Erfolgreicher Auftakt:Weniger wünschen, mehr machen

Bezahlbares Wohnen, geordneter Verkehr, neue Energie-Konzepte und Angebote für Jugendliche: Die Bürgerinitiative "Zukunft. Perspektive. Geretsried" will zahlreiche Themen anpacken. Rund 60 Interessierte kamen zum ersten Treffen.

Von Felicitas Amler

Menschen, die in ihrer Stadt etwas verändert sehen wollen, müssten wegkommen vom "Ich wünsche mir, ich hätte gern", hin zum "Ich mache mit": Diese These der Architektin und Stadtplanerin Agnes Förster zog sich am Samstag durch das erste Treffen einer neuen Geretsrieder Bürgerinitiative. Eine lose Gruppierung um den Rechtsanwalt Jens Becker-Platen und den Unternehmensberater Stephan Heinle hat den Austausch unter dem Rubrum "Zukunft. Perspektive. Geretsried" angestoßen. Etwa 60 Bürger nahmen an der dreistündigen Veranstaltung im Ratsstubensaal teil. Sie sammelten Themen, die künftig weiter diskutiert und angepackt werden sollen.

Eine wechselseitig bessere Kommunikation zwischen Bürgerschaft und Politik, eine stärkere Beteiligung der Jugend und mehr kulturelle und gesellige Treffpunkte: Diese drei Punkte kristallisierten sich als allgemein wünschenswert heraus. Die Versammlung teilte sich nach der Einführung ins Thema durch Becker-Platen ("Es passiert ganz schön viel in Geretsried") und Heinle ("Wir können diese Stadt gestalten - gemeinsam") in zehn Gruppen. Diese bündelten jeweils ihre wichtigsten Anregungen und Forderungen für die Stadtentwicklung und präsentierten sie am Ende im Plenum. Die Initiatoren wollen dies alles auswerten, der Lokalpolitik unterbreiten und weitere Bürgerforen anbieten.

Erfolgreicher Auftakt: Zum Austauschforum über die Entwicklung der Stadt Geretsried konnte Mit-Initiator Jens Becker-Platen (am Rednerpult) an die sechzig Teilnehmer im Saal der Ratsstuben begrüßen.

Zum Austauschforum über die Entwicklung der Stadt Geretsried konnte Mit-Initiator Jens Becker-Platen (am Rednerpult) an die sechzig Teilnehmer im Saal der Ratsstuben begrüßen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Architektin Agnes Förster gab eingangs einen Überblick über Grundlagen und Möglichkeiten der Stadtentwicklung. Diese sei "ein soziales und kulturelles Projekt", das Mitmachen erfordere. Sie appellierte an die Zuhörer: "Gründen Sie Genossenschaften oder Bürgerstiftungen!" Dies sei leichter, als mancher denke. Als Vorbild nannte sie etwa die Münchner "Mitbauzentrale", aber auch Modelle in kleineren Kommunen. Man brauche nicht nur "eine Konkurrenz der Ideen" unter Architekten und Stadtplanern, sondern auch Bürger, die Vorhaben selbst in die Hand nähmen.

Bezahlbare Wohnungen, besser organisierter Verkehr, neue Energie-Konzepte und eine Stadtentwicklung im Dialog zwischen Bürgern und Politik waren Themen, die in allen Gruppen notiert wurden. Auch der Wunsch nach einer attraktiveren Gastronomie, einer Kneipenszene für die Jugend, Begegnungsstätten wie einem Kultur- oder Bürgerhaus tauchte mehrfach auf. Es gebe wenig für Jugendliche in Geretsried, monierte eine Gruppe: kein Kino, keine Bars, keine weiterführenden Schulen wie BOS oder FOS. Eine andere Gruppe schlug ein Portal "Was läuft?" für die Jugend vor; eine dritte regte zusätzlich zum bereits bestehenden, regelmäßig tagenden Jugendrat eine große, umfassende Jugendkonferenz an; auch eine Seniorenkonferenz sei denkbar. Punktuell gab es Vorschläge und Wünsche wie ein Amt für Vereine im Rathaus, ein Schuhgeschäft im Zentrum oder eine Bike-Station als Anbindung an den Wolfratshauser S-Bahnhof.

Erfolgreicher Auftakt: Wo stehen wir? Diese Frage diskutierte Stephan Heinle (vorne links) mit engagierten Bürgern.

Wo stehen wir? Diese Frage diskutierte Stephan Heinle (vorne links) mit engagierten Bürgern.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Zu Beginn der Versammlung hatte Heinle die Teilnehmer um ihre Einschätzung der Entwicklung Geretsrieds in einem Spektrum von "kritisch" bis "ausgezeichnet" gebeten. Dazu sollten sie sich je nach Standort ganz vorn, am Ende des Saals oder dazwischen aufstellen. Am stärksten ballte es sich in der Mitte. Am hinteren Ende hatte sich Bernhard Wahler, Geschäftsstellenleiter des Geltinger Tierheims, positioniert. Er sagte, er vermisse Konzepte für eine gemeinsame Entwicklung Geretsrieds mit der Nachbarstadt Wolfratshausen. Geretsried werde spätestens mit dem S-Bahn-Anschluss "explodieren", darauf müsse die Stadt sich besser vorbereiten. Am oberen Ende der Gruppe stand Jennifer Kübler, die sich äußerst positiv über Geretsried äußerte und sagte, sie könne sich im Gegensatz zu anderen auch nicht über einen Mangel an Kommunikation beschweren: Wer etwas wissen wolle, könne es erfahren. Bürgermeister Michael Müller (CSU) hat nach Heinles Worten der neuen Bürgerinitiative bereits das Gespräch angeboten.

Kontakt: www.zukunft-perspektive-geretsried.de

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