Drehbuchautor:Mit der Lizenz für das Absurde

Drehbuchautor: Ein Netzwerker, dem das Networking "einfach passiert", und der bei Projekten mit anderen für das Chaos und das Schräge zuständig ist: Alexander Liegl, dessen Film derzeit auf dem Fünfseen-Filmfestival zu sehen ist.

Ein Netzwerker, dem das Networking "einfach passiert", und der bei Projekten mit anderen für das Chaos und das Schräge zuständig ist: Alexander Liegl, dessen Film derzeit auf dem Fünfseen-Filmfestival zu sehen ist.

(Foto: Arlet Ulfers)

Alexander Liegl schrieb den Film "Falsche Siebziger", der gerade für den Publikumspreis nominiert wurde

Von Astrid Becker, Starnberg

Seine Spezialität sind die schrägen Seiten des Lebens, das Absurde, das Seltsame. Wer Alexander Liegl einfach mal ganz direkt fragt, warum das so ist, bekommt eine ebenso direkte Antwort: "Ich bin ein Kaiserschnitt." Das ist, Liegl zufolge, die Voraussetzung für seltsames Verhalten. Oder besser gesagt: eigentlich nur eine Voraussetzung. Denn da gäbe es schon noch mehr: Zum Beispiel Liegls Kindheit als Sohn eines Eisenbahner-Beamten. "Als Kind konnte ich kein Auto von einem anderen unterscheiden. Loks, ja Loks schon. Bei uns daheim gab's auch kein Auto." In Liegls Leben gibt es übrigens bis heute kein Auto. Er hat nicht mal einen Führerschein. Trotzdem kommt der Kabarettist, Schauspieler und Autor überall hin. Zumindest dorthin, wohin er will.

Zum Beispiel ins Baadercafé, was für einen Menschen, der in München lebt, nicht ganz so schwierig sein dürfte. Dort trifft er sich immer mit Regisseur und Autor Matthias Kiefersauer. Und genau dort haben die beiden etwa fünf Jahre lang am Drehbuch von "Falsche Siebziger" geschrieben, einem schwarzhumorigen ARD-Komödie, die auf dem Fünfseen-Filmfestival für den Publikumspreis nominiert ist.

"Aufgeregt" sei man da schon, erzählt Liegl. Denn alltäglich sei es nicht, dass ein Fernsehfilm noch vor seiner Ausstrahlung - die erst für den Herbst geplant ist - zuvor im Kino zu sehen ist. Und das bereits zum zweiten Mal. Denn Premiere feierte der Film bereits beim Münchner Filmfest im Gasteig. Damit ist er beim Fünfseen-Filmfestival ohnehin etwas Besonderes: Denn Matthias Helwig hält eigentlich nicht viel davon, Filme auf seinem Festival zu zeigen, die bereits in München zu sehen waren. Aber an "Falsche Siebziger" konnte er wohl nicht vorbei.

Das mag auch daran liegen,dass dieser Film viele regionale Komponenten beinhaltet. Gedreht wurde er in Bad Tölz, in Wolfratshausen und vor allem im Münsinger Ortsteil Holzhausen am Ostufer des Starnberger Sees. Obwohl der Ort, an dem das Ganze spielt, eigentlich in Niederbayern liegt: "Hier würde einem ein Rentenbetrug ja keiner abkaufen. Die Leut' hier haben ja genug Geld", sagt Liegl. Denn in der Geschichte geht es um Tote, die weiterleben müssen, damit manch' ein Dorfbewohner, der in Schwierigkeiten steckt, deren Rente weiter kassieren kann. Die Idee dazu hatte weder Liegl noch Kiefersauer. Sie wurde vom BR an die beiden herangetragen, die bereits seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten.

Auch so ein Punkt, der typisch für Liegl ist: Er ist ein Netzwerker, aber einer, der sich nicht um das so modern gewordene Networking kümmert. "Das passiert einfach." Und zwar seit seiner Schulzeit, als er mit Freunden die "Gruppo di Valtorta" gründete und mit ihr den Weg vom Laien zum Profi einschlug. Er kennt die Ensemblemitglieder alle noch gut, mit Markus Bachmaier etwa verwandelte er das Alte Kino Ebersberg in eine Kleinkunstbühne. Aber da sind noch andere: Mit Michael Altinger verbindet ihn nicht nur die Arbeit, wie beim gemeinsamen Kabarettprogramm "Platzende Hirsche", sondern auch eine Freundschaft. Mit Regisseurin Gabi Rothmüller, mit der er im August wieder "Siegfried" im Lustspielhaus München auf die Bühne bringt, ist er seit Jahren liiert. Und auch Kiefersauer ist längst ein Freund. Einer, der, so Liegl, mehr Talent für Struktur habe als er selbst: "Ich bin für das Chaos zuständig. Für das Schräge." Wahrscheinlich auch für die pinkfarbene Stretchlimousine, die in "Falsche Siebziger" zu sehen ist. Liegl findet sie "toll". Vielleicht auch, weil er diesmal weiß, um welches Auto es sich handelt.

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