Dietramszell:Behördenfunk contra Windkraft

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Eigentlich wollte die Gemeinde Dietramszell den Zeller Wald als Vorrangfläche für Windräder ausschreiben. Doch diesen Entschluss ignoriert nun ausgerechnet das bayerische Innenministerium.

Petra Schneider

Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) ist sauer. Im September hatte der Gemeinderat beschlossen, einen Teilflächennutzungsplan für Windkraftanlagen im Zeller Wald aufzustellen. Damit wollte die Gemeinde eine Konzentrationsfläche für Windräder festlegen und andere Nutzungen dort ausschließen. Das bayerische Innenministerium hat den Beschluss aber ignoriert und der Gemeinde mitgeteilt, dass auf dem Areal südlich von Dietramszell ein 40 Meter hoher Mast für den digitalen Behördenfunk aufgestellt wird.

Der Zeller Wald - hier die dort liegende Kapelle Maria Elend - ist Standort eines Behördenfunkmasts. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Begründung: Der Ausbau des digitalen Behördenfunks, der einen störungsfreieren Funkbetrieb für Polizei, Feuerwehren und Rettungsdienste ermöglichen soll, habe Vorrang vor möglichen Windanlagen. Für Bürgermeisterin Gröbmaier ist dieses Vorgehen nicht akzeptabel. "Es ist ärgerlich, dass die Regierung Beschlüsse des Gemeinderats einfach über den Haufen wirft." Auch ein Widerspruch mit Hinweis auf den Flächennutzungsplan habe nichts genutzt. "Doppelt ärgerlich ist, dass der Funkmast gar nicht für uns, sondern für die Versorgung im Landkreis Miesbach genutzt wird." Durch den Behördenfunkmast im Zeller Wald reduzierten sich mögliche Standorte für Windräder, davon ist Gröbmaier überzeugt.

Markus Dengler, Sprecher der zuständigen Projektgruppe im Innenministerium, kann den Unmut nicht nachvollziehen. Weil ein Ingenieurbüro die Auswirkungen des Sendemasts auf zwei Windrad-Standorte im Zeller Wald nachgefragt habe, seien Messungen vorgenommen worden. "Diese haben keine Beeinträchtigung durch den Funkmast ergeben." Von einer solchen Anfrage wisse sie nichts, sagt wiederum Gröbmaier. Auch die Ergebnisse der Messungen könnten sie nicht überzeugen. "Sicher kann man nicht sagen, wie sich das auswirkt."

Ob und wie viele Windräder im Zeller Wald stehen könnten, ist derzeit noch völlig offen. Nach wie vor wartet die Gemeinde auf die Daten des Planungsverbands Oberbayern, die im Landkreis geeignete Areale aufzeigen sollen. Der bayerische Windatlas von 2010 habe jedenfalls mehrere mögliche Standorte in Dietramszell verzeichnet, sagte Gröbmaier. Darunter auch den Zeller Wald, der für die Bürger am verträglichsten sei: Die Windräder wären weit entfernt von Wohnbebauung und nah am Gemeindegebiet von Holzkirchen.

Mit dem Nachbarn will Dietramszell beim Thema Windkraft zusammenarbeiten. Man will damit vermeiden, dass es zu der Art von Konflikten kommt, wie sie der Landkreis Starnberg mit seinen Nachbarn um die Windkraftpläne in den Wadlhauser Gräben ausficht. "Es wäre sinnvoll, wenn wir eine Anlage gemeinsam betreiben könnten." Auch Holzkirchen habe im Grenzgebiet zu Dietramszell einen entsprechenden Flächennutzungsplan aufgestellt, sagte Gröbmaier. In Dietramszell hat es bereits zwei Bauanfragen für Windräder von Bürgern gegeben. Sie wurden vertagt, weil die Empfehlungen des Regionalen Planungsverbands noch ausstehen.

Um der Gefahr eines Wildwuchses durch die Genehmigung von Einzelanträgen vorzubeugen, sei eine ausgewiesene Konzentrationsfläche wichtig. "Wir wollen das lenken und Windkraftanlagen in Form von Bürgerbeteiligungsmodellen verwirklichen", sagte Gröbmaier. Durch den Funkmast würden diese Pläne nun erschwert.

© SZ vom 23.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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