Entschieden:Nein zu Kaufland-Plänen

Entschieden: Das alte Gebäude mit der Kaufland-Filiale in Bad Tölz soll abgerissen und neu errichtet werden. Der erste Bauantrag, der unter anderem eine Absenkung aller Parkplätze auf dem Gelände um zwei Meter vorsieht, wurde im Bauausschuss jedoch einmütig missbilligt.

Das alte Gebäude mit der Kaufland-Filiale in Bad Tölz soll abgerissen und neu errichtet werden. Der erste Bauantrag, der unter anderem eine Absenkung aller Parkplätze auf dem Gelände um zwei Meter vorsieht, wurde im Bauausschuss jedoch einmütig missbilligt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Tölzer Stadträte lehnen den ersten Antrag zum Neubau des Supermarkts ab. Gründe sind die Absenkung des gesamten Parkplatzes und die Furcht vor einem Verkehrschaos an der Kreuzung mit der Karwendelstraße

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Ein Supermarkt mit einem umfangreichen Sortiment, vor allem für Obst und Gemüse, dazu ein Elektro-Geschäft, ein Kleiderladen, ein Metzger, ein Bäcker, ein Frisör, eine Postfiliale: Die Kaufland-Filiale an der Lenggrieser Straße in Bad Tölz ist ein gut besuchtes Einkaufszentrum, das sich jedoch in einem ziemlich heruntergekommenen Barackenbau aus den Siebzigerjahren befindet. Die Schwarz-Unternehmensgruppe (Lidl) will deshalb alles abreißen, schon seit Jahren ist ein Neubau geplant. Den ersten Bauantrag lehnten die Stadträte am Dienstagabend im Bauausschuss allerdings einstimmig ab.

Auf dem rund 15 800 Quadratmeter großen Areal an der Lenggrieser Straße soll ein neues Gebäude auf einer Fläche von 6215 Quadratmetern errichtet werden. Die bisherige Filiale steht auf 5583 Quadratmetern. Gleichwohl soll sich die reine Verkaufsfläche von derzeit 4760 auf dann 3970 Quadratmeter verringern. Der Neubau soll ein flachgeneigtes Foliendach bekommen, das wie ein Flachdach wirkt, und 11,25 Meter hoch sein. Erlaubt ist dem Bebauungsplan zufolge eine Firsthöhe von acht Metern. Die Überschreitungen bezögen sich aber nur auf einen kleinen Teil des Daches, schränkte Stadtbaumeister Hannes Strunz ein.

Schon eher problematisch ist der Plan, alle 280 Parkplätze um zwei Meter in die Tiefe zu versenken - also auch jene, die momentan noch oberirdisch angelegt sind. Dazu muss eine grundwasserdichte Wanne gebaut werden. Auf dem Gelände könne deshalb kein Baum gepflanzt werden, sagte Strunz. Vorgesehen seien nur 13 Feldahorne auf dem Grünstreifen zur Karwendelstraße hin. Im Untergrund wäre laut Stadtbaumeister wegen des Grundwassers auch eine sogenannte Auftriebssicherung erforderlich - in Form von nicht weniger als 366 Bohrpfählen samt Bodenplatten. "Das wird sicher nicht billig", sagte Strunz. Als einen Grund, warum gleich alle Parkplätze nach unten verlegt werden sollen, nannte der Stadtbaumeister, dass so bloß eine Zufahrt notwendig wäre. Eine zweite käme hinzu, wenn die oberirdischen Stellflächen erhalten blieben.

Diese Schwierigkeiten waren für das Nein der Stadträte jedoch nicht alleine maßgebend. Eine wichtige Rolle spielte auch, dass das Maß der baulichen Nutzung auf dem Gelände überschritten würde. Und dies, obwohl die erlaubte Grundflächenzahl (GRZ) von 0,8 besagt, dass ohnehin schon 80 Prozent des Kaufland-Areals überbaut werden dürfen. Ins Gewicht fiel außerdem die Verkehrssituation an der Lenggrieser Straße. Der Bauwerber hatte das Büro Transver aus München mit einer Untersuchung beauftragt, das die Lage an einem Dienstag zwischen 16.45 und 17.45 Uhr studierte. Die Empfehlung: Zwei Fußgängerüberwege mit Ampeln sollten auf der Lenggrieser Straße installiert werden. Dies würde aber bedeuten, dass der Grünpfeil wegfiele, der das Rechtsabbiegen von der Karwendelstraße in die Lenggrieser Straße trotz roter Ampel ermöglicht.

"Wenn der Grünpfeil wegkommt, kriegen wir einen Rückstau", sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Das sei "keine tragbare Lösung". An Samstagen käme es am Kaufland zum Verkehrschaos. Für Zweiten Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) wäre ein Kreisverkehr an dem Knotenpunkt auf jeden Fall sinnvoller. Überall im Stadtgebiet baue man schließlich Ampeln ab, um den Verkehrsfluss zu erleichtern, sagte er. Für Camilla Plöckl (SPD) müsste eine neue Regelung erst genau geprüft werden. "Jetzt läuft an der Stelle eigentlich alles optimal - bis auf die Fußgänger, die nicht rüberkommen."

Starke Bedenken wegen der Tieferlegung des gesamten Parkplatzes äußerten mehrere Stadträte. Michael Lindmair (FWG) bezeichnete die Untergrundwanne als einen "wahnsinnig aufwendigen Bau". Stehe dort unten das Wasser, müsse es abgepumpt werden, bemängelte er. Das ist für Margot Kirste (FWG) sogar "das Totschlagargument" gegen die vorgelegte Planung. "Wenn das Ding durch einen Platzregen vollläuft, kann ich mir vorstellen, wie viele Pumpen da laufen müssen", sagte sie.

Auch Wiedemann zeigte sich damit alles andere als glücklich. Er sprach von einer "Riesenbadewanne", die aus städteplanerischer Sicht "unmöglich" sei. Allerdings äußerte der Zweite Bürgermeister auch Verständnis für die Nöte des Architekten. Frühere Verhandlungen über eine Erweiterung waren an den benachbarten Grundstückseigentümern gescheitert. "Das ist kein einfaches Bauvorhaben, der Bauwerber kann da nicht ausweichen", sagte Wiedemann.

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