Flüchtlinge:Bürger wollen Schwimmbecken als Unterkunft verhindern

Flüchtlinge: Hier unten sollen 35 Flüchtlinge schlafen: Das Becken im Ascholdinger Hallenbad würde mit Teppich ausgelegt und Betten darin aufgestellt werden.

Hier unten sollen 35 Flüchtlinge schlafen: Das Becken im Ascholdinger Hallenbad würde mit Teppich ausgelegt und Betten darin aufgestellt werden.

(Foto: Hartmut Pöstges)
  • In Dietramszell im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sollte darüber entschieden werden, ob Flüchtlinge in einem leeren Schwimmbecken übernachten sollen.
  • Nun bieten Bürger Wohnungen und Grundstücke als mögliche Unterkünfte an.

Von Petra Schneider und David Costanzo, Dietramszell

In die Debatte über die Unterbringung von Flüchtlingen im Hallenbad Ascholding ist Bewegung gekommen: Weil der Gemeinde Dietramszell aus der Bürgerschaft mehrere Wohnungen und mögliche Standorte für Unterkünfte genannt worden seien, werde der Gemeinderat an diesem Dienstag keine Entscheidung über das Schwimmbad treffen, sagte Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (Bürgerliste Dietramszell).

Zunächst müsse das Landratsamt die Adressen prüfen; zudem könne neben dem Dietramszeller wohl auch das Ascholdinger Pfarrheim belegt werden. Die Bürgermeisterin zeigte sich zuversichtlich, dass das Hallenbad nicht als Unterkunft gebraucht wird - und die Asylbewerber darum auch nicht im Schwimmbecken schlafen müssen. Gröbmaier bekräftigte: "Das Hallenbad ist für alle eine absolute Notlösung. Das Ziel ist, die Belegung zu vermeiden."

Nach aktuellen Prognosen muss die 5000-Einwohner-Gemeinde bis zum Jahresende etwa 70 Flüchtlinge aufnehmen. Händeringend sucht man daher nach privaten Wohnungen und Unterkünften. Findet die Gemeinde nicht genügend, steht das über 40 Jahre alte Hallenbad an erster Stelle ihrer Prioritätenliste, darauf folgt die Schulturnhalle in Dietramszell. Die Bürgermeisterin unterstrich, dass eine Abtrennung der Halle von Schulhof, Aula und Hort baulich nicht möglich sei. Es sei organisatorisch nicht machbar, den Sportunterricht in andere Hallen zu verlegen.

Der Plan fürs Schwimmbecken: Teppiche, Betten, Kochgelegenheiten

Selbst beim Landratsamt sieht man das in die Jahre gekommene Hallenbad in Ascholding als "schlechte Lösung", die aber besser sei als keine. Deshalb will die Behörde im Notfall dort nur Männer, höchstens 35, unterbringen - Familien sei das nicht zuzumuten.

Die Planungen sind bereits konkret: In dem seit Wochen entleerten Becken würden Teppichboden ausgelegt und Betten aufgestellt werden. Die Schräge zwischen flachem und tiefem Beckenbereich würde bleiben. Eine Absicherung soll angebracht werden, um Stürze zu verhindern. In den Damenduschen könnten Kochgelegenheiten und Waschmaschinen aufgestellt werden. Die Flüchtlinge müssten womöglich wochenlang im Hallenbad ausharren - solange, bis Wohnungen gefunden sind oder die Gemeinde eigene Unterkünfte baut.

Flüchtlinge: Die Entscheidung darüber will der Gemeinderat Dietramszell vertagen, weil zunächst neue Adressen auf ihre Tauglichkeit als Unterkunft geprüft werden.

Die Entscheidung darüber will der Gemeinderat Dietramszell vertagen, weil zunächst neue Adressen auf ihre Tauglichkeit als Unterkunft geprüft werden.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Mögliche Alternative: ein Containerdorf

Derzeit werden mögliche Grundstücke geprüft - welche, wollte die Bürgermeisterin nicht sagen. Der Ascholdinger DLRG-Mann und frühere ÖDP-Kreisrat Josef Maier, der bereits in der Informationsveranstaltung in der vergangenen Woche das Wort ergriffen hatte, wird konkreter: Er habe Gröbmaier ein privates Grundstück in der Nachbarschaft des Hallenbads angeboten, auf dem ein Container-Dorf entstehen könne. Die Bürgermeisterin habe es bereits dem Landratsamt gemeldet.

Noch dazu hätten er und Mitstreiter in Taufkirchen acht Wohncontainer für rund 30 Menschen organisiert, die dem Landkreis oder der Gemeinde Dietramszell günstig überlassen würden. Damit sei das Grundstück noch nicht ausgereizt. Die Belegung des Hallenbads müsse unbedingt vermieden werden, weil darin auch Schwimmer für den Rettungsdienst ausgebildet würden, den der Kreis von Gesetzes wegen sicherstellen müsse. Landrat Josef Niedermaier (FW) habe versprochen, dass Rettungseinrichtungen tabu seien. Wenn jedoch die neuen Standorte ungeeignet sind oder nicht ausreichen, muss der Gemeinderat doch über das Hallenbad entscheiden.

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