Egling:Der Geistliche, der stets verneint

Pfarrer Manfred Wurzer

Manfred Wurzer wurde in Bad Tölz geboren: "Ich bin mit Trachtlern, Gebirgsschützen, Feuerwehren aufgewachsen und mag das."

(Foto: Manfred Neubauer)

Pfarrer Manfred Wurzer ist der neue Leiter im Verband Egling. Auf ihn warten große Herausforderungen, weil es jetzt nur noch zwei statt drei Seelsorger gibt.

Von Claudia Koestler, Egling

Nicht alles ist in den vergangenen Jahren reibungslos gelaufen im Pfarrverband von Egling-Thanning-Deining- Endlhausen. Zuletzt erschütterte die Nachricht die Gläubigen, dass für das ursprünglich dreiköpfige Seelsorgerteam nur mehr zwei nachrücken werden. Doch der neuerliche Umbruch könnte auch ein Glücksfall sein: Denn die Wahl für den Nachfolger des Pfarrverbandsleiters Pater Anthony Nnamah fiel auf Pfarrer Manfred Wurzer.

Nicht nur ist der 47-Jährige ein erfahrener Pfarrverbandsleiter und Einheimischer. Er ist vor allem ein engagierter Geistlicher mit ebenso breitem wie tiefgründigem Wissen und einer erfrischenden Portion Humor. Wurzer will gemeinsam mit den Eglingern das Beste aus der Situation machen und hegt zudem die Hoffnung, dem Pfarrverband länger erhalten zu bleiben. Auch wenn er erst einmal noch ankommen muss, zumindest räumlich: Zwar hat er die Eglinger Stelle am 1. September übernommen und auch schon seine erste Messe, den ersten Schützenjahrtag und seine erste Fahrzeugweihe gefeiert. "Aber mein Vorgänger konnte erst jetzt ausziehen und die Wohnung ist noch nicht bezugsfertig", sagt er. Interimsmäßig habe er deshalb bei seinen Eltern Unterschlupf gefunden und pendele noch.

Immerhin hat er es nicht weit: Wurzer ist gebürtiger Tölzer und wuchs in Ellbach auf, "mit der typischen kirchlichen Sozialisation", sagt er. Als Bub habe er zwar noch gedacht, er werde einmal Feuerwehrmann oder Polizist. Dann aber war er Ministrant und Kommunionhelfer und lernte prägende Priestergestalten kennen. "Da ist in mir die Erkenntnis langsam gewachsen, du könntest auch berufen sein", erinnert er sich. Sein Abitur legte er im Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasium ab. "Ich bin gerne unter Menschen, aber auch ein philosophischer Typ, der sich Gedanken macht um die Fragen woher, wohin, warum. Da kommt man unweigerlich irgendwann zur Religion, und für mich ergab es sich nicht, dass ich katholisch bin, weil ich Bayer bin, sondern weil es für mich die Religion ist, die Antworten hat auf die Fragen, die mich bewegen", erklärt Wurzer. Also studierte er Theologie und Philosophie in München und Innsbruck. 1994 schloss er das Studium mit dem Grad eines Licentiatus theologiae ab. Seinen Pastoralkurs absolvierte er in Garmisch. 1997 wurde Wurzer schließlich in Freising zum Priester geweiht. Anschließend wirkte er als Kaplan in Berchtesgaden und Landshut. Nach dem Abschluss der zweiten Dienstprüfung durfte er im Jahr 2000 den Pfarrverband Aying-Helfendorf übernehmen, wo er 14 Jahre lang seinen Dienst versah. Ein Jahr lang war er daraufhin Kurseelsorger im Pfarrverband Bad Wiessee-Gmund, ehe ihn das Ordinariat nun nach Egling berufen hat. "Beim Barras heißt das heimatnahe Verwendung, da ist man natürlich immer besonders gerne bereit, sich zur Verfügung zu stellen", sagt Wurzer und lacht. Überhaupt sei er ein Typ, der gerne Menschen auf dem Land betreut, "weil ich mit Trachtlern, Gebirgsschützen, Feuerwehren und all dem aufgewachsen bin und das mag."

In seiner Arbeit als Pfarrverbandsleiter sind ihm Werte wie Kommunikation, Transparenz und Offenheit wichtig: "Bei mir gibt es keine Mauscheleien", sagt er. Als eine Hauptaufgabe sieht er in Egling die Beteiligung der Laien an der Kirche: "Ich werde versuchen, so viele Wortgottesdienstleiter, Kommunionhelfer und Lektoren zu finden wie nur möglich, damit das gottesdienstliche Leben weiter blüht, weil ich bei vier Pfarreien und 13 Filialen nicht überall sein kann", sagt Wurzer. "Ich wäre zwar gerne der Heilige Franziskus, von dem es hieß, dass er so heilig war, dass er an mehreren Stellen gleichzeitig war. Aber ich fürchte, meine Heiligkeit ist noch nicht so weit fortgeschritten", sagt er halb seufzend, halb augenzwinkernd.

Wichtig ist ihm zudem, auch in den Filialkirchen Gottesdienste zu haben. "Ich will, dass das Gemeindeleben vor Ort erhalten bleibt." Zum Beispiel, indem Taufen in den Filialkirchen stattfinden können.

Aber es ist nicht zu leugnen, dass im Eglinger Pfarrverband Herausforderungen auf Wurzer warten. "Natürlich ist es ein bisschen traurig, dass ich in einem gewissen Maße, wie es bei Goethe heißt, der Geist, der stets verneint, sein werde", weiß er. Einfach, weil von drei Seelsorgern auf zwei und von zwei Pfarrern auf einen reduziert wurde und Wurzer nicht alle Wünsche wird erfüllen können. Ad experimentum sollen deshalb die vier Hauptkirchen die Sonntagsgottesdienste bekommen und die Filialkirchen die Wochentags-Gottesdienste. "Ich möchte auch kein Zelebrationsroboter werden. Ich möchte die Messe immer noch feiern können und nicht nur die Messe lesen", sagt er.

Die Stelle eines Pfarrvikars sei zwar offiziell ausgeschrieben, "aber wo nichts ist, hat selbst der Kaiser sein Recht verloren. Einen Kaplan in freier Wildbahn habe ich schon lange nicht mehr gesehen", bedauert Wurzer. Möglicherweise hat er aber noch ein Ass im Ärmel: "Ich habe befreundete Kollegen angesprochen, die in vorgerücktem Alter sind, dass wenn sie an Ruhestand denken, doch auch an mich und Egling denken sollen. Der Pfarrverband ist schließlich ideal gelegen, und man könnte sich sogar eine Lieblingskirche aussuchen", grinst er.

Doch ob es ihm gelingt, neben einem engagierten Diakon auch noch einen Ruhestandsseelsorger nach Egling zu locken oder nicht: Viel Zeit wird Wurzer nicht haben, in denen er seinen Hobbys nachgehen könnte. Der 47-Jährige spielt gerne Fußball und Eishockey. Doch er sagt: "Es ist eben schwierig, wenn ein Gottesdienst ausfallen muss, weil der Pfarrer im Tor steht."

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