Dietramszell:Geldstrafe für Unfallfahrer

Dietramszell: Der Unfall im Mai, für den der Autofahrer jetzt verurteilt wurde, ging halbwegs glimpflich aus. Zwei Motorradfahrer starben später an der Stelle.

Der Unfall im Mai, für den der Autofahrer jetzt verurteilt wurde, ging halbwegs glimpflich aus. Zwei Motorradfahrer starben später an der Stelle.

(Foto: Hartmut Pöstges)

48-Jähriger muss 4800 Euro zahlen, weil er zwischen Tattenkofen und Ascholding beim Überholen nicht aufgepasst hat.

Von Benjamin Engel, Dietramszell

Für Amtsrichter Helmut Berger ist es reines Glück, dass nichts Schlimmeres passiert ist: "Wissen Sie, dass es auf der Strecke zwei tödliche Unfälle im Sommer gab?", fragt er den angeklagten 48-jährigen Mann aus Taufkirchen, der einen schweren Unfall verursacht hatte und sich deshalb vor dem Amtsgericht verantworten musste. Er wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 4800 Euro verurteilt. Der Mann wollte im Mai auf der Staatsstraße 2072 zwischen Tattenkofen und Ascholding überholen und scherte auf die Gegenfahrbahn aus. Dort stieß er mit dem aus Richtung Norden entgegenkommenden Auto einer 51-jährigen Königsdorferin seitlich zusammen. Die Frau stauchte sich die Wirbelsäule.

Der Angeklagte hatte sich am 20. Mai dieses Jahres um seine pflegebedürftigen Eltern in Geretsried gekümmert und von dort auch im Home Office gearbeitet. Am Nachmittag fuhr er über Tattenkofen nach Hause. Noch vor Ascholding wollte er überholen. Das Auto vor ihm sei ihm mit schätzungsweise 85 Stundenkilometern - erlaubt ist an dieser Stelle Tempo 100 - zu langsam gefahren, sagte er. "Auf einmal ist ein Auto nur wenige Meter vor mir auf mich zugekommen." Wie er das Fahrzeug übersehen konnte, konnte der Mann nicht erklären. Er habe noch versucht nach rechts auszuweichen. Dann kam es zur Kollision. Es tue ihm leid, dass die Fahrerin zu Schaden gekommen sei. Mittlerweile sei er sehr vorsichtig beim Autofahren geworden und verzichte im Zweifelsfall lieber darauf zu überholen.

Die geschädigte Königsdorferin leidet noch immer unter dem Unfall: "Seelisch geht es mir nicht gut. Ich fahre noch nicht wieder Auto", sagte sie unter Tränen. Sie habe noch gesehen, wie der Mann mit seinem Auto ausgeschert habe. Dann sei es so schnell da gewesen. "Dann hat es gescheppert." Zwar habe sich der Mann bei ihr sofort entschuldigt. Dass er sie nicht gesehen habe, wie er behauptete, könne sie nicht glauben. Nach dem Unfall habe sie zwei Wochen lang nur im Bett liegen können.

Die Staatsanwältin forderte eine Geldstrafe von 2250 Euro und einen Monat Fahrverbot. Der Verteidiger hielt eine Geldstrafe für ausreichend. "Das ist nicht der typische Raser-Vorgang", sagte er. Richter Berger erklärte, die Strecke werde unterschätzt. Die Geldstrafe hielt er für tat- und schuldangemessen.

Nach Überholmanövern von Autofahrern starben im August und Oktober zwei Motorradfahrer auf der Strecke zwischen Tattenkofen und Ascholding. Die Straße ist alt, hat Risse und Schlaglöcher. Laut Stefan Vogt vom Staatlichen Bauamt Weilheim soll die Straße saniert werden, sobald Geld dafür bewilligt ist. Die Sanierung sei unabhängig von den Unfällen geplant, sagt er. Auf der Strecke blitzt die Polizei derzeit vermehrt. Der Geretsrieder Dienststellenleiter Walter Siegmund sieht trotz des vielen Verkehrs dort keine Notwendigkeit für weitere Maßnahmen. Er appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, im Zweifelsfall nicht zu überholen: "Ein Kraftfahrzeug ist eine tödliche Waffe."

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