Weiterbildung:"Eine großartige Belohnung"

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Waltraud Bauhof ist verärgert, dass Flüchtlingshelfer für ein Seminar der Hanns-Seidl-Stiftung 70 Euro Gebühr bezahlen sollen. Fortbildungen für Feuerwehr und BRK seien schließlich auch gratis

Von Barbara Briessmann, Dietramszell/Wolfratshausen

Petitesse oder Politikum? Die Einladung zu einem Seminar der Hanns-Seidel-Stiftung für Flüchtlingshelfer hat eine Diskussionslawine im Landkreis ausgelöst. Werden die Ehrenamtlichen, die sich um Asylbewerber kümmern, vom Staat ausgenutzt? So sieht es Waltraud Bauhof aus Dietramszell. Sie ist so richtig wütend. Der Grund dafür sind die Gebühren, die für die Veranstaltung anfallen sollen.

Über das E-Mail-Netz sollte die Einladung zum Seminar "Ehrenamtliches Engagement als Flüchtlingshelfer/innen - Erfahrungen und Tipps aus der Praxis" vom 20. bis 22. März in Wildbad Kreuth an alle mit dem Thema Befassten verteilt werden. So auch von Waltraud Bauhof an die Mitglieder ihres Vereins "Miteinander - Füreinander" in Dietramszell. "Pflichtgemäß übermittle ich euch die Einladung der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung", schrieb sie. Dass das Wochenendseminar 70 Euro Teilnehmergebühr kosten soll, kommentierte die engagierte Flüchtlingshelferin sarkastisch: "Es ist wirklich eine großartige Belohnung für die vielen kostenlos erbrachten Stunden, die ihr ehrenamtlich für Asylbewerber tätigt." Diese Bemerkungen landeten auch wieder bei der Stiftung, die prompt reagierte.

Hubertus Klingsbögl, Referatsleiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, schrieb an Bauhof, seine Einrichtung sei gemeinnützig und leiste in vielen Bereichen Angebote zu Unterstützung ehrenamtlicher Arbeit. Bei dem dreitägigen Seminar mit mehreren Referenten im Bildungszentrum in Wildbad Kreuth "erhalten freiwillige Teilnehmer zwei Übernachtungen im Einzelzimmer und sechs Mahlzeiten für eine Teilnahmegebühr von 70 Euro". Die Hanns-Seidel-Stiftung mache Angebote, "jeder darf, keiner muss teilnehmen. Zur Deckung der durch das Seminar entstehenden Kosten verlangen wir grundsätzlich eine Teilnehmergebühr. Dies hat nichts mit einer Belastung ehrenamtlicher Helfer/innen zu tun".

Ania, Maria, und Marzia leben im Flüchtlingscontainer in Geretsried. Ihnen und ihren Eltern helfen viele Ehrenamtliche. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Eigentlich hat der Mann ja Recht", kommentierte Waltraud Bauhof das Schreiben. 70 Euro seien für die Veranstaltung nicht viel. Doch sie empfindet die Kosten trotzdem als Affront: "Da wird einem fürs Helfen das Gefühl gegeben, ausgenutzt zu werden." Deswegen setzte sie sich postwendend hin und antwortete Hubertus Klingsbögl.

Es ärgere sie sehr, dass "die Regierung sich auf das gute Herz, die positive soziale Einstellung und die Ressourcen ihrer Bürger verlässt und damit rechnet, dass diese auch die anfallenden Kosten für ihre Tätigkeit übernehmen". Mit diesen Kosten meint sie: Autonutzung, Treibstoff, Lehrmaterial, Eintrittsgebühren, Medikamente und vieles mehr. Die aufgewendete Zeit sei sowieso nicht bezahlbar. Dass sie für so ein Seminar zahlen soll, sieht sie deshalb nicht ein: Aus- und Fortbildungsseminare für Feuerwehr und Rotes Kreuz seien kostenfrei, weil sie Dienst an der Allgemeinheit leisteten. "Tun wir Flüchtlingshelfer das nicht auch?"

Ines Lobenstein vom Verein "Bürger für Bürger Wolfratshausen" sieht den Konflikt entspannt, sagt aber: "Es sind alle mit der Situation überfordert, wir Helfer auch." Da passierten eben auch Fehler und Ungeschick. "Wir sind ehrenamtlich. Das heißt: Wir tun das gerne." Dass es "eine Veranstaltung für uns gibt", findet sie gut. Da könnten sich die einzelnen Vereine und Gruppen austauschen, hören, wie andere manche Probleme lösen. "70 Euro sind nicht viel für drei Tage", meint sie. "Ich habe meinen Helfern angeboten, ihnen die Gebühr aus Spendengeldern zu zahlen."

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(Foto: Manfred Neubauer)

Waltraud Bauhof findet es unpassend, dass Flüchtlingshelfer Seminargebühren zahlen sollen.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Ines Lobenstein schlägt vor, die Gebühr notfalls aus Spendengeldern zu finanzieren.

Ein Angebot, das ihre Kollegin Bauhof endgültig auf die Palme bringt. "Wir in Dietramszell können es nicht verantworten, von den paar hundert Euro, die für unsere Asylbewerber gespendet wurden, die Teilnehmergebühren zu zahlen." Sie lehne das kategorisch ab: "Die Spenden wurden von den Menschen für die Menschen gegeben - doch nicht für Seminare für uns."

© SZ vom 21.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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