Einzelhandel:Elektro Lax schließt - und macht weiter

Lax Elektro

Mit seinem Elektro-Geschäft sieht Peter Lax keine Chance mehr gegen das Internet und überregionale Fachmärkte. Als Spezialist für Mess-, Steuer- und Regeltechnik macht der Tölzer Traditionsbetrieb aber weiter.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Laden in Bad Tölz rechnet sich nicht mehr, weil sich die Kunden beraten lassen - und dann im Internet bestellen. Dafür läuft das Geschäft mit Systemtechnik, etwa mit ferngesteuerten Klimaanlagen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Elektro Lax schließt seinen Laden an der Wachterstraße. Der Grund dafür ist die Konkurrenz im Internet und durch überregionale Verbrauchermärkte. Die Kunden kämen zwar noch in sein Geschäft und ließen sich dort gerne beraten, bestellten die Waren dann aber online, teilt Inhaber Peter Lax mit. "Für das Fachgeschäft bleiben nur kleinere spontane Beschaffungskäufe oder Reparaturen." Mit seinem Betrieb, der seit rund 70 Jahren in Bad Tölz ansässig ist, will sich Lax künftig ganz auf das Kerngeschäft konzentrieren. Neben Elektroinstallationen ist dies vor allem moderne Mess-, Steuer- und Regeltechnik (MSR). Als die Regierungschefs voriges Jahr auf Schloss Elmau tagten, war die Tölzer Firma dafür zuständig, dass in jedem einzelnen Zimmer die richtige Temperatur herrschte. "Wir haben nicht das politische Klima geändert, aber das Raumklima", sagt Lax und lacht.

An der Wachterstraße wird es also keine Kühlschränke oder schmucke Deckenlampen mehr geben, einen Kundendienst will der Inhaber jedoch weiterhin gewährleisten. Mit dem Handel im Internet, wo die Artikel mehr oder weniger frei Haus geliefert werden, könne man nicht mithalten, ebenso wenig mit den überregionalen Elektromärkten, die Lax zufolge "reine Abhollager für Waren zu Niedrigpreise" seien und den Kunden "weniger Beratung bieten". Deshalb besinnt sich die Firma, die einst als reiner Betrieb für Elektroinstallationen begann, auf ihre Wurzeln. Sie konzentriert sich wieder auf Anlagentechnik, vom Antennenbau bis hin zu anspruchsvoller Gebäudetechnik, beispielsweise für Heizung, Lüftung und Klima. Dahinter stecken heutzutage komplexe Computersysteme, die es Elektro Lax unter anderem ermöglichten, das Raumklima auf Schloss Elmau vom Sitz in Bad Tölz aus zu regulieren. Wenn es US-Präsident Barak Obama wärmer oder Bundeskanzlerin Angela Merkel ein wenig kühler haben wollte, war dies für die Tölzer Firma aus der Ferne kein Problem. "Auch wenn ein Bekleidungshaus in München bei uns anruft und mitteilt, im ersten Stock sei es zu warm, können wir die Temperaturen von hier aus verändern", sagt Lax.

Sein Betrieb gilt international als Spezialist in der Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Die Kunden kommen aus ganz Deutschland, Italien, Spanien und England. Zu seinen besonderen Projekten zählten die Klimatisierung des Urwaldhauses und des Raubtierhauses im Tierpark Hellabrunn, die Heizungs- und Lüftungszentralen auf Schloss Herrenchiemsee oder im Biathlon-Zentrum Ruhpolding. "Wir arbeiten mit sämtlichen führenden Regelgeräteherstellern zusammen und können alle MRS-Anlagen einstellen und per Fernwartung überwachen", berichtet Lax. Auch wenn er seinen Laden nun zumacht, geht die Arbeit für seine Firma also nicht aus.

Alle 20 Angestellten, darunter zwei Auszubildende, behalten trotz der Schließung ihren Job. Elektromonteure, Kaufleute, System- und Netzwerktechniker - "wir bleiben komplett". Weil er selbst schon 75 Jahre alt ist, hat sich Lax bereits im März einen neuen Geschäftsführer zur Seite gestellt. Hans Schandl, der dem Tölzer Betrieb seit vielen Jahren angehört, sei "ein ausgewiesener MSR-Experte", sagt der Inhaber. Durch ihn werde das Kerngeschäft mit dem nötigen Fachwissen gestärkt. Die Werkstatt, das Lager und das Technische Büro bleiben an der Wachterstraße erhalten und sollen ausgebaut werden. Für den etwa 450 Quadratmeter großen Laden sucht Lax einen neuen Pächter. "Wir müssen jetzt erst mal sehen, dass wir den Laden leer kriegen, das wird eine gewisse Zeit dauern", erklärt er. Zu diesem Zweck sollen in den nächsten Monaten eine Reihe von Sonderverkaufsaktionen stattfinden. Interessenten für das Geschäft, vor dem ein Parkplatz liegt, gebe es schon, sagt Lax. "Nachfragen sind da." Allerdings will er diese Flächen nicht an irgendjemanden vermieten. "Da muss man schon sehen, wie es passt, der neue Laden muss passend zur Innenstadt sein."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: