Die Bedürfnisse der Wirtschaft:IHK will Zuzug erleichtern

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15,5 Prozent der Beschäftigten im Landkreis sind Ausländer

Der Arbeitsmarkt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wird zunehmend stärker von Ausländern gestützt. Der Anteil der Beschäftigten ohne deutschen Pass stieg allein in den vergangenen fünf Jahren von 10,3 auf 15,5 Prozent. Insgesamt mehr als 5 600 Ausländer gehen im Landkreis einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, zeigen die aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur. Weil immer mehr Fachkräfte fehlen und zugleich die Zahl der offenen Stellen steigt, fordert die IHK für München und Oberbayern nun eine Reform des Zuwanderungsgesetzes. Der Vorsitzende des Regionalausschusses der IHK für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Reinhold Krämmel, kritisiert: "Das derzeitige Reglement geht an den Bedürfnissen der Wirtschaft vorbei. Trotz Vollbeschäftigung gibt es große Personallücken in den Unternehmen, deswegen sind Zuwanderer mittlerweile ein wichtiges Fachkräftepotenzial."

Zu 52 Prozent wird der Stellenausbau im Landkreis aktuell von ausländischen Fachkräften getragen. Die meisten Neuankömmlinge in Bayern stammen aus EU-Ländern, vor allem aus Rumänien, Kroatien, Polen und Ungarn. Die Zuwanderung aus Drittstaaten ist dagegen marginal. Die IHK kritisiert diesen Zustand, den sie auch darauf zurück führt, dass die Zuwanderung aus außereuropäischen Ländern "zu unübersichtlich und realitätsfern geregelt sei". Krämmel fordert deshalb: "Wie andere Industrieländer brauchen wir eine gesteuerte Zuwanderung, die wirksam auf Engpässe am Arbeitsmarkt reagiert."

Neben generellen Erleichterungen für Zuwanderer mit einem konkreten Jobangebot in Deutschland schlägt die IHK ein Punktesystem nach dem Beispiel Kanadas vor. Krämmel unterstreicht jedoch auch, dass die Zuwanderung nur eines von mehreren Instrumenten zur Linderung des Fachkräftemangels sei. Er kritisiert, dass die Politik mit der Rente mit 63 die "Anstrengungen der Betriebe zur Beschäftigung Älterer konterkariert" habe. Der Fachkräftemangel habe sich dadurch "noch einmal massiv und zum demografisch ungünstigsten Zeitpunkt verschlimmert", so Krämmel. Zudem warte die Wirtschaft weiter auf eine flächendeckende und bedarfsgerechte Kinderbetreuung sowie Ganztagsschulen, damit Familien Erziehung und Beruf besser vereinbaren könnten und die Erwerbstätigkeit von Eltern zunehme, sagt der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses.

© SZ vom 20.04.2018 / kasc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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