Ergebnis einer Umfrage:Gute Noten für den Wirtschaftsstandort

Die Unternehmen sind zufrieden mit dem Landkreis, bemängeln aber das langsame Internet und teure Wohnungen

Von Konstantin Kaip, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Betriebe im Landkreis sind mit ihrem Wirtschaftsstandort etwas zufriedener als noch vor zwei Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt die Standortumfrage der Industrie- und Handleskammer (IHK). In der Umfrage der IHK für München und Oberbayern erhält der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen die Gesamtnote 2,1 und liegt damit geringfügig über dem Durchschnittswert für Oberbayern von 2,0. Bei der ersten Standortumfrage der IHK im Jahr 2015 kam der Landkreis auf eine Endnote von 2,2.

Reinhold Krämmel, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Bad Tölz-Wolfratshausen, sprach von einem "ordentlichen Zeugnis". Der Landkreis schneide "im Vergleich gut ab", sagte Krämmel am Montag bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. Im Vergleich zur vergangenen Umfrage habe man sich "marginal verbessert" und liege nun im vorderen Drittel der befragten Regionen. 149 Unternehmen aus dem Landkreis haben sich an der Umfrage beteiligt. Das ergebe ein repräsentatives Bild, das die Situation "relativ realitätsnah widerspiegelt", sagte Krämmel.

79 Prozent der befragten Unternehmen haben ihren Standort mit "gut" oder "sehr gut" benotet. 84 Prozent würden sich erneut für ihn entschieden - ein "klares Standortergebnis", wie Krämmel sagte. "Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir beim Verbesserungspotenzial im Bayerntrend liegen." Bemängelt haben die Unternehmen vor allem die hohen Gewerbeflächen- und Grundstückspreise, sowie die Anbindung an den Schienengüterverkehr und an den Luftverkehr.

Den größten Handlungsbedarf sehen die Betriebe im Ausbau der Breitbandversorgung, der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sowie der Sicherung beruflich qualifizierter Fachkräfte. "Das sind alles keine neuen Defizite", sagte Krämmel und betonte, dass die IHK schon seit Jahren darauf hingewiesen habe. "Der Fachkräftemangel ist ein gravierender Hemmschuh für die Entwicklung unserer Unternehmen", erklärte der Vorsitzende. "Und auch bei der Breitbandversorgung legt die IHK seit Jahren den Finger in die Wunde." Zwar seien in Staats- und Bundespolitik Anstrengungen erkennbar, die Internetversorgung auszubauen. "Aber sie reichen schlicht und einfach nicht aus." Das Förderprogramm des Bundes garantiere eine Versorgung mit 30 MBit pro Sekunde. "Für Gewerbe und Unternehmen muss da einfach eine Null hinten dran."

Ein jüngeres Thema sei der dringend benötigte bezahlbare Wohnraum. Er dürfe für sich reklamieren, das als erster bei der IHK in den Fokus gerückt zu haben, sagte Krämmel. Was vom Regionalausschuss Bad Tölz-Wolfratshausen ausgegangen sei, stehe inzwischen auf der Agenda in ganz Oberbayern. Um das komplexe Problem zu lösen, seien viele gute Ansätze entwickelt worden, sagte Krämmel. "Es muss aber der Zielkonflikt benannt und zu einer vernünftigen Lösung geführt werden." Der sich verschärfende Mangel an Fachkräften stehe mit dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum "in unmittelbarem Zusammenhang", konstatierte Krämmel. So gebe es eine "Wohnraumnutzerverdrängung immer weiter raus in die Peripherie". In Städten wie Bad Tölz, Wolfratshausen und Geretsried müsse man daher "über Geschossigkeit nachdenken", sagte Krämmel. "Entweder wir versiegeln die Flächen oder wir fangen an, mehr in die Höhe zu bauen."

In der Standortumfrage gehe es auch darum, die Zusammenhänge sichtbar zu machen - um "rechtzeitig gegenzusteuern und zukunftsfähig zu bleiben", sagte Krämmel. Das wirtschaftspolitische Klima im Landkreis beurteilte er als "durchgehend positiv".

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