Eurasburg:"Ich habe eine grüne Seele"

Anne Becker kandidiert zum ersten Mal. Sie findet, der Gemeinderat müsste wie die Gesellschaft zu 51 Prozent aus Frauen bestehen.

Von - Barbara Szymanski

Serie:  51 Prozent

"Mit einer Frau als Bürgermeisterin würde man ein Zeichen setzen, dass sich alte Denkstrukturen ändern können. Dies ist für die Zukunft wichtig", sagt Anne Becker. Sie tritt für die Grünen zum Eurasburger Gemeinderat an, die mit Petra Epp auch eine Bürgermeisterkandidatin haben.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Anne Becker hat sich zum ersten Mal auf die Kommunalwahlliste der Eurasburger Grünen setzen lassen. Die 36-jährige selbständige Goldschmiedin mit Atelier am idyllisch gelegenen Loisachweg in Beuerberg ist eine von neun Frauen der Grünen-Liste für den 16-köpfigen Eurasburger Gemeinderat.

SZ: Sie haben Familie, Haus und Garten, sind selbständig und haben sich dennoch als Gemeinderätin beworben. Haben Sie für das Amt überhaupt Zeit?

Anne Becker: Gerade als berufstätige Frau mit zwei schulpflichtigen Kindern und einem Mann, der als Steinmetz selbständig arbeitet, ist es wichtig, sich umfassend zu informieren und Verantwortung zu übernehmen. Ich werde das Amt sehr ernst nehmen.

Warum haben Sie sich aufstellen lassen?

Kontakt mit der Gemeinderatsarbeit hatte ich zum ersten Mal als Initiatorin der Petition an den Bayerischen Landtag für freie Schulwahl und teilweise Übernahme der Schulwegkosten außerhalb der jeweiligen Tarifzonen des ÖPNV. Meine Kinder müssten laut Bestimmungen nach Geretsried. Penzberg ist aber genauso weit von uns entfernt. Als Zuhörerin bei Sitzungen im Rathaus habe ich die Notwendigkeit gesehen, dass mehr Frauen im Gemeinderat mitwirken sollten. Außerdem wurde offen und ohne Feindseligkeit diskutiert, um zusammen eine Lösung zu finden.

Warum treten sie für die Grünen an?

Ich habe eine grüne Seele. Schließlich bin ich hier in Beuerberg aufgewachsen und meine Kinder dürfen es auch - ein Luxus. Ich bin der Meinung, dass die größte Herausforderung unserer Zeit darin besteht, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit miteinander zu verbinden. Eigentlich sollte jeder Bürger diese Aufgabe übernehmen, so herrlich ist es hier. Doch ich bin parteifrei, mag mich keiner Parteiräson unterordnen.

Auf der Grünen-Liste stehen neun Frauen einschließlich der Bürgermeisterkandidatin Petra Epp, das sind 56 Prozent. Wie kam es dazu?

Gemeinderat Franz Epp hat eine sehr ausgewogene Liste erarbeitet: viele Berufe, junge und ältere Leute aus verschiedenen Gemeindeteilen und nach grüner Tradition auf jeder ungeraden Listennummer eine Frau, damit die Chancen für Frauen größer sind, gewählt zu werden.

Würde sich etwas ändern in Eurasburg, wenn es eine grüne Bürgermeisterin und mehr grüne Ratsmitglieder oder aber mehr Frauen gäbe?

Mit einer Frau als Bürgermeisterin würde man ein Zeichen setzen, dass sich alte Denkstrukturen ändern können. Dies ist für die Zukunft wichtig. Der Gemeinderat müsste wie die Gesellschaft zu 51 Prozent aus Frauen bestehen. Dies wäre sehr bereichernd für die Gemeinde. Vor nicht allzu langer Zeit gab es keine Frau im Gemeinderat. Birgit Reichert war Vorreiterin. Sie hat durch ihre sachliche, kritische, aber offene Art den Weg für mehr Frauen geebnet. Auf keinen Fall möchte ich parteibedingten Konkurrenzkampf. Dafür ist die Verantwortung, die wir übernehmen, zu groß.

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