Ehrenamt:Freier Eintritt für die Feuerwehr

Die Inhaber der "Red Card" sollen künftig noch mehr Vergünstigungen bekommen. Die Kommunen reagieren skeptisch.

Bernhard Lohr

Sie kommen ohne Eintritt ins Hallenbad und nutzen kostenlos die Stadtbücherei: Geretsrieder Feuerwehrleute haben schon jetzt einige Vorteile, wenn sie die kreditkartengroße "Red Card" vorlegen. Doch bald könnte die vom Landesfeuerwehrverband (LFV) ausgestellte Karte noch wertvoller werden.

Der Verband verhandelt derzeit mit dem Bayerischen Innenministerium darüber, ob nicht viel mehr Vergünstigungen gewährt werden sollen. Auf diese Weise soll der Feuerwehrjob attraktiver werden. Parallel dazu plant die Staatsregierung die Einführung einer Karte für alle Ehrenamtlichen.

Als voriges Jahr in Geretsried ein Gutachter auflistete, was die Feuerwehr der 24000 Einwohner zählenden Stadt alles haben müsste, um in gebotener Weise ihre Aufgaben zu erfüllen, war der Schreck groß.

Nicht nur, dass einige neue Fahrzeuge angeschafft werden müssten und eine Drehleiter noch dazu. Was vor allem fehlt, sind Feuerwehrleute, die an einem Werktag, wenn viele in der Arbeit sind, ausrücken könnten.

Kreisbrandinspektor Christian Sydoriak aus Geretsried sagt, es sei gar nicht mehr leicht, Nachwuchs zu akquirieren. Der demographische Wandel mache sich bemerkbar. Mittelfristig sieht Sydoriak die Handlungsfähigkeit der Feuerwehren in Frage gestellt. "Das wird ein Problem werden, davon bin ich überzeugt."

In Geretsried berät jetzt eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Leuten der Stadt und der Feuerwehr, wie das Ehrenamt attraktiver gestaltet werden könnte. Dem Leiter des Bürgeramts, Günter Stowasser, fällt dazu jede Menge ein. Es werde über vieles diskutiert, sagt er. Das reiche davon, dass Feuerwehrleute verstärkt in Schulen gehen, bis hin zu Rentenansprüchen, die sie durch ehrenamtlichen Einsatz aufbauen.

Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbands (LFV), Alfons Weinzierl, hält Letzteres für "nicht bezahlbar". Und er sagt auch: "Wir wollen keine Bezahlung für unsere Feuerwehrler." Er setzt auf die vor einigen Jahren bayernweit eingeführte "Red Card", über die bisher, ganz lose organisiert, Unternehmen oder Kommunen Vergünstigungen anbieten.

Laut Weinzierl verhandelt der LFV mit dem Innenministerium darüber, Karteninhabern freien Eintritt in Staatliche Museen oder andere Einrichtungen zu gewähren. Ein Ergebnis gebe es noch nicht, sagt er. Als nächstes wolle der Verband an die Kommunalen Spitzenverbände herantreten.

Das dürfte spannend werden. Denn unter Bürgermeistern hält sich die Begeisterung in Grenzen, wenn es darum geht, auf breiter Ebene, etwa auch über Gemeindegrenzen hinaus, öffentliche Leistungen kostenlos anzubieten. Michael Bromberger, Bürgermeister in Eurasburg und Kreisvorsitzender des Gemeindetags, hält es grundsätzlich für löblich, das Ehrenamt stärker zu würdigen.

Doch das dürfe nicht heißen, dass die Kommunen am Ende die Zeche zahlten. Zudem warnt er vor Unfrieden, sollten Personen, die anderweitig ehrenamtlich engagiert seien, außen vor blieben.

Eine Initiative aus dem Bayerischen Sozialministerium könnte da bald neue Fakten schaffen. Das Ministerium plant noch heuer, bayernweit eine Ehrenamtskarte einzuführen. Die sagte am Montag Ministeriumssprecherin Nadine Leinfelder. Die Karte werde bei einem Modellversuch im Landkreis Cham "gut angenommen". Mit der "Red Card" hat diese Ehrenamtskarte nichts zu tun.

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