Die Spider Murphy Gang in Bad Tölz:"Das reißt uns mit!"

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Am Samstag wird Günther Sigl im Kurhaus "Skandal im Sperrbezirk" anstimmen. Was dann passiert? Der Gründer der Spider Murphy Gang freut sich darauf. Seit 30 Jahren, immer wieder.

Benjamin Engel

Die Haare sind kürzer und grauer geworden, aber ansonsten hat sich für Günther Sigl auf der Bühne wenig verändert: "Wir waren eben schon immer eine Live-Band." (Foto: Hartmut Pöstges)

Vor 30 Jahren hatte die Spider Murphy Gang ihren ersten Hit: Der Song "Skandal im Sperrbezirk" schoss 1982 an die Spitze der Charts. Auch heute noch spielt die Münchner Rock'n Roll-Band mit ihren Liedtexten in bairischer Mundart 80 bis 100 Konzerte im Jahr. Ihre nächste Station ist Bad Tölz. Die SZ sprach mit Bandgründer Günther Sigl.

SZ: "Skandal im Sperrbezirk"- macht es Ihnen eigentlich noch Spaß, diesen Song zu spielen?

Günther Sigl: "Skandal" ist das beste Beispiel: Die Leute erkennen es, sobald der erste Akkord kommt, und singen mit. Da haben wir das Gefühl: Das ist ein aktueller Nummer Eins-Hit! Das reißt uns mit! Aber wir reproduzieren ja nicht nur die alten Hits. Es gibt neue Arrangements und Improvisationsteile, in denen die Musiker ihr Können zeigen können. Und ein Unplugged-Programm ist sowieso anders, da haben wir keinen Synthesizer. Wir spielen auch alte Songs von Elvis oder "Rock around the clock". Dazwischen erzähle ich Geschichten.

Warum wollen die Leute immer noch diese alten Lieder hören?

Songs wie "Skandal", "Schickeria", "Wo bist du" oder "Ich schau dich an" sind heute allgemeines Liedgut. Da kommen nicht bloß Rock'n Roll-Anhänger, sondern auch ganz junge Leute und singen mit. Wir machen Unterhaltung, die Leute haben ihren Spaß, wir auch. Wir waren eben schon immer eine Live-Band.

Haben Sie nie ans Aufhören gedacht?

Nein. Musik begleitet mich durchs ganze Leben. Ich sitze noch jeden Tag an der Gitarre, spiele alles Mögliche und mache selber Songs. Aber wir haben auch schwere Zeiten gehabt. Die schwierigste kam mit unseren großen Erfolgen. Großer Erfolg ist immer problematisch für eine Band. Jeder hat seine Bedürfnisse. Dann ist Michael Busse ausgestiegen. Der Hype um die Neue Deutsche Welle nahm ab. 1986 kamen Kommentare in den Zeitungen: "Absturz: Spider Murphy Gang tingelt jetzt über die Dörfer". Die Plattenverkäufe gingen von einer Million auf 500 000 zurück. Wir haben aber live gespielt und immer unser Publikum gehabt. Wir waren halt wieder eine bayerische Rock'n Roll-Band.

Wo treten Sie heute überall auf?

Wir haben Auftritte im deutschsprachigen Raum, in ganz Deutschland, der Schweiz und in deutschen Enklaven in Holland und Belgien. Am Wochenende haben wir auf einem Festival in Südtirol gespielt. Unsere Musik kommt überall an. Wir geben Clubkonzerte, spielen auf Marktplätzen. Da sind bis zu 10 000 Leute da. Beim Konzert zu unserem 35-jährigen Bandjubiläum im Olympiastadion waren es sogar 40 000. Unplugged spielen wir vor 500 bis 3000 Besuchern.

Heuer hat Christian Ude der Spider Murphy Gang die Medaille "München leuchtet" für besondere Verdienste um München verliehen. Hätten Sie mit so etwas als Rock'n'Roller je gerechnet?

Man stellt sich nicht vor, einmal zum Kulturbetrieb zu gehören. Aber man freut sich, wenn das Musikschaffen so anerkannt wird. Und München ist schließlich meine Inspiration gewesen. Da habe ich meine Themen rausgenommen. Heute ist Rock'n Roll ja nicht mehr als Jugendmusik zu verstehen oder als Rebellion. Als wir angefangen haben Musik zu machen, war die Rock'n Roll-Zeit auch schon vorbei. Da kam die Beat-Zeit. Wir wollten so sein wie die Beatles. Ich habe mir die Haare über die Ohren wachsen lassen - ich habe ja damals eine Banklehre gemacht. Da kam der Direktor und hat gesagt, mit so einer Frisur könne er mich nicht mehr am Schalter einsetzen. Ein paar Jahre später bin ich dann mit einem halben Meter langen Haaren am Schalter gestanden. Da war das in der Gesellschaft etabliert.

Wie lange werden Sie noch auftreten?

Ich kann mir nicht vorstellen, keine Musik zu machen. Chuck Berry und die alten Bluesmusiker treten ja auch mit über 80 noch auf. Man muss halt gesund bleiben.

Spider Murphy Gang, Samstag, 3. November, Tölzer Kurhaus, 20 Uhr, Karten über München Ticket

© SZ vom 31.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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