Bilanz:Das Flussfestival ist in Wolfratshausen angekommen

3. Flussfestival Wolfratshausen 2017

Jeder Abend war anders: Prächtig präsentierte sich die Zuschauer-Muschel bei der African Night.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ein großartiges Event unter schwierigen Wetterbedingungen: Alle 17 Veranstaltungen waren gut besucht, einzig die Jugend wurde nur schlecht erreicht.

Von Thekla Krausseneck

Wenn Barbara Unterberger vom Einkaufen heimkommt, wirft sie ihr Kleingeld in eine Kasse. "Nur für die Kultur", sagt die 54-jährige Wolfratshauserin: Auf diese Weise spare sie auf Tickets für Konzerte oder andere Veranstaltungen, das Geld reiche für wenigstens zwei Abende im Monat. Nur für den Juli hatte sich Unterberger deutlich mehr vorgenommen. Sobald das Programm des Flussfestivals erschien und der Vorverkauf begann, wollte sie genügend Kleingeld gespart haben, um so viele Veranstaltungen zu besuchen, wie sie wollte. Gesagt, getan: Elf Tickets hat sich die Webdesignerin heuer gekauft. Die zwölfte hat ihr der Festival-Veranstalter Günter Wagner geschenkt - als Dank für die Treue.

So ist Unterberger am Sonntagabend mit dabei, als Bob Ross und die Münchner Philharmoniker von "Blechschaden" das Publikum von den Bänken reißen - mit Händel, Bach, Schumann, aber auch mit Tango, Salsa, Elvis und den Village People. Ganz ausverkauft ist das letzte Konzert des Flussfestivals zwar nicht, viele freie Plätze gibt es aber auch nicht mehr. Es ist mit 45 Euro das zweitteuerste Konzert des Events - nur Rainhard Fendrich am ersten Abend war noch teurer. Doch wie damals vor zwei Wochen lohnt sich das Ticket auch diesmal. Mit "Toccata" des Orgelkomponisten Johann Sebastian Bach legt das Ensemble einen furiosen Einstieg hin, danach eröffnet Dirigent Ross seine unnachahmliche Moderation mit dem Kommentar: "Klingt viel besser ohne Orgel." Es gibt viel zu lachen an diesem Abend.

Veranstalter Wagner ist begeistert. Von diesem Abend, aber auch vom gesamten Flussfestival an sich, das er als "noch abwechslungsreicher als vor zwei Jahren" beschreibt. Rein vom Gefühl her sei es auch besser besucht gewesen, sagt Wagner, nämlich siebenmal ausverkauft. "Jedes Mal, wenn ich da war, dachte ich nur: Wahnsinn." Da falle es ganz schön schwer, ein persönliches Highlight zu bestimmen. Als jemand, der selbst zehn Jahre lang als Kabarettist auf der Bühne gestanden habe, sei jedoch Max Uthoff "natürlich der König" gewesen. Fendrich habe ihm aber auch sehr gut gefallen, besonders, weil er ein paar seiner Lieder auch in der eigenen Band spiele. Das Besondere am Flussfestival sei die große Nähe zwischen Publikum und Künstlern gewesen ("direkt zum Anfassen"), aber auch die gute Atmosphäre im abgeschlossenen Bereich. "Da gehen die Künstler einfach ganz anders auf die Bühne."

Bevor die Truppe von Blechschaden die Bühne in Beschlag nimmt, holen Bürgermeister Klaus Heilinglechner, Kulturamtsleiterin Marion Klement und Wagner die mehr als 40 Helfer in ihren grünen Festivaljacken vors Publikum. Klement spricht von einem großartigen Event unter schwierigen Konditionen: An den einen Tagen habe man mit Gewitter gekämpft, an anderen Tagen mit tropischer Hitze. Das Publikum habe sich daran kaum gestört: Alle 17 Veranstaltungen seien gut besucht gewesen. Einzig die Jugend habe man nur schlecht erreicht, räumen Klement und Wagner in der Pause hinter der Bühne ein. Vielleicht, weil das Flussfestival - schon vom Namen her - einfach nicht von Jugendlichen als eine Veranstaltung für ihre Altersklasse wahrgenommen werde. Daraus wolle man in zwei Jahren eine Lehre ziehen, möglicherweise weniger für Jugendliche planen und dafür Veranstaltungen in einem anderen Rahmen anbieten.

Bilanz: Mit dem Konzert von Bob Ross und "Blechschaden" sowie einer Lasershow endete am Sonntag das Wolfratshauser Flussfestival.

Mit dem Konzert von Bob Ross und "Blechschaden" sowie einer Lasershow endete am Sonntag das Wolfratshauser Flussfestival.

(Foto: Manfred Neubauer)

Zu beklagen gibt es dennoch wenig. "Das Festival ist angekommen in der Stadt", sagt Bürgermeister Heilinglechner: Schon im Vorverkauf seien heuer mehr Karten verkauft worden als auf dem gesamten Flussfestival 2015. "Es hat eine Weile gedauert, doch jetzt hat es sich rumgesprochen. Das Flussfestival ist etabliert." Trotzdem: Luft nach oben sei natürlich immer, sagt Klement. Und für das kommende Flussfestival stellt Wagner bereits einen großen Act in Aussicht. Zugesagt habe der Künstler schon. Nur der Vertrag sei noch nicht unterschrieben. Deshalb wolle er auch keine Namen nennen.

Das Wetter spielt auch am letzten Flussfestival nur mäßig mit. Zwar regnet es nicht in Strömen, doch die feuchte Luft ist deutlich kälter als an den stürmischen Tagen. "Da wollen wir jetzt mal einheizen hier", sagt Ross, der gebürtige Schotte und Gründer des Ensembles, mit seinem charakteristischen Akzent. Daniel Bonvin bläst einen Tango auf seiner Miraphone Tenorposaune, danach spielt der Soloposaunist Matthias Fischer den Salsa "Caribbean Sunset" auf einem Alphorn aus Carbon - oder wie Ross es nennt: "auf einem Schweizer Handy". Dass er zwischen den musikalischen Einlagen Witze erzähle, gehe auf einen Fernsehauftritt zurück, zu dem "Blechschaden" zu wenig Noten dabeigehabt hätte. Seither bekomme das Publikum Sprüche wie diesen zu hören: "Eine schottische Beerdigung ist dasselbe wie eine schottische Hochzeit, nur mit einem Betrunkenen weniger."

3. Flussfestival Wolfratshausen 2017

Die Floßlände entwickelte sich bei schönem Wetter zu einem echten Treffpunkt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Spät in der Nacht geht das Flussfestival allmählich zu Ende - nicht wie sonst mit einem Feuerwerk, sondern mit einer Lasershow. Eine Maschine nebelt die Bühne ordentlich ein, dann spielt dramatische Musik los und zwei Laserprojektoren werfen knallbunte Strahlen ins Publikum, die im Rhythmus zucken und die Farben verändern. Ob sich die vielen Tickets gelohnt haben? "Absolut", sagt Unterberger. "Jeder Abend war anders. Aber jeder schön."

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