Eine Hommage an Oskar Maria Graf:"Er haut oan nieda"

Georg Unterholzner ist fasziniert von der Ehrlichkeit des bayerischen Dichters. Zusammen mit Martin Regnat und Josef Kloiber hat er ein "Grafical" geschrieben und komponiert.

Von Felicitas Amler

Es ist vielleicht gar nicht so kokett, wie es klingen mag, wenn Georg Unterholzner über sich selbst schreibt, dass er "akzentfrei Bayerisch" spreche. Denn mit dem Hochdeutschen hat Unterholzner es - wenigstens mündlich - nicht so. Der Krimiautor aus Ascholding, der im Brotberuf Amtsveterinär ist, hat während des Studiums ein Semester in Brasilien verbracht. Sein Portugiesisch, so sagt er, sei vermutlich weniger mit einem deutschen Akzent behaftet, als sein Hochdeutsch es mit dem bayerischen ist.

Kein Wunder, dass so einer sich Oskar Maria Graf nahe fühlt. Der große bayerische Dichter habe ihn begleitet, seit er lesen könne, sagt Unterholzner. Und jetzt hat er zusammen mit zwei befreundeten Musikern, Josef Kloiber und Martin Regnat, ein "Grafical" geschrieben und komponiert: eine Collage aus Graf-Texten, begleitet von Musik. Eine Hommage an den Künstler, den Unterholzner verehrt und der, was sein eigenes Schreiben angeht, auch immer ein Vorbild gewesen sei.

Premiere hat das Grafical am Samstag in einer Woche in der Grabenmühle. In diesem einstigen Domizil der verstorbenen Kinderbuchautorin Sigrid Heuck hat die neue Besitzerin Barbara Holzmayr einen kleinen Treffpunkt für Kunst und Kultur geschaffen. Weitere Auftritte sind bereits geplant: in Großweil und in der Geltinger Kulturkneipe "Hinterhalt". Er sei schon "voller Vorfreude", sagt der Autor.

Was ihm an Graf besonders imponiert, sind dessen Menschenbeschreibungen und seine unglaubliche Ehrlichkeit: "Damit haut er oan nieda." Wenn Graf einfach zugebe, dass er seinen Geschwistern Geld unterschlagen habe, oder wenn er schildere, wie er sich auf einem Berliner Fest im Grunde danebenbenommen habe, da zeige sich "seine Hauptstärke". Und so beginnt das Stück denn auch mit dem Grafschen Bekenntnis: "Mit der Arbeit, da hob i's nia net ghabt." Dem Autor ringt das die Bemerkung ab: "Er war schon ziemlich cool." Ganz abgesehen davon findet er die doppelte Verneinung bemerkenswert, die im Bayerischen ja keineswegs falsches Deutsch sei. Sondern eine Verstärkung, wie sie sich auch in anderen Sprachen finde - im Französischen, Italienischen und Portugiesischen zum Beispiel.

Aber auch Grafs Einstellung zum Militär liegt dem Autor am Herzen. Sie scheint im Grafical auf, wenn Unterholzner, begleitet von Gitarre (Kloiber) und Diatonischer (Regnat), im Marschrhythmus singt: "Oans, zwoa: Leit daschiaßn. Drei, vier: strammsteh miaßn. Fünf, sechs: auf-auf, marsch-marsch. Sieben, acht: leckts mi am Arsch!" Die Frage, was er selbst übers Militärische denke, beantwortet Unterholzner nur indirekt. Sein Großvater sei in Verdun gewesen und schwerst verletzt zurückgekommen. Das habe seine Meinung geprägt. Im Übrigen habe Oskar Maria Graf viel Glück gehabt, dass er mit seiner Einstellung "nicht an die Wand gestellt wurde".

Die knapp zweistündige Darbietung skizziert Grafs Leben von der Kindheit bis ins New Yorker Exil. Aber es sei ihm dabei nicht wichtig, alles chronologisch zu präsentieren, sagt der Autor. Das Grafical sei eher wie ein impressionistisches Gemälde aus lauter Tupfern zusammengesetzt: "Unterhaltsam und nicht dumm." Das betont Unterholzner. Denn nichts gehe ihm mehr auf die Nerven als "diese ständigen Schenkelklopfer". Was Regnat, Kloiber und er geschaffen hätten, sei da schon "ein bissel irdener, geerdet".

Im Grafical erklärt Unterholzner, "die Flucht und das Davonrennen" seien der rote Faden in Grafs Leben. Er sei geflohen aus seinem Heimatort Berg, aus München, aus Bayern, aus Deutschland und aus Europa. Am Ende war er in New York. "Aber Englisch, Englisch hat er nia glernt." So wenig, das darf man da vielleicht heraushören, wie Georg Unterholzner das akzentfreie Hochdeutsch.

Samstag, 24. Februar, 19.30 Uhr, Grabenmühle bei Einöd, Reservierung: 08171/34 04 51, Mail: bholzmayr@t-online.de, Eintritt frei, Spenden erbeten

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