Doppelmord von Höfen:Auf der richtigen Spur

Die Polizei klärt die Tat nach fünf Wochen auf. Sie hat einen riesigen Aufwand betrieben, um der Bevölkerung Sicherheit zu geben. Der Bürgermeister spricht noch immer von einem Gefühl der Ohnmacht

Von Claudia Koestler, Königsdorf

Akribische Spurensicherung, professionelle Ermittlungen und internationale Fahndungsarbeit brachten den Erfolg: Am Freitagabend konnten polnische Polizeibeamte den europaweit gesuchten Robert P. im Raum Stettin festnehmen, der als Schlüsselfigur im Doppelmordfall von Königsdorf gilt. Mit seiner Festnahme befinden sich nun alle vier dringend tatverdächtigen Personen in Untersuchungshaft, die an dem brutalen Gewaltverbrechen beteiligt gewesen sein sollen.

Tatverdächtige nach Gewaltverbrechen

Die Hausbesitzerin schwer verletzt, ihre beiden Gäste tot: Die Bluttat von Höfen hat den Landkreis schockiert. Nur fünf Wochen nach dem Doppelmord kann die Polizei den Fall aufklären - vier Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Polizeipräsident Robert Kopp zeigte sich am Montag "froh und erleichtert", dass nun nach einem 32-jährigen polnischen Staatsbürger, einer 49-jährigen polnischen Pflegekraft und ihrem 23-jähriger Sohn auch deren 43-jähriger Bruder Robert P. festgesetzt werden konnte, der bis zuletzt noch flüchtig gewesen war. Schließlich sei es "ein sehr schockierendes Verbrechen" gewesen, "das die Idylle in Höfen bei Königsdorf wirklich erschüttert hat".

Die Polizei habe deshalb "nichts unversucht lassen wollen, um der Bevölkerung wieder Sicherheit geben zu können", sagte der Polizeipräsident. Kriminaltechnische Spuren wurden gesichert, Zeugen vernommen, Hinweisen nachgegangen. Jene Beamte, die die Umgebung des Tatortes gleich nach der Entdeckung des Verbrechens durchkämmt hatten, fanden letztlich die entscheidende DNA-Spur. Sie ergab einen Treffer in der Polizei-Datenbank, denn der 43-jährige Robert P. war bereits wegen Einbruchdiebstahls in Deutschland registriert. Nachbarn hatten zudem der Polizei bei den ersten Zeugenbefragungen den Hinweis auf die polnische Pflegekraft gegeben, die sich bei der Überprüfung als Schwester von Robert P. entpuppte. Und Alexander Horn, einer der bekanntesten deutschen Fallanalytiker, bestärkte die Ermittler am Tatort in ihren Verdachtsmomenten: "Seine und unsere Hypothesen zeigten Parallelen, so dass deutlich wurde, wir könnten auf der richtigen Spur sein", sagte Thalmeier. All diese "Einzelteile des Puzzles" hätten sich schließlich "nahtlos zusammengefügt". Thalmeier spricht gar von einem "Fall wie aus einem Lehrbuch".

Geklärter Dopplemord in Höfen

Zufrieden (v. l.): Staatsanwalt Florian Schweyer, Leitender Oberstaatsanwalt Hajo Tacke, Polizeipräsident Robert Kopp und Soko-Chef Markus Deindl.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Anton Demmel, Bürgermeister der Gemeinde Königsdorf, lobt die "hervorragende Arbeit der Polizei", will nach der Nachricht der Festnahmen nicht von Erleichterung sprechen. "Für mich wäre das Wort Genugtuung treffender", betont er. Denn seit dem Bekanntwerden des Verbrechens, bei dem in der Nacht zum 23. Februar eine 76-jährige Frau und ein 81-jähriger Mann ermordet wurden und die 76-jährige Hausbesitzerin schwer verletzt überlebte, habe er wie viele andere im Dorf "eine gewisse Wut." Wut auf jene Menschen, "die zu so etwas Grauenvollem fähig sind, die so etwas anderen antun". Genugtuung empfinde er nun, "weil sie nicht durchkommen mit dem, was sie da verbrochen haben".

Die Tat habe tiefe Wunden geschlagen. "Wir können uns einreden, so etwas wird in unserem Dorf nie wieder passieren, weil es die Statistiken so sagen", sagt er. Doch Demmel gibt ganz offen zu: "Ich wache seither öfters nachts auf und schaue, ob jemand neben dem Bett steht." Und das, obwohl er als erprobter Eishockeyspieler keinen fürchte, der vor ihm stehe. "Seit dem Tag des Verbrechens aber gibt es dieses blöde Gefühl, nämlich dass es Situationen gibt, in denen man ohnmächtig ist." Das gelte es nun zu verarbeiten. Und dabei helfe, dass man wisse, die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen.

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