Eurasburg:Alles, was ein Buch braucht

"Eurasburger Bier" heißt das zweibändige Kompendium, das Siegfried Rübensaal nach intensiven Recherchen geschrieben hat. Auf 900 Seiten beleuchtet es zahlreiche Aspekte eines lokalen Bierkosmos, der alle Entwicklungen des ländlichen Brauwesens spiegelt

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Der kurze und prägnante Titel steht im Gegensatz zum Umfang: Mit "Eurasburger Bier" hat Siegfried Rübensaal aus Lengdorf im Landkreis Erding ein im Wortsinn gewichtiges Buch vorgelegt. Die zwei Bände mit annähernd 900 Seiten bringen knapp vier Kilogramm auf die Waage. Rund dreieinhalb Jahre lang hat der frühere Lengdorfer Bürgermeister und pensionierte Polizeihauptkommissar sämtliche Wechselbeziehungen der gesellschaftlichen Gruppen im Raum Eurasburg zum Kulturgetränk Bier untersucht. Vom Ergebnis ist Rübensaal selbst überrascht. "In der kleinen Welt des Eurasburger Bierkosmos spiegeln sich letztlich alle Entwicklungen des vorindustriellen ländlichen Brauwesens." Der Autor wird das Kompendium an diesem Samstag, 3. Dezember, im Beuerberger Pfarrheim vorstellen.

Knapp 600 Jahre lang wurde auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Eurasburg Bier gebraut, vom 14. Jahrhundert an in der Burg beziehungsweise dem Schloss Eurasburg, später auch im Stift Beuerberg. Konkurrenz prägte das beiderseitige Verhältnis. 1553 hatte der Probst des Beuerberger Augustiner-Chorherrenstifts das später Haderbräu genannte Haus in Wolfratshausen erworben und dort die Stiftsbrauerei eingerichtet. Die Klosterherren durften zunächst also nur im Exil und für den Eigenverbrauch brauen. In den klösterlichen Tavernen in Beuerberg und St. Heinrich gab es zu dieser Zeit nur Bier aus Eurasburg. Erst 1696 erhielten die Augustiner-Chorherren das Schank- und Braurecht direkt im Stift und konnten bis zur Säkularisation 1803 direkt in Beuerberg Bier herstellen und anbieten.

Eurasburg: Siegfried Rübensaal mit seinem Bier-Buch.

Siegfried Rübensaal mit seinem Bier-Buch.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Mit Masskrügen beschäftigt sich Rübensaal seit Jahrzehnten. Er hat eine umfangreiche Sammlung aufgebaut und ein privates Masskrugmuseum eingerichtet, schon Bücher und Aufsätze zum Thema veröffentlicht. So wurde der Eurasburger Karl-Heinz Eigner auf Rübensaal aufmerksam, schlug ihm vor, ein Buch zum Eurasburger Bier zu schreiben. Bald stellte sich heraus, dass der zunächst gedachte Umfang von 300 Seiten nicht ausreichen würde, auf so viel Material stieß Rübensaal bei seinen Recherchen in Museen, Archiven und privaten Sammlungen. Rund 7000 Stunden hat er am neuen Buch gearbeitet.

Und das merkt der Leser den beiden Bänden an: Sie strotzen nur so vor Detailfülle zum bayerischen Bier- und Brauwesen insgesamt, enthalten zahlreiche bisher der Öffentlichkeit unbekannte Gemälde, Skizzen, Stiche und Fotos. In vier Kapiteln zeichnet der Autor zunächst die geschichtliche Entwicklung der Eurasburger Braugeschichte nach. In einem Sonderkapitel geht es um das Beuerberger Bier. Es folgen 31 Abschnitte, in denen sich der Leser in einzelne Aspekte wie die Brauereigebäude und -anlagen, Natureis und künstliche Kältegewinnung bis hin zu Bierkrügen, der Bebauung des Schlossareals oder Biergesetzen vertiefen kann.

Buch Eurasburger Bier von Siegfried Rübensaal

Prost mit Elfenbeinsteinzeug: Masskrug aus alten Zeiten.

(Foto: Siegfried Rübensaal/oh)

Auch bisher eher unbekannte geschichtliche Aspekte rücken ins Blickfeld: So gab es seit dem frühen 16. Jahrhundert Schiffshütten der Eurasburger Herrschaft am Starnberger See südlich von Ambach und nördlich von Mandl. Dort hatten die Schlossherren auch Anfang des 17. Jahrhunderts einen Hafen und unterhielten eine Flotte auf dem Würmsee, wie der Starnberger See damals genannt wurde.

Neu bewertet Rübensaal auch die Rolle der Schlossherrin Gräfin Maria von Tattenbach. Sie war bisher allein als Stifterin der Eurasburger Schlosskirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt. Doch Rübensaal hat noch einen weiteren wichtigen Aspekt aus Archivalien der Zeitung "Wolfratshauser Wochenblatt" zutage gefördert: "Sie hat das Eurasburger Landschaftsbild vor der Zerstörung bewahrt", erklärt er. Schon 1875 hatte es dort erste Bohrversuche auf Steinkohlevorkommen gegeben. 1905 erwarb ein norddeutsches Konsortium das Kohleschürfrecht. Als 1907 die Gewerkschaft Iringszeche damit begann, eine Schwemmsteinziegelfabrik mit Ringofen und 36 Meter hohem Kamin nahe dem Schloss Eurasburg zu errichten, handelte die Gräfin und kaufte alle Rechte und Grundstücke der Zeche. Wenn auch nicht ganz uneigennützig: Der Kamin der Fabrik hätte den Qualm zu ihrem Schloss hinauf geblasen. So hat sie den Kohlebergbau in Eurasburg beendet und Landschaftszerstörungen und Umweltbelastungen durch Industrieanlagen verhindert.

An der Finanzierung des Buches beteiligen sich die Kommune Eurasburg, Mitherausgeber Karl-Heinz Eigner und die Raiffeisenbank Beuerberg-Eurasburg. Die beiden Bände erscheinen in einer Auflage von 1000 Stück und kosten zusammen 29,50 Euro. Erhältlich ist das Werk in der Gemeindeverwaltung.

Buchvorstellung "Eurasburger Bier", mit Autor Siegfried Rübensaal, Samstag, 3. Dezember, 19.30 Uhr, Pfarrheim Beuerberg. Das Buch gibt es in der Gemeindeverwaltung zum Preis von 29,50 Euro.

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