Dietramszell:Unser Dorf soll größer werden

Dietramszell: Seit Anfang des Jahres leitet Andreas Hainz das Kreisbauamt. Der 52-Jährige war zuletzt im Landratsamt Landsberg am Lech tätig. Davor arbeitete er als selbständiger Architekt.

Seit Anfang des Jahres leitet Andreas Hainz das Kreisbauamt. Der 52-Jährige war zuletzt im Landratsamt Landsberg am Lech tätig. Davor arbeitete er als selbständiger Architekt.

(Foto: Landratsamt/oh)

Allem Zuzug zum Trotz rät der Kreisbaumeister, erst auf die eigenen Bürger zu schauen

Von Petra Schneider, Dietramszell

Städte und Gemeinden stehen vor einer großen Herausforderung: Einerseits wächst der Zuzug und damit der Bedarf an Wohnraum. Andererseits wollen die Ortschaften ihr Gesicht behalten und Einheitssiedlungen vermeiden. Wo und wie gebaut werden darf, regeln die Kommunen weitgehend selbst; laut Bauordnung können sie Ortsgestaltungssatzungen erlassen, die nicht genehmigt werden müssen. Die Vorgaben können von der Dachneigung über die Farbe der Ziegeln bis zum Verbot von Thujenhecken oder Gauben reichen.

Dietramszell will seit Langem seine Ortsgestaltungssatzung aus dem Jahr 1991 überarbeiten und hat den neuen Kreisbaumeister Andreas Hainz zur Gemeinderatssitzung am Dienstag eingeladen. Der Holzkirchner, der im Januar seine Stelle im Landratsamt angetreten und zuvor in ähnlicher Funktion in Landsberg am Lech gearbeitet hat, kennt Dietramszell gut: Seine Großeltern stammten aus der Gemeinde, seine Mutter habe die Klosterschule besucht. Im Gemeinderat gab Hainz keine konkreten Vorschläge; die Erarbeitung einer Ortsgestaltungssatzung sei Aufgabe der Gemeinderäte. Als Leitsatz formulierte er: "Ortstypische Kennzeichen erhalten, aber Weiterentwicklung ermöglichen."

Dietramszell empfahl er die Festlegung verschiedener Geltungsbereiche, weil die Strukturen in den diversen Ortsteilen unterschiedlich seien: In Neubaugebieten müssten andere Vorgaben gelten, als in historischen Kernbereichen oder in Weilern mit einer Ansammlung von Höfen. Hainz warnte vor einer Zersiedelung der Landschaft, die Auswirkungen auf das Klima habe. Wie Satellitenaufnahmen zeigten, habe sich die Verteilung von versiegelten "Gelbzonen" und blauen "Kaltzonen", zu denen etwa Wälder gehörten, in den vergangenen 30 Jahren stark verändert. Wie solle man sich als Kommune verhalten, wenn die Region in den kommenden zehn Jahren um 300 000 Menschen wachsen werde, wie Landrat Josef Niedermaier (FW) kürzlich erklärt habe, wollte Michael Häsch (CSU) wissen. Der Siedlungsdruck sei da, räumte Hainz ein. "Die Münchner wollen angrenzende Landkreise ins Boot holen". Seiner Ansicht nach sollten Gemeinden aber "zunächst auf ihre eigenen Bürger schauen".

Bestrebungen, die über 25 Jahre alte Ortsgestaltungssatzung zu überarbeiten, gibt es in Dietramszell schon länger: Bereits 2012 gab es Vorschläge, im vergangenen Jahr stimmte der Bauausschuss einstimmig einem Antrag von Hubert Prömmer (Grüne) zu, sich über eine Neufassung zu informieren. Nur so könne vermieden werden, dass sich der Ausschuss permanent mit Ausnahmegenehmigungen befassen müsse, sagte Prömmer. Die Gemeinde brauche die Unterstützung eines Experten. Ähnlich wie bei den Vergabekriterien bei einem Einheimischenmodell, gibt es bei der Ortsgestaltungssatzung keine verbindlichen Regelungen. "Jede Gemeinde, die sich damit befasst, bewegt sich juristisch auf dünnem Eis", sagte Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD).

Auch Hainz hielt die Zuziehung eines Architekten für richtig, der die erarbeiteten Kriterien "juristisch sattelfest" formulieren könne. Zunächst müsse der Gemeinderat einen Aufstellungsbeschluss für eine neue Satzung fassen und einen Entwurf entwickeln. Dabei sollte eine Ortsbildanalyse erstellt und verschiedene Fragen geklärt werden: "Was ist uns wichtig, wo hat es bisher oft Ausnahmeregelungen gegeben?" Das Landratsamt könne zur Beratung hinzugezogen werden. Im Rahmen einer vierwöchigen Auslegung könnten auch Bürger Anregungen einbringen. Die vorliegende Ortsgestaltungssatzung in Dietramszell ist nach Ansicht des Kreisbaumeisters "gar nicht so schlecht". Sie lege möglichen Entwicklungen allerdings ein zu enges Korsett an.

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