz

Von Claudia Koestler

"Ein Thema, das inzwischen schwer verdaulich ist", so nannte der Geretsrieder Stadtrat Robert Lug (FW) am Donnerstag die Debatte um die Geburtshilfe im Landkreis, insbesondere in der Kreisstadt Bad Tölz. Er wollte deshalb vom Landtagsabgeordneten Florian Streibl wissen, warum dieser ein Geburtshaus nicht als Lösung des Problems erachte, wie er kürzlich hatte verlautbaren lassen. "Ein Geburtshaus wird von einer Hebamme betrieben, aber der Arzt fehlt", sagte dieser. Damit sei es nichts anderes als eine "zentralisierte Hausgeburt". Das Grundproblem, nämlich die fehlende Geburtsklinik, werde somit nicht gelöst.

Seiner Meinung nach sei es "ein Plazebo, das man den Bürgern nun in die Augen streut, um von anderen Versäumnissen, auch auf höherer Ebene, abzulenken." Bad Tölz hätte ja sogar eine Geburtsabteilung - wenn denn ausreichend Ärzte da wären, stellte er klar. Ein Geburtshaus hingegen ohne Arzt sei kein adäquater Ersatz. "Und dafür nun Geld auszugeben, noch dazu ohne dass es ein Konzept gibt, wie das Ganze funktionieren soll, da wäre ich vorsichtig." Man gaukle damit den Müttern "eine Sicherheit vor, die nicht da ist", bemerkte dazu auch die Geretsrieder Vorsitzende der Freien Wähler, Vera Kraus. "Das ist total gefährlich", schlussfolgerte sie. "Wenn dann nämlich Komplikationen kommen und Mutter und Kind schnell verlegt werden müssen, dann wird es schwierig", ergänzte Streibl.

Der Landtagsabgeordnete sah das Problem verknüpft mit den Zulassungsbestimmungen für das Medizinstudium: "Wir müssen hinterfragen, wer bei uns Arzt wird", sagte er. Viele scheuten die Arbeitszeiten als Gynäkologe oder Notärzte, weil Geburten eben auch am Wochenende oder nachts kämen. "Wir müssen wieder jene Menschen zu Ärzten ausbilden, die die Berufung, das Feuer und den Willen zum Arztberuf haben, und nicht alleine die, die ein Einskomanull-Abi haben und eine ruhige Kugel schieben wollen." Kraus ergänzte das mit dem Wunsch nach der Loslösung der Geburten von den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen: "Es sollte als medizinische Grundversorgung gelten, mit fest angestellten Ärzten und keinen Mindestzahlen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: