Eine Produktionshalle als moderner Vorzeigebau:Ein Stadtteil aus Holz

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Es kommt drauf an, was man draus macht: Mit der eigenen Produktionshalle hat Holzbau Vorholz-Hawran einen modernen Vorzeigebau geschaffen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Freie Wähler informieren sich bei der Geltinger Firma Vorholz-Hawran über den gefragten Baustoff

Von Felicitas Amler, Geretsried

Staunend nehmen die Besucher die spürbaren Vorteile eines Gebäudes aus Holz wahr: Als sie die Produktionshalle des Geltinger Unternehmens Holzbau Vorholz-Hawran an der Lauterbachstraße verlassen, merken sie erst, wie kalt es draußen inzwischen ist; und als sie die andere Halle, 100 Meter weiter, betreten, wie eine ganz natürliche Wärme sie wieder umfängt. Holzhäuser brauchen nicht unbedingt eine Heizung, um diese Wohligkeit zu erzeugen, lernen die Freien Wähler Geretsried an diesem Abend.

Die Gruppierung, die im Geretsrieder Stadtrat sieben von 30 Sitzen hat, nutzt ihr monatliches Treffen für eine Betriebsbesichtigung. Das hat sich nach Überzeugung der meisten gelohnt: "Ich bin schwer beeindruckt", sagt Heidi Dodenhöft. Die anderen urteilen ähnlich und nehmen sich vor, ihr Wissen über Holzhäuser künftig auch in die Stadtpolitik einzubringen.

Ginge es nach den Firmengründern Tilmann Vorholz und Georg Hawran, könnte Geretsried sogar das ein oder andere Hochhaus aus Holz bekommen: Ein fünfstöckiges Wohnhaus haben sie in München bereits gebaut, und damit sei die Grenze für Holz noch längst nicht erreicht, erklärt Hawran. Die USA, Österreich und die Schweiz - Pioniere des Holzhausbaus - machten es mit bis zu 22 Stockwerken vor. Zwei Gebäude, die Vorholz-Hawran errichtet haben, dürfte fast jeder Geretsrieder kennen: Es sind die beiden dreigeschossigen Flüchtlingsunterkünfte zwischen der Jahnstraße und dem Schulzentrum Adalbert-Stifter-Straße. Ungewöhnlich schöne Asylheime seien das, sind sich die Freien Wähler einig. Der Grund, hier Holz zu wählen, war für den Bauherrn Landratsamt allerdings weniger die Schönheit als die Zeit: "Vom Auftrag bis zur Fertigstellung vier Monate", berichtet Hawran.

Die Geschäftsführer des Betriebs sind vom Fach: Zimmerer sind sie beide, Vorholz ist außerdem Architekt. Als sie die Unternehmensgründung im Jahr 2000 wagten - nur mit dem eigenen Können und einem Bankkredit ausgestattet - waren Holzhäuser noch nicht en vogue. "Man musste jemanden dazu überreden", sagt Hawran. Inzwischen aber werde hierzulande ein Viertel der Einfamilienhäuser in Holz gebaut. Das schlechte Image, welches das Material früher hatte, sei auf die Nachkriegszeit zurückgegangen: Viele Leute hätten bei Holzbauten an die Baracken von damals gedacht. Heute aber sei Holz als Baustoff so interessant, dass sein Unternehmen schon Besucher aus Schweden, Australien und China gehabt habe, berichtet Hawran. Zimmerer sei zurzeit ein äußerst gefragter Beruf.

Auch Vorholz-Hawran mit seinen etwa 30 Beschäftigten bilde immer eine Handvoll junge Leute aus. Der Betrieb, der mit dem Wirtschaftspreis des Landkreises ausgezeichnet wurde, arbeitet mit den Wissenschaftlern der Technischen Universität München zusammen und strebt mittlerweile zusätzlich zum Einfamilienhaus- in den Mietwohnungsbau.

"Riesige Chancen" hierfür sieht Hawran auf der Böhmwiese - jenem großflächigen Gelände zwischen Rathaus und Schwaigwaller Bach, das eines Tages ein neuer Stadtteil rund um einen Geretsrieder S-Bahnhof werden soll. An die Freien Wähler richtete er die Frage, warum nur München es schaffen sollte, eine reine Holzhaussiedlung zu schaffen: "Damit kann man sich einen super Namen machen."

© SZ vom 24.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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