Dietramszell:Anzeige wegen Galgen-Drohung

Im Sommer hatte er die Hindenburgbüste am Kloster in Dietramszell abmontiert - um eine Diskussion anzuregen. Nun hat ein Karnevalsverein den Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner symbolhaft an den Galgen gebracht. Das findet er nicht witzig und erstattet Anzeige.

Der Münchner Aktionskünstler Wolfram P. Kastner hat Anzeige gegen Georg Lindmeyr erstattet. Lindmeyr, Vorsitzender des Trachtenvereins Edelweiß, hatte bei der Bettelhochzeit am Faschingsdienstag in Dietramszell-Schönegg das "Unwort des Jahres" präsentiert: "Aktionskünstler" und dazu eine am Galgen hängende Figur mit der Aufschrift "Aktionskünstler, Obacht gem".

Kunstaktion in Dietramszell
:"Kein Platz dem Hindenburg"

Die Dietramszeller wissen nicht, wie sie mit der Büste des früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg umgehen sollen. Da montieren Aktionskünstler den Kopf einfach ab. Zerstören kommt für sie allerdings nicht in Frage.

Von Petra Schneider

Kastner, der im Juli die Hindenburgbüste am Kloster in Dietramszell abmontiert hatte, um einen Diskussionsprozess in der Gemeinde anzuregen, will mit seiner Anzeige erreichen, dass wegen "Bedrohung und aller in Betracht kommenden Straftatbestände" ermittelt wird.

Lindmeyr war am Mittwoch telefonisch nicht zu erreichen. Er hatte sich bereits bei der Bürgerversammlung, die eine Woche nach der Kunstaktion stattgefunden hatte, entrüstet über Kastner geäußert. Es gehe doch nicht an, dass "sogenannte Künstler" aus München kämen und einfach die Büste abschraubten. Es handele sich schließlich um die Dietramszeller Geschichte, wetterte Lindmeyr damals.

Die Rolle Hindenburgs als Steigbügelhalter der Nazis wird in der offiziellen Dietramszeller Ortspolitik nach wie vor in Frage gestellt.

© SZ vom 19.02.2015 / schp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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