Eine Chance zur Mitbestimmung:Jetzt hat die Jugend das Wort

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Noch heißt es warten auf das Wahlergebnis im Geretsrieder Rathaus: die Kandidaten für den Jugendrat. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Mitglieder des Jugendrats in Geretsried stehen fest. Die zehn Buben und Mädchen nehmen in etwa vier Wochen ihre Arbeit auf. Bürgermeister Müller spricht von einer "bundesweiten Signalwirkung"

Von Claudia Koestler, Geretsried

"Ein historischer Moment", so nannte es Bürgermeister Michael Müller, als am Donnerstagabend die Ergebnisse feststanden: Simon Vielreicher, Dennis Bock, Kerstin Meier, Bruno Eckenreiter, Julia Huptas, Birk Tomsu, Madlen Schubert, Laura Diebl, Felix Leipold und Peter Curtius haben zur Geretsrieder Jugendratswahl die meisten Stimmen erhalten und belegen von nun an die zehn Sitze des ersten Jugendrats im Landkreis.

Von 2009 bis 2014 hatte es in Geretsried zwar schon einmal einen Vorläufer zum Rat, nämlich einen Jugendbeirat gegeben. Das nun gewählte Gremium aber hat deutlich stärkere Strukturen und Positionen: So haben die Jugendlichen ein Rede- und Antragsrechts im Stadtrat und ein Budget von 5000 Euro, mit dem Projekte und Ideen umgesetzt werden können. Damit habe der Geretsrieder Jugendrat, der in etwa vier Wochen seine erste Sitzung haben wird, nach Ansicht von Müller gar bundesweit Signalwirkung.

Von 1763 Wahlberechtigten zwischen zwölf und 18 Jahren hatten 421 ihre Stimme abgegeben. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 23,9 Prozent. Damit lag diese zwar unter der Beteiligung der Erwachsenen an der jüngsten Kommunalwahl, doch das trübte den Jubel an diesem Abend nicht. Dafür gingen Punkt 18 Uhr zur Verkündung des Wahlergebnisses die Lichter aus in Geretsried, genauer gesagt im Sitzungssaal des Rathauses. Denn mit diesem Bühneneffekt strahlten diejenigen umso heller, die daraufhin den Raum betraten: Jene "20 Helden, die sich zur Wahl gestellt hatten", wie Müller sagte.

Aufgrund der bundesweiten Signalwirkung, die diese Art der Mitbestimmung von Jugendlichen haben werde, freute sich Müller, hochrangige Gäste aus der Politik begrüßen zu dürfen. Der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan (CSU) etwa fand es "eine grandiose Sache, dabei sein zu dürfen". Politik beginne mit Menschen, die bereit seien, für etwas einzutreten.

Der Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel (SPD) fand es ebenfalls "toll, dass so etwas möglich gemacht wurde". Er hoffte, dass es bayern- und bundesweit Schule mache, "dass junge Menschen eine Stimme haben und für ihre Belange etwas bewegen können". Sollten Fragen und Probleme auftauchen, die die Bundespolitik beträfen, so stünde er den Jugendlichen gerne mit Rat und Tat zur Seite, versprach Barthel.

Wie seine Vorredner zollte auch der Landtagsabgeordnete Florian Streibl (FW) den Jugendlichen Hochachtung und Respekt. Den Mut, den sie damit bewiesen hätten, sei ein grundlegendes Merkmal der Demokratie. Heute laufe man allerdings Gefahr, manche Grundwerte der Demokratie wieder zu verlieren, wenn man nicht für sie aktiv eintrete: "Insofern ist es saugut, was ihr macht", freute sich Streibl.

Der Landtagsabgeordnete und CSU-Kreisvorsitzende Martin Bachhuber zählte den Jugendlichen Stationen seiner eigenen Karriere als Beispiel auf: Klassensprecher, Ministrant, Ober-Ministrant, Bürgermeister, Landtagsabgeordneter. Daraus habe er eines gelernt, das er den Kandidaten mit auf den Weg geben wollte: "Wer lange nörgelt, kommt zum Ziel."

All jenen, die es dieses Mal allerdings noch nicht in den Rat geschafft hätten, sagte er, "dass Hinfallen keine Schande ist, nur das Nicht-wieder-Aufstehen". Natürlich waren bei ihnen die Gesichter am Ende etwas lang. "Man ist schon etwas enttäuscht, ich hätte mich gefreut, dabei zu sein", sagte Mark Bittner. Aber er versuche, nach vorne zu schauen. "Ich überlege noch, ob ich es vielleicht in drei Jahren noch einmal probiere."

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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