Dorfbewohner haben oft Probleme, ihren täglichen Bedarf zu decken. Weil sich kleine Läden nicht mehr rechnen, werden vielerorts Vollsortimenter auf der grünen Wiese oder in Gewerbegebieten gebaut - mit der Gefahr, dass die Dörfer weiter ausbluten. Auch in Ascholding könnte es bald einen großen Edeka-Markt geben, allerdings in unmittelbarer Anbindung an den Ort und nicht auf der grünen Wiese, wie Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) am Dienstag im Gemeinderat betonte.
Für die Nahversorgung vor allem älterer Menschen sei ein fußläufig erreichbarer Lebensmittelmarkt wichtig. Zwar gibt es in Ascholding seit fast 30 Jahren einen kleinen Edeka-Markt an der Hauptstraße. Weil sich dieser aber nicht mehr rechnet, hat Betreiber Kaspar März-Kastenmüller bei Edeka-Südbayern eine Anfrage nach einer Erweiterung gestellt, die positiv beurteilt wurde. Am Dienstag wurden im Gemeinderat erste Pläne des Münchner Büros "Plan und Projekt" vorgestellt: Demnach sollen an der Staatsstraße, gegenüber dem neuen Gewerbegebiet, zwei Gebäude in Holzbauweise entstehen: ein 1200 Quadratmeter großer Edeka-Markt mit Postfiliale, Backshop, Metzgerei und Café. Zudem ist auf dem Grundstück, das März-Kastenmüller gehört, ein 400 Quadratmeter großes Nebengebäude geplant, in dem eine Apotheke und ein von der Gemeinde seit langem gewünschter, zweigruppiger Kindergarten Platz finden könnte. Im Obergeschoss soll ein Büro und eine Betriebsleiterwohnung eingerichtet werden. Auch ein kleines Gebäude für die Feuerwehr wurde auf Wunsch der Gemeinde in den Planungen berücksichtigt.
Wie Architekt Michael Iking erklärte, sei der neue Edeka-Markt mit dem Auto gut erreichbar, öffne sich aber mit einer Glasfront an der Eglinger Straße auch zum Dorf hin. "Wir achten darauf, dass die Gebäude in die Umgebung passen", sagte Iking. Der bestehende Edeka-Laden an der Hauptstraße wird nach Aussagen des Betreibers solange geöffnet bleiben, "bis man eine andere Lösung hat". Das kleine Geschäft habe aber keine Zukunft, sagte März-Kastenmüller, der auch Edeka-Märkte in Bad Tölz und Lenggries betreibt. Bei Edeka sieht man in Ascholding genügend Kundenpotenzial für einen Vollsortimenter. Die Entscheidung sei auf Basis einer Standort- und Wirtschaftlichkeitsanalyse gefallen, erklärte Gebietsleiter Stefan Kellermann. Denn mit Ausnahme des Netto-Marktes im Gewebegebiet in Egling gebe es für die insgesamt 11 000 Dietramszeller und Eglinger Bürger keinen Vollsortimenter in der Nähe. Kunden müssten deshalb nach Geretsried, Wolfratshausen, Holzkirchen oder Bad Tölz fahren. Zudem sei der Standort an der Staatsstraße günstig. Die stark frequentierte Nord-Süd-Verbindung biete zusätzliches Kundenpotenzial. Die Versorgung der Bürger werde langfristig gesichert, denn Edeka schließe Mietverträge über 15 Jahre, die in der Regel auf 30 Jahre verlängert würden.
Im neuen Markt könnten 20 Arbeitsplätze entstehen und Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde generiert werden. Die Pläne wurden im Gemeinderat überwiegend positiv aufgenommen. Bedenken meldeten allerdings Ascholdinger Gemeinderäte an: Josef Hauser (FW) fürchtet um den dörflichen Charakter des Ortes. Zwar sehe er die Notwendigkeit der Nahversorgung. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass Dörfer zu gesichtslosen Einheitssiedlungen verkämen. Auch Christa Poschenrieder (BLD) sagte, sie sei nicht glücklich, "dass jedes Dorf einen Vollsortimenter bekommt". Denn dann siedelten sich vermutlich keine kleinen Läden mehr an. Zweiter Bürgermeister Michael Häsch (CSU) warnte vor einer "nostalgischen Sicht" auf den Kunden, der am Ende doch lieber in großen Märkten mit Parkmöglichkeiten einkaufe. Edeka sei ein fairer Partner, der viel Wert auf Regionalität lege, sagte Häsch. "Einem Discounter würde ich nicht zustimmen". Bei einer Versammlung am 11. Januar können sich auch die Bürger ein Bild machen. Erst danach will der Gemeinderat entscheiden.