Eurasburg:Syrische Familie soll in verlassenen Container ziehen

Das Landratsamt will Flüchtlinge umquartieren. Der Helferkreis kritisiert das Angebot als unzumutbar.

Von Thekla Krausseneck

Ein anerkannter syrischer Flüchtling soll zusammen mit seiner nachgeholten Frau und seinen drei Kindern in einem Container nahe Wackersberg untergebracht werden. Das hat das Landratsamt der Familie angeboten, die von Obdachlosigkeit bedroht ist. Gegen die Lösung protestiert der Eurasburger Helferkreis: Asylhelfer Eberhard Wolf hat das Thema am Dienstag in der Sitzung des Gemeinderats angesprochen. Der aber weiß sich nicht anders zu helfen - in Eurasburg gebe es keine freien Wohnungen. "Wir haben es menschlich verstanden, aber wenn es praktisch nicht geht, dann geht es nicht", sagt Bürgermeister Moritz Sappl (Gemeinsame Wählervereinigung).

Der Hintergrund ist nicht in einem Satz erzählt: Der syrische Bürgerkriegsflüchtling ist seit etwa einem Jahr in der Containeranlage am Glaspalast untergebracht, er arbeitet für eine Firma in Eurasburg. Im vergangenen Herbst erhielt er seine Anerkennung und zeitgleich die Genehmigung zur privilegierten Einreise seiner Ehefrau und seiner beiden Kinder im Alter von sieben und neun Jahren. Die Mutter und ihre Kinder müssten kein Asylverfahren mehr durchlaufen, heißt es in einer schriftlichen Erklärung des Helferkreises. Die Familienangehörigen des Syrers sind am 1. Februar in Deutschland eingetroffen. Dieser sei inzwischen formal dazu aufgefordert worden, die Unterkunft - in der er seit seiner Anerkennung als sogenannter Fehlbeleger gilt - zu verlassen. Somit gilt er als Obdachloser, für den die Gemeinde Eurasburg zuständig wäre. Doch weil es an Wohnraum mangelt, kann die Kommune ihrer Pflicht nicht nachkommen und hat sie deshalb an den Landkreis abgegeben.

Landrat Josef Niedermaier (FW) hatte Anfang dieser Woche im Kreisausschuss angekündigt, dass der Landkreis den Kommunen in dieser Sache unter die Arme greifen werde. Der Syrer und seine Familie sollen nun vorübergehend in eine leer stehende Container-Unterkunft in der Nähe von Wackersberg ziehen. Der Eurasburger Helferkreis wehrt sich dagegen: Die Unterkunft befinde sich an einsamen Ort jenseits weiterer Wohnbebauung und Infrastruktur - eine "nicht akzeptable Zumutung" für die von Krieg und Flucht traumatisierte Familie. Michael Süßmann, Mitglied des Eurasburger Helferkreises, zeigt sich enttäuscht über den Landkreis. Dessen Hilfsbereitschaft sei "nur vordergründig eine Lösung", schreibt Süßmann in einem Brief: "Man sehe sich das Beispiel genauer an, das der Landrat erwähnt: Er findet, alles, was nicht unter der Brücke endet, ist großzügig und akzeptabel." Die Container-Unterkunft bei Wackersberg nennt Süßmann eine "Kasernierung"; der Arbeitsplatz sei nicht erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Bürgermeister Sappl widerspricht dem: 400 Meter von der Unterkunft entfernt gebe es eine "gut frequentierte Bushaltestelle", zu einem Discounter seien es keine zwei Kilometer. Die räumliche Distanz zur Arbeitsstelle sei "keine Situation, die ungewöhnlich ist", man habe sie auch in heimischen Familien. Die Gemeinde sei froh über die Hilfe des Landkreises, denn die Suche nach einer Wohnung sei "wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen". Auch werde die Familie nur vorübergehend in dem abgelegenen Container wohnen müssen - und habe solange zumindest ein Bett und etwas zu essen.

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