E-Mobilität:Wo geladen werden kann, wird gefahren

Die Zahl der Elektroautos im Landkreis steigt langsam, aber kontinuierlich - auch, weil es immer mehr Zapfsäulen gibt

Von Julia Sturm, Bad Tölz-Wolfratshausen

Eine Ladestation für E-Bikes gibt es im Königsdorfer Posthotel Hofherr schon seit fünf Jahren. Vom kommenden Frühjahr an soll auch eine Tankstelle für Elektroautos hinzukommen. Zum einen geht es Inhaberin Lydia Hofherr um ihre Gäste: Eine Ladestation sei ein Service, den sie ihren Kunden in der heutigen Zeit bieten möchte. "Wer im Gasthaus Pause macht oder im Hotel übernachtet, kann währenddessen bequem sein Fahrzeug aufladen." Zum anderen ist Hofherr überzeugt, dass man Elektromobilität fördern und dafür eben auch die nötige Infrastruktur schaffen müsse.

"Die Nachfrage steigt", berichtet Christian Eichberger, Geschäftsführer der 17er Oberlandenergie GmbH. Das Stromversorgungsunternehmen betreibt mehrere E-Tankstellen im Landkreis. "Neben Städten und Kommunen zeigen auch immer mehr Hotels, Gaststätten und Einzelhändler Interesse, E-Tankstellen zu errichten." Erst vor zwei Wochen weihte Geretsried die erste öffentliche Schnellladestation der Stadt ein, eine zweite ist schon in Planung. In Wolfratshausen, Bad Tölz, Benediktbeuern, Königsdorf und Penzberg gibt es solche Ladesäulen schon seit Längerem.

Die Zahl der Ladestationen für Elektroautos im Landkreis nehme zu, sagt Ellen Esser von der Energiewende Oberland (EWO). "Und das ist auch wichtig". Die verbesserte Infrastruktur der Ladestationen ist der EWO zufolge durchaus ein Grund für die steigende Zahl der E-Autos. Wie und wo kann ich mein Auto aufladen? Gibt es genügend Ladestationen? "Darüber machen sich die Menschen als erstes Gedanken, wenn sie sich ein Elektroauto zulegen wollen", erklärt Esser. Zu finden sind die Ladestationen über spezielle Apps oder Internetseiten. "Wichtig wäre jetzt, dass die Vernetzung der Ladestellen voran geht ", erklärt Esser. "Die unterschiedlichen Bezahlsysteme an den Ladestationen müssten vereinheitlicht werden". Bisher gebe es dafür viele verschiedene Karten oder Apps.

Neben den öffentlichen Ladesäulen ist es natürlich auch möglich, das Elektroauto zu Hause an einer haushaltsüblichen Steckdose zu laden. Im Vergleich zur Schnellladestationen, an der ein leerer Akku innerhalb von zwei bis drei Stunden aufgeladen werden kann, muss man zuhause aber mit acht bis zehn Stunden rechnen.

Christian Kohn aus Münsing lädt sein Hybrid-Fahrzeug hauptsächlich in seiner eigenen Garage - den Strom dafür produziert er selbst. Mit den Solrarzellen auf seinem Dach versorgt der überzeugte Umweltschützer und Bioladenbesitzer Wohnung, Geschäft und Fahrzeug. Schon immer habe er darauf geachtet, dass sein Auto möglichst wenig Schadstoffe ausstoße, sagt Kohn. Aktuell fährt er einen Plug-In-Hybrid, ein Auto also, dessen Akku nicht mehr ausschließlich durch den Verbrennungsmotor, sondern auch am Stromnetz aufgeladen werden kann. Bei langen Strecken, wenn es mit der Familie in die Berge oder in den Urlaub geht, könne man eben doch noch auf den Benzinmotor zurückgreifen. Auch wenn das nur selten der Fall sei. "Im ersten Jahr hatte ich so durchschnittlich 1,5 Liter Benzin auf 100 Kilometer." Die Reichweite der aktuellen erschwinglichen Modelle halte ihn allerdings noch von der Anschaffung eines komplett strombetriebenen Autos ab.

Davor schrecken im Übrigen die meisten Autobesitzer im Moment noch zurück: Nach Informationen der Zulassungsstelle sind im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen derzeit 141 strombetriebene Autos angemeldet, Hybrid-Fahrzeuge gibt es aktuell 327. Bei insgesamt 112 599 angemeldeten Kraftfahrzeuge scheint der Anteil verschwindend gering. Doch er steigt kontinuierlich, wenn auch etwas langsam. Waren es 2012 noch zwölf angemeldete Elektroautos, gab es 2014 schon 44, im Jahr darauf 75, im vergangenen Jahr wurde die Hundertermarke überschritten. Ellen Esser prognostiziert für die kommenden Jahren einen deutlichen Zuwachs. In Beratungsgesprächen der EWO merke sie: "Das Vertrauen in die Technik steigt, und mehr Menschen zeigen Interesse, sich ein E-Auto anzuschaffen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: