Energiewende:Fünf Kommunen gründen die "Oberland-Energie"

Wolfratshausen, Murnau, Penzberg, Weilheim und Peißenberg wollen der Region als Stromanbieter die Wertschöpfung sichern. Auch ein Einstieg in den Gas- und Wärmeverkauf ist denkbar

Bernhard Lohr

Wolfratshausen strebt gemeinsam mit Murnau, Weilheim, Penzberg und Peißenberg die Gründung einer "Oberland-Energie"-Gesellschaft an. Das Unternehmen könnte bereits von 1. Januar 2013 an als kommunal gesteuerter Stromanbieter in der Region auftreten. Dabei hält man sich in den Rathäusern und den Zentralen der Stadt- und Gemeindewerke den Einstieg in den Gas- und Wärmeverkauf, aber auch in die Energieproduktion ausdrücklich offen. Nachbarkommunen werden zum Mitmachen aufgerufen. Damit bekommen die Stadtwerke Bad Tölz und die von diesen zu Beginn des Jahres im Verbund mit Geretsried gegründete Energie Geretsried GmbH Konkurrenz.

In den Gremien der fünf aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen stammenden Kommunen wurde bisher offenbar nur kursorisch über das Thema gesprochen. Dennoch scheinen die Bürgermeister und die Werkleiter fest entschlossen, den Verbund einzugehen. Die Initiative dazu ging von Murnau aus, wo die Gemeindewerke seit 1. Januar 2011 Strom verkaufen, seitdem 1700 Kunden gewonnen haben und auch kleine Gewinne erwirtschaften, wie Werkleiter Karl Steingruber berichtet.

Die Idee eines größeren Verbunds sei bei einer der üblichen Werkleiter-Treffen geboren worden. Warum solle man sich Konkurrenz machen in der Region, fragt Steingruber. Ein Zusammengehen mit den Stadtwerken Bad Tölz, die über viel Erfahrung im Energiegeschäft verfügen, wurde laut Steingruber nur kurz erwogen und aus Sorge darüber verworfen, das Einzugsgebiet der "Oberland-Energie" könnte zu groß werden. Die Energie Geretsried GmbH schied offensichtlich schon deshalb aus, weil sich Wolfratshausen bei deren Gründung von der Nachbarstadt brüskiert fühlte. Wolfratshausens Werkleiter Jürgen Moritz sagte am Dienstag dazu nur, er wisse gar nicht genau, was die Energie Geretsried mache. "Die Stadt Wolfratshausen ist nicht informiert worden."

Wie Penzbergs Bürgermeister Hans Mummert (SPD) sagte, wolle man sich bei der "Oberland-Energie" zunächst auf den Stromvertrieb konzentrieren. Ein Schritt müsse dem anderen folgen. Wichtig sei, erst einmal einen Versorger in einer bestimmten Größe zu schaffen, der selbstbewusst beim Stromkauf und -verkauf auf dem Markt auftreten könne. "Ein großer Verbund ist immer besser." In Murnau und in Wolfratshausen reden die Werkleiter in dem Zusammenhang auch über einen Ausbau der eigenen Energieerzeugung.

Steingruber sagt, man wolle gemeinsam die Energiewende angehen. Er kann sich vorstellen, dass die Gesellschaft einmal Windkraftanlagen projektiert oder sich an solchen beteiligt. Moritz sagt, derzeit prüften die Stadtwerke Wolfratshausen vertieft, ob es sich lohne, am Kastenmühlwehr in Wolfratshausen ein Schachtkraftwerk zu bauen, anschließend wolle man sich mit einem Blockheizkraftwerk auf dem Gelände der Stadtwerke befassen. Das Ziel des Verbunds sei es, die Wertschöpfung in der Region zu belassen, sagt Moritz und kündigt an, in Wolfratshausen Öko- oder Naturstrom anzubieten.

Wichtig wird nach seinen Worten dabei sein, dies auch zu konkurrenzfähigen Preisen zu tun. Dabei könne ein Kommunalverbund mit effizienten Strukturen, wie etwa einer zentralen Abrechnungsstelle, helfen. Moritz hält es für gut möglich, dass das Unternehmen seinen Sitz in Murnau bekommt. In den nächsten Wochen werde in den Rathäusern die Vorlage für die Kooperation erarbeitet und bis Jahresbeginn 2013 eine grundsätzliche Zustimmung angestrebt. Laut Mummert könnte das Unternehmen zum 1. Januar 2013 schon seine Arbeit aufnehmen.

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