Eurasburg:Die Kirche braucht Zeit

Auch wenn der Landkreis dringend Unterkünfte für Asylbewerber benötigt, zeichnet sich nicht ab, wann das Beuerberger Klostergebäude genutzt werden kann. Zu klären sind Aspekte der Sicherheit und des Denkmalschutzes

Von Alexandra Vecchiato, Eurasburg

In diesem Jahr werden keine Asylbewerber im Kloster Beuerberg, Gemeinde Eurasburg, ein neues Obdach finden. Die Erzdiözese München und Freising kann ihren angekündigten Zeitplan nicht halten. Noch steht nicht im Detail fest, welche Umbauten und Maßnahmen die Genehmigungs- und Fachbehörden vom Erzbistum für die neue Nutzung fordern. Es gebe viele rechtliche Fragen, erklärt Pressesprecher Bernhard Kellner auf Anfrage, ohne diese näher spezifizieren zu wollen. Aber man pflege engen Kontakt. Dem Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen liegen keine offiziellen Anfragen vor. Gespräche hat es allerdings mit Landrat Josef Niedermaier (FW) gegeben. Nächste Woche soll es in Bad Tölz ein Treffen zwischen den Baufachleuten der Kirche und dem Kreisbauamt geben. Für Niedermaier steht fest: Auch wenn die Unterbringung von Asylsuchenden höchste Priorität hat, ohne "normales sauberes baurechtliches Verfahren" werde es eine solche nicht geben - auch nicht, wenn es sich beim Bauwerber um das Erzbistum handle.

Eurasburg: Der Umbau des Klosters Beuerberg dauert länger als geplant.

Der Umbau des Klosters Beuerberg dauert länger als geplant.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Zusätzliche fünf Millionen Euro stellt das Erzbistum in diesem Jahr für Asylsuchende zur Verfügung. Rund eine Million Euro sind laut Kellner im Haushalt für das Kloster Beuerberg eingeplant. Die Kirche hatte im Oktober 2014 das Kloster von den Schwestern der Heimsuchung Mariens übernommen. Was genau mit dem unter Denkmalschutz stehenden Gemäuer passieren werde, sei noch nicht ausdiskutiert, sagt Kellner. Sicher ist, dass dort ein kirchlicher Verwaltungsstützpunkt eingerichtet werden soll und im sogenannten Josefstrakt Flüchtlinge unterkommen sollen. Verschiedene Arbeitskreise seien mit der Erstellung eines Konzepts befasst, so der Pressesprecher. Für das Erzbistum sei es eine völlig neue Situation, sich um leer stehende Klöster kümmern zu müssen. Wenn die Kirche ihrer ureigenen Aufgabe nachkommen wolle, so könne man diese geschichtsträchtigen Stätten nicht in Luxuswohnungen oder "Seifenfabriken" umwandeln, wie andernorts schon geschehen.

Moritz Sappl

Eurasburgs Bürgermeister Moritz Sappl...

(Foto: Ralf Gerard)

Für das Münchner Engagement ist Eurasburgs Bürgermeister Moritz Sappl (GVW) dankbar. Eine Bauruine in Beuerberg, das wäre für ihn eine Katastrophe. Man sei im Erzbistums anfangs zu euphorisch gewesen, sagt er. Die Hoffnung, im Jahr 2015 alle Verfahren abschließen zu können, sei unrealistisch. "Lieber es dauert länger, aber dafür ist alles ordentlich und solide gemacht", sagt der Bürgermeister. Es sei viel passiert hinter den Kulissen. "Man muss Punkt für Punkt abarbeiten. Man kann nicht ein bisserl drüberpinseln und ein paar Betten aufstellen." Es gehe um eine "menschenwürdige" Unterbringung. Demnächst fänden die Domkapitularsitzungen statt, danach könne man mehr über das weitere Vorgehen sagen.

Thomas Goppel, 2013

...und CSU-Landtags- abgeordneter Thomas Goppel unterstützen das Projekt.

(Foto: Johannes Simon)

Dem Vernehmen nach hatte die Erzdiözese wohl gehofft, dass etwa Denkmalschutz und Landratsamt kulant wären und die geltenden Vorschriften nicht so streng auslegen würden. Das wollen Sappl und Niedermaier offiziell nicht bestätigen. Beide sind sich aber einig, dass geltende Gesetze nicht ausgehebelt werden dürfen. Es geht immer noch um einen zweiten Fluchtweg, der aus Brandschutzgründen erforderlich ist. Die Kirche denkt an eine Außentreppe, was wiederum die Denkmalschützer auf den Plan ruft. Deshalb hatte das Erzbistum den CSU-Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden des Landes-Denkmalsrats, Thomas Goppel, um Hilfe gebeten (siehe Bericht rechts). Diese sagte er zu.

Auch Landrat Niedermaier betont, wo sie könne, werde seine Behörde behilflich sein. "Aber zuerst brauche ich einen Antrag auf Nutzungsänderung." Nur weil im Josefstrakt einst Spätaussiedler wohnten, könne dieser Klosterflügel jetzt nicht einfach als Asylbewerberunterkunft genutzt werden. Und es müsse ein "sauberes Brandschutzgutachten" vorliegen. Die hohen Kosten für die Brandschutzmaßnahmen haben die Regierung von Oberbayern abgehalten, den Josefstrakt in ihre Unterkünfte-Planung aufzunehmen.

Laut Niedermaier habe sich das Erzbistum vornehmlich mit dem Betreuungskonzept für die Flüchtlinge befasst; die baurechtlichen Aspekte sollten später beleuchtet werden. "Dann zieht aber 2017 auch niemand ein", so der Landrat. Wie es heißt, werden die Malteser die Betreuung der Asylsuchenden übernehmen. 60 Flüchtlinge möchte man in Beuerberg aufnehmen. Die Kirche möchte, dass sich der Freistaat an den Kosten für die intensivere Betreuung mit einem höheren Personalschlüssel beteiligt - wohl ein Streitpunkt. Denn um als Sammelunterkunft anerkannt zu werden, müssten von 75 Asylsuchenden an aufwärts im Josefstrakt untergebracht werden. Sollte sich der Freistaat mit Fördermitteln im Kloster Beuerberg engagieren, könnten andere Kommunen und Träger dies auch fordern.

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