Dietramszell:Am Faschingsdienstag ist Schluss mit bärtig

Bartclub Steingau

Andreas Hölzl und sein Bartclub Steingau freuen sich über Voll-, Ziegen- und Flaumbärte.

(Foto: Manfred Neubauer)

In Steingau haben sich 74 Männer nur zur Gaudi ein gutes Vierteljahr lang nicht rasiert. Damit wird eine 150 Jahre alte Tradition wiederbelebt

Von Petra Schneider, Dietramszell

So viel Bart ist selten: Mehr als sechzig Männer stellen sich am Samstag vor dem Wirtshaus Steinbacher in Steingau zum Fototermin auf. Das Fassl steht bereit, gekrönt ist es mit einem Holzschild: "Bartclub Steingau 2017" samt Vollbart-Logo, das auch auf den eigens entworfenen Pullovern aufgedruckt ist. Seit Faschingsbeginn am 11. November haben sich die 74 Mitglieder des Bartclubs Steingau nicht rasiert, so schreiben es die Regeln vor. Am Rosenmontag ist Ritteressen, danach dürfen die Bärte ab. Zur Feier des Tages zapft Andreas Hölzl das Fassl an, hundert Liter Freibier gibt es und eine letzte gemütliche Herrenrunde.

Damit geht eine Tradition zu Ende, die selbst schon einen langen Bart hat: Vor rund 150 Jahren wurde der erste Bartclub in Steingau gegründet und seither des öfteren im Fasching wiederbelebt; dieses Mal anlässlich der 1200-Jahr-Feier des Dorfs. Das Ziel damals wie heute: Der Bart muss wachsen.

Wie sich am Samstag zeigt, ist das Ergebnis unterschiedlich: Der Bart von Organisator Andreas Hölzl ist noch üppiger geworden, bei Lenz Rauh hat sich ein zwar langer, aber eher spärlicher Ziegenbart entwickelt. Um Mund und Kinn von Alfons Aichler sprießt auch nach dreieinhalb Monaten nur ein heller Flaum. Der 18-Jährige, einer der Jüngsten im Club, nimmt das gelassen. Dem Bartwuchs könne man schließlich nicht nachhelfen. Aber er sei bei jeder Versammlung gewesen, "und des hat Spaß gmacht". Wie die meisten anderen ist er froh, wenn der Bart wieder runterkommt. Unangenehm sei das viele Haar im Gesicht, findet auch Florian Rest. Und seiner Frau sei ein glatt rasierter Mann sowieso lieber.

Organisator Hölzl lässt seinen Bart noch ein paar Wochen stehen. Der 32-Jährige spielt beim Jubiläums-Theaterstück mit, das am 24. März Premiere im Schneider-Stadl in Steingau feiert. Und für seine Rolle, da brauche es nun einmal einen Bart. Strafen wegen vorzeitiger Rasur habe er nicht aussprechen müssen, erklärt Hölzl. Aber für drei Mitglieder gab es aus anderen Gründen Sanktionen: Weil sie ihren Bartkamm nicht vorweisen konnten, der laut Statuten verpflichtend mitgeführt werden musste, wurden einige Goaßnmaß fällig.

Am Faschingsdienstag ist offizieller Rasurtermin beim Friseur Kotz in Dietramszell. Dort wird die Ausbeute gewogen und die schwerste Haarpracht mit einem Preis geehrt. "Wahrscheinlich mit einem Gutschein beim Wirt", sagt Andreas Hölzl. Die Hauptsache beim Bartclub sei aber nicht unbedingt der Bart, erklärt er, sondern das "griabige Zammhocken" zweimal im Monat. Und das sei richtig bärig gewesen. Dass bei jedem Treffen um die 40 Männer gekommen seien, "das war einmalig" - zumal in einem Ort mit nur rund 180 Einwohnern.

So ein Bartclub sei wichtig für die Dorfgemeinschaft, findet auch Sepp Thalhammer, der mit 60 eines der älteren Mitglieder ist. Dass es sich bei der Bartclub-Gemeinschaft um eine Männerrunde handelt, versteht sich: Denn Damenbärte sind definitiv ausgeschlossen.

"So, und jetzt grimmig schaun", ruft Hölzl beim Fototermin. Das tun sie dann auch und sehen genauso bärtig und finster aus wie die Protagonisten einer Fotografie, die im Gang beim Wirt hängt. "Vollbart Verein Steingau Wettlkam 1894-95" steht darunter.

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