Egling:Asyl in der guten Stube

In Deining kommen die Flüchtlinge zu früh an, aber die Nachbarschaftshilfe funktioniert dort bestens. Sonja Galli-Krottenthaler, Integrationsbeauftragte der Gemeinde,berichtet davon

Von Claudia Koestler, Egling

"Da gelang uns tatsächlich Integration von der ersten Minute an", sagt Sonja Galli-Krottenthaler über die ersten Erfahrungen mit Asylbewerbern im Eglinger Ortsteil Deining. Seit der vergangenen Woche haben dort Flüchtlinge Unterkunft gefunden. Allerdings verlief die erste Begegnung eher unkonventionell, wenngleich sich deshalb die Gastfreundschaft der Deininger sofort bewähren konnte, wie Galli-Krottenthaler, Integrationsbeauftragte der Gemeinde, in der Ratssitzung am Dienstag verriet.

Die Asylbewerber hatten auf ihren Bescheiden nämlich die Deininger Adresse gesehen und seien deshalb alle mit Taxis direkt dorthin gefahren, obwohl ein anderes Prozedere vorgesehen war. Sie sollten nämlich zunächst ans Tölzer Landratsamt kommen, um dann von dort aus mit dem Sammeltaxi nach Deining gefahren zu werden. Weil aber alle, unabhängig voneinander, lieber den direkten Weg gewählt hatten, waren die Asylbewerber früher im Ort als erwartet und standen somit vor verschlossenen Türen. "Doch der Nachbar erspähte die erste Familie vor der Tür in der Kälte rumstehend und lud sie spontan in die eigene Küche ein, um ihnen erst einmal wärmenden Tee und Kaffee zu servieren", erzählte Galli-Krottenthaler. Auch die nachfolgenden Familien und Flüchtlinge, die sich vor verschlossener Tür wiederfanden, wurden vom Nachbarn aufgenommen und bewirtet. "Er hat mich dann irgendwann angerufen und gesagt, du, deine Asylbewerber sitzen alle bei mir in der Stubn", schmunzelte die Integrationsbeauftragte, woraufhin sie das Landratsamt verständigte und die Flüchtlinge doch noch ihr neues Quartier beziehen konnten.

Egling: Die Deininger Asylbewerber kommen aus Kosovo, Afghanistan und Syrien.

Die Deininger Asylbewerber kommen aus Kosovo, Afghanistan und Syrien.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Inzwischen sind insgesamt 20 Flüchtlinge in der ehemaligen Musikstube untergebracht. Darunter befinden sich drei Familien aus Kosovo, alle anderen stammen aus Afghanistan und Syrien. Allerdings werde man sich wohl auf Wechsel einstellen müssen, sagte Galli-Krottenthaler, denn eine Familie aus Kosovo habe bereits drei Tage nach Einzug in Deining ihre Abschiebung erhalten.

Die Hilfe aus dem Dorf ist hingegen aus Sicht der Integrationsbeauftragten bestens angelaufen, nicht nur mit Tee vom Nachbarn: "Am Freitag gab es das erste Helfertreffen, und es waren über 20 Leute da", freute sie sich. Sie habe daraufhin Gruppen gebildet und die Helfer eingeteilt. Nun gibt es jeweils mehrere Deininger, die bei Arzt- oder Behördengängen helfen, andere werden Deutsch unterrichten, Kontakte zu Vereinen knüpfen, die Mülltrennung erläutern oder Kleidungsbasare organisieren. Kleinere Hürden hätten sich bislang nur beim Einkauf aufgetan, denn es gebe in den örtlichen Läden eben traditionell viel Schweinefleisch, was die meisten Asylbewerber aber aus religiösen Gründen nicht essen.

Auch wenn in Deining derzeit alles gut laufe, einen konkreten Wunsch gibt es: "Die Flüchtlinge hätten gerne etwas für den Aufenthaltsraum, einen Kicker oder einen Billard-Tisch", sagte Galli-Krottenthaler. Wer etwas Entsprechendes abgeben kann, melde sich bei der Integrationsbeauftragten.

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