Stadtklinik:Die letzte Geburt in Bad Tölz

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Der Kreistag stimmt gegen den Millionen-Zuschuss für Asklepios, die Entbindungsstation wird geschlossen. Die Zukunft soll in der Kreisklinik Wolfratshausen liegen - und ein bisschen auch in Bad Tölz.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Die Geburtenstation in Bad Tölz wird bald Geschichte sein, in der Asklepios-Klinik wird in der kommenden Woche das vorerst letzte Tölzer Kindl geboren - dann wird der Kreißsaal geschlossen. Der Kreistag hat es am Freitag mehrheitlich abgelehnt, dem Gesundheitskonzern einen Millionen-Zuschuss zu gewähren. Stattdessen soll die Geburtshilfe an der Kreisklinik in Wolfratshausen gestärkt werden. Das soll mit einem Kooperationspartner geschehen, Wunschpartner ist das Klinikum Starnberg. Mehr kann und will Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) derzeit nicht sagen. Zuerst müsse es eine offizielle Anfrage geben, sagte er nach dem Beschluss. Darin fordert das Gremium zudem Asklepios auf, die Geburtshilfe in Bad Tölz aufrechtzuerhalten.

Asklepios soll seiner Verpflichtung aus dem Erbbaurechtsvertrag, die Tölzer Stadtklinik nach den Vorgaben des geltenden Krankenhausplans des Freistaats Bayern zu betreiben und damit die Geburtshilfe anzubieten. Noch vor einigen Wochen hatte eine Fachjuristin den Kreisräten die Auskunft erteilt, dass die Geburtshilfe nicht zur Daseinsvorsorge gehöre. Auf Nachfrage zitierte Geschäftsführer Wolfgang Krause bei einem anschließenden Pressegespräch aus dem Krankenhausplan. Dort stünde sehr wohl die Abkürzung "GuG", was für Geburtshilfe und Gynäkologie stehe. Landrat Niedermaier räumte indes ein, sollte es bei diesem Punkt zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen, sei ein Ausgang sehr ungewiss. "Das steht auf tönernen Füßen."

Einig war sich der Kreistag, dem Konzern Asklepios keinen sogenannten Sicherstellungszuschuss zu gewähren. Allein Barbara Schwendner und Annelis Wiedenbauer-Schmidt (beide Bündnis 90/Die Grünen) stimmten dagegen. Sie wollten auf alle Fälle die Geburtshilfe in Bad Tölz gerettet wissen. Die finanzielle Beteiligung hätte den Landkreis jährlich 1,8 Millionen Euro gekosten. Nur mit dieser Finanzspritze sah man sich in der Tölzer Stadtklinik in der Lage, eine Hauptabteilung in der Geburtshilfe mit mindestens einem Chefarzt, zwei bis drei Fachärzten und fünf bis sechs Assistenzärzten zu schaffen. Vor einer Woche hatte Experten aus dem Gesundheitssektor dem Kreisausschuss von dieser Lösung abgeraten.

Martin Bachhuber (CSU): "Der Kreistag hat viel zu spät erfahren, wie es um die Geburtshilfe bestellt ist. Wir haben ein Jahr geschlafen. Wir hätten das Thema früher diskutieren müssen." (Foto: Manfred Neubauer)

Des Weiteren beauftragte der Kreistag den Landrat, mit geeigneten Klinikbetreibern zu verhandeln mit dem Ziel, die Geburtshilfe am Standort Wolfratshausen auszubauen und auch am Standort Bad Tölz eine Abteilung zu betreiben. Der ursprünglich Beschlussvorschlag, der sich lediglich für eine "Außenstelle in Bad Tölz" aussprach, wurde auf Antrag der CSU-Fraktion mit knapper Mehrheit von 28 zu 27 Stimmen geändert. Nun heißt es, "eine Geburtshilfeabteilung zu betreiben". In der Sitzung hatte Niedermaier darauf hingewiesen, dass es zwei Hauptabteilungen im Landkreis nicht geben werde. Nach der Sitzung wollte er nicht mehr näher auf diese Problematik eingehen. Ob der Beschluss nun tatsächlich die Schaffung einer eigenen Hauptabteilung in Bad Tölz bedeute, sei für ihn offen. "Das sind alles Fragen, die ich nicht beantworten kann. Ich weiß es nicht", sagte er.

Reiner Berchtold (SPD): "Das ist keine Schadenfreude. Doch die SPD hat 2001 schon auf die möglichen Folgen hingewiesen, die eine Übernahme des Tölzer Krankenhauses durch Asklepios haben könnte." (Foto: Manfred Neubauer)

Als Manfred Stumpfe, Belegarzt an der Kreisklinik Wolfratshausen, erklärte, es sei für ihn plausibel, wenn der Chefarzt der Starnberger Geburtsklinik auch Chef der Abteilung in Wolfratshausen werde, bremste Niedermaier die Euphorie. Denn das Starnberger Krankenhaus gehört dem Landkreis, also hat der dortige Kreistag über solche Entscheidungen mitzureden. Und der weiß offiziell noch nichts von dem Plan.

Abschließend betonte Niedermaier, dass man alles tun werde, damit es in Zukunft auch Tölzer und Wolfratshauser Kinder geben werde. Ob das auch klappt, werde sich zeigen. Eines habe Asklepios bereits zugesagt: die Kreißsäle im Tölzer Krankenhaus für eine Außenstelle zur Verfügung zu stellen.

Direkt nach der Sitzung meldete sich Asklepios zu Wort. "Wir bedauern die Entscheidung des Kreistags gegen einen Sicherstellungszuschuss und damit gegen eine Hauptabteilung für Geburtshilfe an der Stadtklinik Bad Tölz", teilt Geschäftsführer Joachim Ramming mit. Die Station werde wie angekündigt zum 1. April geschlossen. Verwundert zeigt sich Ramming über die Forderung, dem Erbbaurechtsvertrag nachzukommen. Selbstverständlich stelle man die Grund- und Regelversorgung weiterhin sicher. "Das bayerische Ministerium für Gesundheit legt allerdings klar fest, dass die Geburtshilfe kein Bestandteil der Grundversorgung ist. Auch Landrat Josef Niedermaier ist diese Tatsache bekannt."

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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